Wien/London. Nachdem internationale Journalisten eine Liste von Kunden der Schweiz-Niederlassung der Großbank HSBC veröffentlicht haben, die möglicherweise Steuern hinterzogen haben, will sich auch die österreichische Finanz die Daten besorgen. Ein entsprechendes Amtshilfeersuchen wurde Mittwoch abgeschickt, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums.
Auf Basis der EU-Amtshilferichtlinie sollen die französischen Steuerbehörden, denen die Liste schon seit 2009 vorliegt, jene Daten aushändigen, die Österreich betreffen. "Wir wollen Namen", so der Ministeriumssprecher in Wien. Rund ein Dutzend anderer Länder ermittelt schon längst auf Basis der Schweizer Bankdaten. Laut "News" finden sich 399 Kunden mit Österreich-Bezug auf der Liste ("Swiss Leaks"), die ein ehemaliger HSBC-Mitarbeiter entwendet hatte. Von 1975 bis 2006 haben sie 1.200 Konten bei der HSBC Schweiz eröffnet.
Österreicher auf der Swiss-Leaks-Liste
Prominente Österreicher, die auf der nun öffentlichen Kundenliste des Schweiz-Ablegers der HSBC-Bank aufscheinen, betonen, nichts Unrechtes getan zu haben. "News", das in Österreich an den "Swiss-Leaks"-Recherchen beteiligt war, nennt in seiner aktuellen Ausgabe mehrere bekannte Österreicher. Die meisten der HSBC-Kontoinhaber versicherten dem Magazin, alle Steuern ordnungsgemäß bezahlt zu haben.
Die Daten, die dem Journalisten-Aufdeckerkonsortium ICIJ vorliegen, bringen laut "News" in Österreich bekannte Personen mit Konten in Verbindung, die großteils auf Offshore-Firmen bzw. Buchstaben-/Zahlenkombinationen lauteten.
Auf der HSBC-Liste, die ein Ex-Bankmitarbeiter entwendet und 2009 an die französischen Steuerbehörden übergeben hat, finden sich laut "News" unter anderem zwei Namen aus der Swarovski-Familie. Bei einem, Helmut Swarovski, gehe aus den Daten nicht hervor, um welche Art von Konto es sich gehandelt hat. Auf Anfrage des Magazins hieß es dazu von Swarovski, dass das Konto 2007 eröffnet worden sei, um Einzahlungen für ein geplantes Investment zu tätigen. Das Investment habe im Endeffekt nicht stattgefunden, das Konto sei daher wieder geschlossen worden. Die Kontoeröffnung bei HSBC sei von der Gegenseite verlangt worden. Alles sei stets ordnungsgemäß deklariert worden. Es habe sich nicht um ein Konto im Namen Helmut Swarovkis gehandelt, sondern um eines "seiner Holdinggesellschaft".
Weiters soll - laut "News" - der Milliardär Martin Schlaff in Zusammenhang mit vier Konten bei der Schweizer Bank stehen: mit einem Nummernkonto und drei Konten mit den Namen "Universal Finanz Holding AG", "Universal Capital Bank" und "UC Financial Limited". Lediglich letzteres Konto dürfte "News" zufolge noch aktiv gewesen sein, wobei Schlaff hier als einer der wirtschaftlich Berechtigten genannt sei. Ein Schlaff-Sprecher teilte "News" dazu mit, dass die Konten bei der HSBC - damals Republic-National Bank of New York - in Zusammenhang mit den drei genannten Unternehmen gestanden seien, "bei denen Herr Martin Schlaff Organ-bzw. Aktionärsfunktion ausübte. Diese Funktionen wurden den österreichischen Behörden selbstverständlich nie verheimlicht und daraus resultierende Einkünfte ordnungsgemäß in Österreich versteuert."