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Heimat bist du vieler Mobilfunker

Von Gregor Kucera

Wirtschaft
© fotolia/lassedesignen

Immer mehr virtuelle Provider starten in Österreich. Für Kunden heißt dies, wechselwillig den Tarifdschungel zu durchforsten.


Wien. Wowww! Yooopi! Yesss! HoT, Kwikki - Nein, es geht nicht um neue Fachausdrücke der Jugendsprache. Bob, Eety, Ge(-)org! - Es geht auch nicht um Namen für den Nachwuchs. Billitel, Dialog Telekom, Delightmobile, Lycamobile, Volmobile, M:tel, Spusu und Co. - Erraten, es geht um Mobilfunkanbieter in Österreich. Und zwar nicht um jene großen drei Provider (A1, T-Mobile und Drei), die über eigene Infrastrukturen verfügen, sondern um deren (Billig-)Töchter und vor allem deren "Untermieter". Bis Jahresende soll die Zahl der "Zwischenhändler" auf mehr als 20 angewachsen sein.

Kundenparadies a. D.

Österreich war einst ein Land der Mobilfunkkunden. Damals, es war einmal, buhlten mehrere Anbieter mit eigener Netzinfrastruktur um Nutzer, waren die Gesprächskosten niedrig, ein neues Smartphone gab es als Gratiszugabe obendrauf und Gratisminuten, Geschenke und Kundenwünsche standen im Mittelpunkt. Ärger verursachten hohe Roaminggebühren und grenzwertige Datentarife bei Überziehung des inkludierten Kontingents. Dann brach die Zeit der Mobilfunkunternehmen an. Der Markt konsolidierte sich. Die Grundgebühren stiegen, Service-Pauschalen wurden eingeführt und die Kunden verirrten sich im Tarifdschungel der Anbieter und seltsamen Gebührenkonstrukten mit immer unverschämteren Bindungsfristen. Die neuen Smartphones waren nicht mehr billig und die Billig-Anbieter lockten.

Und jetzt? Jetzt ist immer noch die Zeit der Mobilfunkprovider, aber ohne großen Preisdruck und Billigtarif-Wettbewerb. Dafür aber mit Auflagen der EU-Kommission für die Öffnung der Netze nach den Übernahmen. Und somit wird die Netzinfrastruktur an andere Anbieter vermietet.

Die Zeit der Untermieter

Diese "Untermieter", im Terminus Technicus als "Mobile Virtual Network Operator (MVNO)" aka "virtueller Mobilfunkprovider" bezeichnet, mieten sich im Netz der großen drei Anbieter ein und sind im wesentlichen Wiederverkäufer, die ihren Kunden spezielle Pakete anbieten. In Zeiten des großen Preiskampfes am heimischen Markt kaum mehr zu finden, schießen nun immer mehr Anbieter hervor. Und wie ein Blick auf die aktuellen Mobilfunktarife zeigt, es ist viel Platz am Markt. Zwischen den Billigangeboten auf der einen und den Luxusverträgen auf der anderen Seite eröffnen sich den MVNOs zahlreiche Nischen. Als Billigstanbieter über die Masse, mit maßgeschneiderten Tarifen für Spezialisten oder etwa als hochpreisiger Player mit Zusatzangeboten, die Möglichkeiten sind groß und Kreativität gefragt. Seit kurzem am Markt sind HoT und ein Angebot des Kabelnetzbetreibers UPC, in den kommenden Monaten sollen nun Spusu vom Wiener Anbieter Mass Response, sowie Angebote von Tele2 und des Mobilfunkproviders M:tel folgen.

Veränderungen für Kunden

Die Angaben über die (Neu-)Kundenzahlen sind meist verhalten, wenn überhaupt erhältlich. Noch wird auch über die Umsätze in der Branche geschwiegen. Allen Anbietern sind jedoch ihre ambitionierten Ziele gleich. Möglichst viele Kunden sollen gewonnen werden. Unterschiedlich hingegen die Tarifstrukturen und die angesprochenen Zielgruppen.

Für die Kunden bringen diese Neuerungen einige Veränderungen mit sich. Ähnlich wie am Strom- und Gas-Markt wird in Zukunft Flexibilität angesagt sein. Ein Jahr hier, ein Jahr dort. Die eigene Telefonnummer bleibt erhalten, der Anbieter dahinter wird gewechselt. Die Tarifstrukturen sind für zahlreiche Nutzer seit eh und je ein unverständliches Dickicht aus Fallstricken und Hürden, die es zu überwinden gilt. Auch wenn die Anbieter stets betonen, dass ohnehin alles viel übersichtlicher und besser werde und sei. Und dass dieses Dickicht in Zukunft mit mehreren Anbietern lichter würde, scheint unwahrscheinlich. Eine Abhilfe bietet hier der Handytarif-Rechner der AK. Es wird sich in Zukunft auszahlen, genauer nachzurechnen und nachzuschauen. Das Einsparungspotenzial scheint auf jeden Fall sehr hoch.