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Schneckenbeuschel per Packerl

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Firmenchef Christof Kastner : "Wir wollen mit myProduct.at Geld verdienen."
© Kastner

Lebensmittel-Großhändler Kastner übernimmt Mehrheit am Startup myProduct.at, einem Onlineshop für regionale Spezialitäten.


Wien. Im wachsenden Onlinehandel mit Lebensmitteln will auch Großhändler Kastner stärker mitmischen: Das Familienunternehmen aus Zwettl beteiligt sich zu 55 Prozent am Onlineshop myProduct.at, den drei Studenten der FH Wieselburg vor fünf Jahren gestartet haben. Das Unternehmen versendet Spezialitäten von regionalen Produzenten.

In den kommenden Monaten sollen Produkte des Bio-Großhändlers Biogast in den Onlineshop integriert werden, kündigt Firmenchef Christof Kastner an. Die Kastner-Tochterfirma hat 12.000 Bioprodukte im Sortiment.

Paket-Katapult als Härtetest

Rainer Neuwirth, Thomas Poscher und Michael Schruef haben myProduct.at während ihres Studiums gegründet und bieten kleinen Produzenten die Möglichkeit, ihre Produkte überregional zu verkaufen. Alle drei Gründer - mittlerweile haben sie ihr Studium absolviert - stammen aus einer Familie mit einem landwirtschaftlichen Betrieb, erzählt Neuwirth. Intensiv getüftelt haben die Gründer an der Verpackung: "Wir haben ein Monat lang Pakete aus unserer Wohngemeinschaft acht Meter hinuntergeworfen, bis wir eine Verpackung gefunden haben, die das ausgehalten hat", so Neuwirth. Getestet wurde auch mit einem Katapult - das Video ist auf der Shopwebsite zu sehen.

Zu Beginn waren 50 Produkte von drei Produzenten verfügbar. Derzeit werden 3500 Produkte von 200 Produzenten angeboten - vom Schneckenbeuschel über eine Schnaps-Bibel bis zu handgestrickten Socken. Monatlich kommen mehr als hundert neue Produkte hinzu. Hersteller zahlen einmalig 490 Euro. Das Team von myProduct.at erstellt Fotos, ein Video und eine Beschreibung des Herstellers für die Shopwebsite.

Lager gibt es keines: Die Produkte werden vom Hersteller verpackt und verschickt oder - wenn ein Kunde Produkte von verschiedenen Erzeugern bestellt - vom Paketdienst DPD an den Kastner-Standort in Amstetten gebracht und dort kommissioniert. Geliefert wird mit DPD innerhalb von maximal sieben Werktagen. Nicht im Sortiment finden sich Produkte, die gekühlt werden müssen. "Wir halten ein Mehrwegsystem für Kühlboxen für nicht wirtschaftlich darstellbar", begründet das Kastner. Skeptisch ist er in puncto Abholstationen, auf die Mitbewerber Pfeiffer (Zielpunkt, Unimarkt) setzt.

Billa erweitert Liefergebiet

Kastner betreibt seit 2004 Onlineshops für Firmenkunden, mit der Mehrheitsübernahme von myProduct.at können auch Privatkunden bestellen. Auch eine Lieferung ins Ausland ist geplant.

"Wir wollen mit myProduct.at Geld verdienen", betont Kastner. Das sei mit den normalen Margen im Lebensmittelhandel nicht möglich. Stehen regionale Produkte im direkten Preisvergleich zu Markenprodukten großer Hersteller, würden Konsumenten aufgrund des Preises eher zu Markenprodukten greifen, so Kastner.

220 Millionen Euro wurden laut KMU Forschung Austria 2013 in heimischen Lebensmittel-Internetshops ausgegeben. Das entspricht allerdings erst ein Prozent des Gesamtumsatzes. Die Rewe-Tochter Billa hat in der Vorwoche ihr Liefergebiet erweitert und stellt nun in allen Bundesländern außer Tirol und Vorarlberg (zumindest in Teilen des Bundeslandes) zu. Spar hingegen will mit dem Onlineverkauf von Lebensmitteln abwarten, so Spar-Chef Gerhard Drexel: "In der Regel wird hier viel Geld verbraten".

Das 1828 gegründete Familienunternehmen Kastner beschäftigt an acht Standorten 800 Mitarbeiter und erzielte im Vorjahr 199 Millionen Euro Umsatz. Kastner betreibt Abholmärkte und beliefert Nah&Frisch-Standorte in Ostösterreich, Tankstellen, Bäckereien und die Gastronomie.

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