Wien. (apa/kle) Nachdem die für Mittwoch vergangener Woche angekündigte Revolution nicht stattgefunden hat, soll der OMV-Aufsichtsrat nun diesen Freitag entscheiden, wer Gerhard Roiss an der Spitze des teilstaatlichen Öl- und Gaskonzerns nachfolgt.

Formal hätte es ja schon vergangene Woche eine glatte Sache sein müssen: Bereits im Vorjahr war beschlossen worden, dass der Vertrag von Roiss vorzeitig aufgelöst wird (per Ende Juni 2015). Ein Grund wurde nie genannt, obwohl es, so OMV-Aufsichtsratschef Rudolf Kemler, "mehr als genug" Gründe gebe.

Dass es dann am vergangenen Mittwoch doch nicht so glatt lief, lag daran, dass Kemler selbst in politische Ungnade gefallen war und sich in der Zwischenzeit auch Widerstand gegen die vorzeitige Ablöse von Roiss formiert hatte. Es wurden im Vorfeld Befürchtungen geäußert, Kemler könnte Entscheidungen treffen, die nicht den den Wünschen der Regierung entsprechen. Der abberufene ÖIAG-Vorstand sollte keine personellen Weichenstellungen bei der OMV mehr treffen, hieß es. Zumal er gegen Roiss intrigiert habe, um ihn zum Rücktritt zu zwingen.

Was sich seit letzter Woche jedoch geändert hat, ist die überraschende Bestellung Kemlers zum interimistischen Geschäftsführer der ÖIAG-Nachfolgefirma ÖBIB - ein Signal, dass Kemler mit dem Einverständnis der Politik handelt. Am Freitag dürfte der OMV-Aufsichtsrat also tatsächlich weißen Rauch aufsteigen lassen.Als Kemlers Favorit gilt der Deutsche Mario Mehren, der als Vorstand bei Wintershall für Exploration und Produktion in Russland zuständig ist. Dass Roiss sich selbst "beerben" könnte, dürfte derweil unwahrscheinlich geworden sein.