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Einkaufshelfer am Handgelenk

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Die Apple Watch wird den Smartwatches zum Durchbruch verhelfen, erwarten Marktforscher.
© reu/Robert Galbraith

Computeruhren und intelligente Haushaltsgeräte könnten den Internethandel verändern.


Wien. Kaum ist Einkaufen über Smartphone und Tablet alltäglich geworden, versprechen sich Onlinehändler durch Wearables - also Smartwatches und Fitnessbänder - neue Umsatzchancen. "Wearables werden ein zusätzlicher Verkaufskanal werden und neue Möglichkeiten für Interaktion mit den Kunden schaffen", erwartet Harald Gutschi, Geschäftsführer des Versandhändlers Unito mit den Marken Otto, Universal und Quelle.

"Wearables stehen - nach einem vorübergehenden Einbruch - kurz davor, sich durchzusetzen, sowohl in Deutschland als auch in Österreich", sagt Andreas Plamberger vom Wirtschaftsprüfer und -berater PwC Österreich. Die Geräte werden laut PwC nicht nur für den privaten Nutzer bei Gesundheitsvorsorge, Einkauf oder Freizeit eine wichtige Rolle spielen, sondern auch im Beruf.

Die Apple Watch, die ab 24. April verkauft wird, wird laut der Marktforschungsfirma CCS Insight einen Kaufrausch auslösen. Im Jahr 2018 werden laut der Prognose fast 350 Millionen Wearables weltweit verwendet werden, wobei CCS Insight nicht nur Smartwatches, sondern auch Fitnesstracker wie Fitbit und Jawbone sowie Actionkameras wie die GoPro dazurechnet.

Auch wenn das Potenzial groß scheint - erst der Alltag wird zeigen, wozu Computeruhren genutzt werden. Mit der Apple Watch können etwa Anrufe angenommen werden, Einkäufe bezahlt und Hotelzimmer und Garagentüren geöffnet werden.

Der Versandhändler Unito will die Computeruhren nicht nur verkaufen, sondern sie auch nutzen, um Kunden personalisierte Angebote zu senden. Lässt der Kunde beispielsweise über die Smartwatch seine Schlafdaten aufzeichnen, könnte Unito einen passenden Lattenrost und eine geeignete Matratze vorschlagen, beschreibt Gutschi ein mögliches Szenario. Auch Gutscheine und Aktionscodes können auf die Computeruhr geliefert werden.

Wenn die Waschmaschine Socken bestellt

Mehr Umsatz rechnet sich Unito auch durch intelligente Haushaltsgeräte aus: Der smarte Kühlschrank bestellt - automatisch oder nach Bestätigung - online Milch nach, wenn die letzte Packung leer ist. Die intelligente Waschmaschine meldet, wenn Socken fusseln - und ordert auf Wunsch neue. Und die smarte Kaffeemaschine bestellt Kaffee, Entkalker und Ersatzteile nach, wenn der Kunde das möchte.

"Die Kunden ändern ihr Verhalten. Innerhalb des Online-Shoppings findet eine Revolution statt", beobachtet Gutschi. 25 Prozent des Umsatzes machte Unito im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende Februar) mit Bestellungen über Smartphone und Tablet, ein Jahr davor waren es 15 Prozent. In zwei Jahren werden bereits 80 Prozent des Umsatzes über Smartphones und Tablets generiert werden, so die Prognose. Eingekauft wird vor allem am späten Nachmittag und am späten Abend.

Seinen Umsatz in Österreich hat Unito im abgelaufenen Geschäftsjahr um 5,6 Prozent auf 329,7 Millionen Euro gesteigert, auf das Kataloggeschäft entfielen nur mehr 57 Millionen. Die Umsatzrendite betrug vier Prozent.

"Wir haben die Transformation vom Katalogversender zum Onlinehändler geschafft", sagt Gutschi. Unito sei heute ein Technologieunternehmen und investiert heuer zehn Millionen Euro, unter anderem in eine verbesserte Suche auf der Website. Kataloge spielen kaum mehr eine Rolle. Der Quelle-Katalog mit 1400 Seiten, der 2009 verschickt wurde, wirkt heute laut Gutschi "wie ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert".