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Zum Abschied noch ein Horror-Verlust

Von Karl Leban

Wirtschaft

Kapitalschnitt bei ÖVAG kostet Steuerzahler wieder viel Geld - Kriseninstitut ab 4. Juli "Bad Bank".


Wien. Am 4. Juli ist die ÖVAG als bisheriges Leitinstitut der Volksbanken Geschichte. Die teilstaatliche Problembank ist dann wie die Hypo Alpe Adria im Fall der Heta nur noch ein Abbau-Vehikel ohne Banklizenz. Ihre Steuerungsfunktionen für den genossenschaftlich strukturierten Sektor, aus dem sie komplett herausgelöst wird, übernimmt die Volksbank Wien-Baden. Als "Bad Bank" firmiert die ÖVAG künftig unter dem Namen Immigon Portfolioabbau AG, wie sie am Freitag mitteilte.

Kurz vor dem Start als Abbaugesellschaft - am 28. Mai in einer Hauptversammlung - werden mit einem fast 97-prozentigen Kapitalschnitt noch Verluste aus den Büchern der Volksbanken AG (ÖVAG) geräumt. Davon betroffen sind die mehrheitlich beteiligten Volksbanken, aber auch der Bund, der erneut viel Geld verliert. Von seinen Kapitalhilfen von insgesamt 1,25 Milliarden Euro musste der Staat 2012 nach einem ersten Schnitt bereits 700 Millionen in den Wind schreiben. Jetzt hat er noch 550 Millionen Euro im Feuer, die der künftige Schnitt zu pulverisieren droht. Finanzminister Hans Jörg Schelling pocht bei der ÖVAG respektive den Volksbanken jedoch zumindest auf die Rückzahlung der 300 Millionen Euro Partizipationskapital. Darüber wird mit ihnen derzeit noch verhandelt.

Ihr letztes Jahr als Bank hat die ÖVAG mit tiefroten Zahlen abgeschlossen. Aufgrund der bevorstehenden Umwandlung in eine "Bad Bank" musste sie in der Bilanz für 2014 einen Teil ihrer Assets massiv abwerten. Im Einzelabschluss resultierte daraus unterm Strich ein Verlust von 888 Millionen Euro. Mit den Verlustvorträgen aus den Vorjahren weist die Bank einen Bilanzverlust von 1,29 Milliarden Euro aus.

Teuer kam die ÖVAG auch der Verkauf ihrer rumänischen Tochterbank an die ebenfalls rumänische Banca Transilvania. Vor dem Abschluss des Deals musste sie der defizitären Tochter noch 227 Millionen Euro Kapital zuführen. Für die ÖVAG war der Verkauf, eine Auflage Brüssels, per saldo ein Verlustgeschäft.

Kapital fast aufgezehrt

Das dicke Minus im Vorjahr hat auch das Eigenkapital des Finanzinstituts nahezu aufgezehrt, beziffert wird es mit nur noch 37 Millionen Euro. Die für Banken vorgeschriebenen Kapitalquoten erfüllt die ÖVAG damit nicht mehr. "Die Aufsicht wurde darüber selbstverständlich bereits im Vorfeld vollumfänglich informiert", heißt es dazu in einer Aussendung des Instituts. Konsequenzen wird die zu geringe Kapitalisierung allerdings keine mehr haben, weil es ökonomisch sinnlos wäre, in eine Bank, die in Kürze ihre Konzession abgibt und dann keinen Mindestkapitalvorschriften mehr unterliegt, noch frisches Geld zu stecken.

Geplant ist, die ÖVAG zu spalten. Der künftige Abbauteil (Immigon) soll dann eine Bilanzsumme von 7,1 Milliarden Euro haben und an Vermögen neben Krediten auch die Beteiligungen am österreichischen Leasing-Geschäft, an der Raiffeisen Zentralbank sowie an den Factoring- und Kapitalanlagegesellschaften umfassen. Laut ÖVAG-Chef Stephan Koren sollen diese Assets bis spätestens 2017 verkauft und die Immigon dann zur Gänze abgewickelt sein. Die anderen Teile der ÖVAG - vor allem Spitzeninstituts-Bankdienste wie etwa das Treasury, die 8,7 Milliarden Euro Bilanzsumme haben - sollen dem künftigen Leitinstitut, der Volksbank Wien-Baden, übertragen werden.

Fusionsreigen bis 2016

Die ÖVAG aus ihrem Sektor zu nehmen, ist Teil eines Plans, den Volksbanken-Verbund neu aufzustellen. Im Zuge dessen sollen die derzeit 41 Bundesländer-Institute bis 2016 auf acht zusammenfusioniert werden. Das soll helfen, Synergien zu heben, die Erträge zu steigern und kapitalmarktfähig zu werden.

Widerstand gegen die Fusionspläne gab es zuletzt noch bei der Volksbank Osttirol-Westkärnten - sie will aus dem Sektor ausscheren. Die Finanzmarktaufsicht sagt dazu aber Nein und droht ihr mit dem Entzug der Lizenz.