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Bank Austria hält Russland die Treue

Von Karl Leban

Wirtschaft

Unicredit-Tochter stoppt Investitionen, denkt aber nicht an Rückzug.


Wien. Russlands Wirtschaft steckt tief in der Krise. Die Sanktionen wegen der Ukraine, massive Kapitalflucht, der stark gefallene Ölpreis und der schwache Rubel setzen ihr zu. Eine Erholung ist vorerst nicht in Sicht. Nach Einschätzung der Bank Austria wird die russische Wirtschaft heuer um 4,5 Prozent schrumpfen und nächstes Jahr um 1,4 Prozent. Alles andere als rosige Szenarien. Dennoch hält die Bank Austria, die in der italienischen Unicredit-Gruppe für das Osteuropa-Geschäft (ohne Polen) zuständig ist, am russischen Markt fest.

Die dortige Krise will der neue Osteuropa-Chef des Instituts, Carlo Vivaldi, aussitzen. Die Bankrisiken hält er jedenfalls für beherrschbar. In Russland würden vor allem ausgewählte Großfirmen und wohlhabende Privatkunden betreut, erklärte der 49-jährige Banker Dienstagabend vor Journalisten. Und mit diesem Geschäftsmodell sei man "gut aufgestellt". Investitionen hat Vivaldi allerdings bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Geplant sei, das aktuelle Geschäft zu halten. Zuletzt lag das Kreditvolumen bei rund elf Milliarden Euro.

Für die Bank Austria war Russland im Vorjahr der profitabelste Markt in Osteuropa, auch wenn der Gewinn um 24 Prozent auf 447 Millionen Euro zurückfiel. Sofern sich die jetzige Lage nicht dramatisch verschlimmert, rechnet Vivaldi auch für heuer fix mit einem Gewinn.

Unverändert ist unterdessen der Status quo im Krisenland Ukraine. Die Bank Austria will diesem Markt, wo 2014 ein Verlust von 150 Millionen anfiel, den Rücken kehren. Die dortige Tochterbank ist seit dem vorigen Jahr zum Verkauf gestellt. "Es gibt zwar Gespräche mit Interessenten, derzeit aber keine Bewegung", sagt Vivaldi. Aktuell ist die Bank Austria damit beschäftigt, das Geschäft in der Ukraine zu restrukturieren. Für 2015 erwartet sie, dass sich die Rezession vertieft - mit einem weiteren Absturz der Wirtschaft um 9,3 Prozent.

1,5 Milliarden Euro Profit im Osten

Unter den 14 "Ostländern", in denen die Bank Austria präsent ist, war die Ukraine im vergangenen Jahr der einzige Markt mit roten Zahlen. Insgesamt bescherte Osteuropa einen Vorsteuergewinn von 1,5 Milliarden Euro. Für die Unicredit-Gruppe blieb die Region damit größter Ertragsbringer.

"Künftig wollen wir vor allem in der Türkei wachsen", so Vivaldi, der bis vor kurzem Vizechef der Konzerntochter Yapi Kredi war. Auch Tschechien sei im Fokus. Zukäufe schließt Vivaldi nicht aus, konkrete Projekte gebe es momentan aber keine.