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Wenig Transparenz bei Vergleichsportalen

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
Auf der Jagd nach Schnäppchen im Internet: Preise vergleichen ist zum Volkssport geworden.
© Hanratty/Corbis

EU-Kommission ortet Verbesserungsbedarf bei Online-Plattformen.


Wien/Brüssel. Ob checkfelix.com, trivago.at oder Geizhals.at - die Beliebtheit der Online-Vergleichsportale für Waren und Dienstleistungen nimmt stetig zu. Tatsächlich liegen die Vorteile der digitalen Schnäppchenjagd auf der Hand: Anstatt mühsam die Angebote in Geschäften vor Ort zu vergleichen, findet man den gewünschten Preisvergleich mit einem Mausklick. Und nicht nur das. Oft liefern die Plattformen auch Testberichte anderer Käufer frei Haus.

"74 Prozent der europäischen Verbraucher haben bereits Erfahrungen mit solchen Services gemacht, 40 Prozent nutzen diese sogar mindestens einmal pro Monat", das haben die Beratungsunternehmen Ipsos, London Economics und Deloitte in einer Studie erhoben, die von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen wurde. 1042 Vergleichstools, darunter sowohl Websites als auch Apps aus dem gesamten EU-Raum, wurden dafür unter die Lupe genommen.

Intransparent und kontaktscheu

Besonders beliebt sind Vergleichsportale vor allem im Reise- und Tourismusbereich, aber auch für Finanzprodukte und die Telekommunikationsbranche. "Zum Zug kommt in erster Linie, wer von Suchmaschinen weit oben gereiht wird und wer Bewertungen anderer User anbietet", haben die Consulter herausgefunden. "Das ausschlaggebende Argument ist jedoch die Möglichkeit, Preise zu vergleichen." Doch die Untersuchung belegt auch, dass auf den Vergleichsportalen nicht alles Gold ist, was glänzt. So stellen weniger als die Hälfte aller untersuchten Vergleichsplattformen Informationen darüber zur Verfügung, welche Mechanismen hinter den Produkt-Rankings stehen, woher sie die Daten beziehen und wie oft diese aktualisiert werden.

Berührungsängstemit den Kunden

Weiters fehlten Informationen darüber, welche Partnerschaften mit Firmen bestehen und wie die Finanzierung funktioniere, bemängelt die EU-Kommission. Auffällig verbreitet sind Berührungsängste mit den Konsumenten: "Nur elf Prozent der Vergleichsportale geben Kontaktmöglichkeiten an, nur 34 Prozent zeigen auf, wohin man sich im Beschwerdefall wenden kann", wird kritisiert. Informationen, die Aufschluss darüber geben, wie repräsentativ die verglichenen Ergebnisse tatsächlich sind, finden die User nur auf etwa jeder zehnten Plattform. Und lediglich bei 18 Prozent lässt sich erkennen, in welchen Zeitabständen die angezeigten Daten aktualisiert werden.

Diese Intransparenz stelle ein großes Defizit im Sinne des Verbraucherschutzes dar, rügt die EU-Kommission. Sie kündigt an, EU-Regelungen wie die Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken und die Verbraucherrechte-Richtlinie künftig effizienter auf die Vergleichsplattformen und Apps anzuwenden. Weitere Vorschläge an die Betreiber lauten: "Transparenz bezüglich des Geschäftsmodells und klare Kennzeichnung von Werbung, Information über die Marktabdeckung und die Quellen ihrer Daten." Außerdem wird Aufklärung darüber eingefordert, wie die Vergleiche hergestellt und welche Kriterien herangezogen werden.

Das Europäische Verbraucherzentrum Österreich (EVZ) kennt ein weiteres Problem: "Wir erhalten oftmals Beschwerden von Konsumenten, die ein Hotel, einen Flug oder anderes gekauft haben und dabei zum Beispiel von zusätzlichen Kosten überrascht wurden", erklären die heimischen Verbraucherschützer.

Im Zuge der Beratungen habe sich gezeigt, "dass viele Konsumenten den Unterschied zwischen einem Vergleichsportal, das lediglich die Informationen zu Preisen und zum Beispiel der Flugverbindung oder dem Hotel bereitstellt, und dem eigentlichen Anbieter des Produkts oder Services nicht klar erkennen. Viele sind sich nicht bewusst, dass Vergleichsportale niemals Vertragspartner sind." Tatsächlich wird man von einem Vergleichsportal zu der Website des Anbieters oder aber zu einem Online-Reisebüro weitergeleitet, wo dann die tatsächliche Buchung oder der Kauf abgewickelt wird.

Verwirrung bei den Konsumenten

Vertragspartner der Konsumenten ist somit der Anbieter oder das Reisebüro. Wenn es also zu unerwarteten Kosten oder anderen Problemen mit dem gekauften Produkt kommt, ist dort die richtige Anlaufstelle für Beschwerden. Für zusätzliche Verwirrung sorgt jedoch, dass manche Vergleichsplattformen auch gleichzeitig als Vermittler auftreten. Die Folge: Verbraucher müssen dann nicht einmal mehr direkt mit dem Anbieter in Kontakt treten, um einen Vertrag abzuschließen.

Das EVZ rät den Konsumenten, unbedingt während der Buchung darauf zu achten, auf welcher Website sie sich gerade befinden, und mit wem sie den Vertrag abschließen und weist darauf hin, dass etwaige Ansprüche nicht beim Vergleichsportal erhoben werden können, sondern nur beim Vertragspartner."