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Milch im Überfluss, aber Bio-Milch ist knapp

Von Sophia Killinger

Wirtschaft

Auszahlungspreis für Milchbauern sinkt. Bio-Bauern liefern Millionen Liter Milch nach Bayern.


Wien. Der Liter fettarme Milch wird in deutschen Regalen bereits um 51 Cent angeboten. Zwar liegen die Preise in Österreich höher - aber auch hierzulande haben Handelsketten in den vergangenen Wochen die Preise für Milchprodukte gesenkt. Nach dem Auslaufen der Milchquote Ende April stehen Produzenten und Verarbeiter unter Druck: Europaweit wird mehr Milch produziert, die Nachfrage ist jedoch - auch wegen des andauernden Embargos von Russland - nicht gestiegen.

Vor allem Deutschland und die Niederlande produzieren mehr, während die heimischen Bauern wegen des niedrigeren Preisniveaus seit dem Quotenende drei bis vier Prozent weniger Milch angeliefert haben, schätzt Kärntnermilch-Geschäftsführer Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter. Der Bauernmilchpreis ist in Österreich im ersten Quartal 2015 auf durchschnittlich 39,16 Cent je Kilo inklusive Mehrwertsteuer gesunken, 17,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Aktuell zahlen die Molkereien den Bauern nur mehr 35 Cent brutto aus.

Bayrische Molkereien zahlen mehr für Bio-Milch

Im Gegensatz dazu bekommen Bio-Bauern zunehmend mehr Milchgeld. Zwei große österreichische Molkereien haben laut Petschar im ersten Quartal den Biozuschlag auf den Bauernmilchpreis erhöht, damit geht die Schere zum Preis für Milch aus konventioneller Produktion auf.

"Bio-Milch ist in ganz Europa knapp", sagt Petschar. Die Nachfrage nach Bio-Milch nimmt in Europa laut dem Verband Bio Austria jährlich um fünf bis zehn Prozent zu - die Produktion hält nicht mit dieser Steigerung Schritt. In Österreich ist der Bio-Anteil bei Milch europaweit mit 15 Prozent am höchsten, in Deutschland liegt er deutlich niedriger.

Bayrische Molkereien werben österreichische Bio-Milchbauern - vor allem aus grenznahen Regionen in Oberösterreich und Salzburg - ab und zahlen bis zu 10 Cent mehr pro Liter als österreichische Verarbeitungsbetriebe, heißt es von Bio Austria. Etwa 30 Millionen Liter Bio-Milch (das ist knapp ein Prozent der Milchproduktion) pro Jahr fließen auf diesem Weg nach Deutschland ab.

"Die Abwanderung kann man nur mit einem fairen Preis stoppen", meint Petschar. "In Österreich ist die Koppelung an den konventionellen Milchpreis eine Bremse für die Bio-Milch-Produzenten", heißt es von Bio Austria. Der Verband mit rund 13.000 Mitgliedern schlägt einen unverbindlichen Richtpreis für Bio-Milch 43,58 Cent exklusive Mehrwertsteuer vor. Der Richtpreis sei ein Mittelwert aus den von süddeutschen und österreichischen Molkereien ausgezahlten Erzeugerpreisen im ersten Quartal 2015.

Österreichs Produzenten müssten sich nach dem Ende der Milchquote weiterhin auf Qualitätsprodukte fokussieren, sagt Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter. Knapp die Hälfte der Milchmenge geht - beispielsweise als Käse oder Milchpulver - in den Export. Neue Absatzmärkte liegen in China und den USA. Aufgrund der Qualitätsstrategie erwartet Petschar, dass langfristig die Milchpreise stabil bleiben.