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Vorgeschmack auf Heta-Haircut

Von Karl Leban

Wirtschaft

Würden die Schulden bei der Ex-Hypo schon jetzt geschnitten, wäre das im Ausmaß von 42 Prozent. Für die Gläubiger könnte es aber noch dicker kommen.


Wien. Seit Mittwochabend ist die Katze aus dem Sack: Der Heta, der staatlichen Abbaufirma der Hypo Alpe Adria, fehlen sieben Milliarden Euro für die Rückzahlung ihrer Verbindlichkeiten. Mit der Bilanz für 2014, aus der das hervorgeht, haben die Gläubiger nun eine Indikation für das Ausmaß des geplanten Schuldenschnitts.

Als zuständige Abwicklungsbehörde wird die Finanzmarktaufsicht (FMA) den Haircut zwar erst im zweiten Quartal 2016 nach der nächsten Heta-Jahresbilanz festlegen. Einen Richtwert für die Höhe gibt es jedoch: Würde der Haircut auf Basis der aktuellen Bilanzzahlen bereits jetzt erfolgen, müssten die Gläubiger (Banken und Versicherer) 42 Prozent ihrer Forderungen in den Rauchfang schreiben.

Diese Zahl liegt innerhalb der Bandbreite von 40 bis 50 Prozent, von der die Finanzmärkte und Ratingagenturen schon bisher ausgegangen waren. Ihre Annahme hat sich in den Kursen etlicher Heta-Anleihen bereits vor Monaten entsprechend niedergeschlagen (die "Wiener Zeitung" berichtete).

Gesamtvermögennicht werthaltig genug

Bei der Abwicklung der Heta geht es darum, mit dem Erlös aus dem Verkauf ihrer Assets Schulden zu tilgen, um am Ende des Tages mit einer Null dazustehen. Für diese Assets - darunter vor allem faule Kredite und Leasingforderungen, aber auch Immobilien - mussten deshalb in der Bilanz realistische Werte angesetzt werden. Was vorher offenbar nicht geschehen war (umgewandelt in eine Abbaueinheit ohne Banklizenz ist die Hypo erst seit Herbst 2014).

Die Neubewertung, der "Asset Quality Review", hat jedenfalls ergeben, dass die Vermögenswerte der Heta lediglich 9,6 Milliarden Euro auf die Waage bringen, während die Schulden alles in allem 16,6 Milliarden Euro ausmachen. Somit klafft ein riesiges Finanzloch von sieben Milliarden Euro, das jetzt "amtlich" ist.

Moratorium läuftnoch bis Ende Mai 2016

Die Überschuldung der Heta liegt am oberen Ende der befürchteten Bandbreite von 4 bis 7,6 Milliarden Euro. Schon länger hatte sich eine milliardenschwere Lücke zwischen dem Wert der Aktiva und den Verbindlichkeiten abgezeichnet. Deshalb hatte der Bund Anfang März mit Blick auf das - seit heuer geltende - Bankenabwicklungsgesetz die Reißleine gezogen und erklärt, nicht mehr bereit zu sein, die Lücke mit weiteren Steuergeldern zu schließen. Seitdem ist bei der Heta ein Zahlungsstopp verhängt, den die FMA bis Ende Mai 2016 befristet hat, wobei sie bis dahin per Bescheid festsetzen wird, in welchem Ausmaß man die Gläubiger an den Kosten der Abwicklung beteiligt.

Das Finanzministerium hat sich am Mittwochabend nach Bekanntgabe des Sieben-Milliarden-Lochs denn auch beeilt zu bekräftigen, dass nun die Gläubiger und nicht mehr die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden. Der Staat hat bereits 5,55 Milliarden Euro an Hilfen lockergemacht.

"Assets werden nicht besser,wenn man sie liegen lässt"

Heta-Chef Sebastian Schoenaich-Carolath will die Abwicklung im Eiltempo durchziehen, wie er unlängst angekündigt hat. "In drei bis fünf Jahren" soll die Ex-Hypo Geschichte sein. "Assets werden nicht besser, wenn man sie liegen lässt", betont der Manager.

Dass der Wert des Heta-Vermögens weiter schrumpft und sich die Lücke zu den Schulden bis zur Bilanz 2015 nochmals vergrößert (über die sieben Milliarden Euro hinaus), ist deshalb nicht ausgeschlossen. Für die Gläubiger hätte dies einen höheren Schnitt - jenseits der oben erwähnten 42 Prozent - zur Folge.

Vom zukünftigen Haircut sind deutsche Finanzhäuser am stärksten betroffen, ihnen schuldet die Heta zirka sieben Milliarden Euro. Bei österreichischen Instituten sind es rund zwei Milliarden. In- und ausländische Gläubiger pochen bei ihren Heta-Anleihen auf die Haftungen des Landes Kärnten. Erste Klagen gibt es bereits oder werden noch geprüft.