Bis 2016 wird die Steuerreform laut Wifo keine nennenswerten Wachstumsimpulse liefern, weil die Steuerentlastung zwar den privaten Konsum stärkt, die Maßnahmen zur Gegenfinanzierung aber diese Impulse dämpfen und den öffentlichen Konsum drücken.
Hälfte des Zusatzeinkommens durch Reform wird gespart
Das IHS erwartet aus der Erfahrung der letzten derartigen Reformen, dass die Sparquote von 7,5 auf 9 Prozent steigt. Das Wifo rechnet, dass kurzfristig gut die Hälfte des zusätzlichen Einkommens der privaten Haushalte gespart wird und damit nicht nachfragewirksam wird, "da der Zuwachs überproportional Einkommensschichten mit geringerer Konsumneigung betrifft", also mittlere und hohe Einkommen.
Zu den zuletzt gestiegenen Arbeitskosten und der Konsumschwäche geselle sich laut Aiginger die vergleichsweise hohe Inflation, die auf den privaten Haushalten lastet - vor allem weil die Mieten kräftig gestiegen sind. Man müsse sich fragen, warum die Kanalgebühren in Österreich stärker gestiegen sind als in Deutschland, so Wifo-Vizechef Marcus Scheiblecker. Aiginger nannte dazu auch die Müllgebühren und die stark regulierten Mieten. Vieles hier sei "verkrustet".
Für die auf Investitionsgüter spezialisierte heimische Exportindustrie wäre ein Anziehen der Industrieproduktion in Europa wichtig, heißt es vom Wifo. Sollte die Industrieproduktion in Deutschland und Österreich nicht so anspringen wie in der Prognose unterstellt, würde die Konjunkturerholung auch 2016 ausbleiben. Kurzfristig stärker belebt wäre die Wirtschaft, wenn das Volumen der Gegenfinanzierung der Steuerreform geringer ausfällt als geplant. Dadurch würde jedoch das Budgetdefizit des Staates steigen, statt wie angenommen von 2,1 Prozent des BIP 2015 auf 1,9 Prozent 2016 zu sinken. Das IHS geht von 1,7 und 2,0 Prozent aus, hält es aber für "eher fraglich", ob das um konjunkturelle Effekte bereinigte strukturellen Nulldefizits im Jahr 2016 erreicht wird.