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"Das war schon eine explosive Mischung"

Von Karl Leban

Wirtschaft
Bisher war er Chef der ÖVAG, nun steht er an der Spitze der Abbaugesellschaft Immigon: Stephan Koren.

Koren sieht den Niedergang der ÖVAG in ihrer späten und viel zu rasanten Expansion - Kriseninstitut ist als Bank seit heute Geschichte.


Wien. Seit Samstag ist die ÖVAG keine Bank mehr. Nachdem die teilstaatliche Krisenbank wie geplant ihre Lizenz zurückgelegt hat, fungiert sie nur noch als Abbaugesellschaft. Als solche will sie sich unter dem neuen Namen Immigon jetzt selbst abwickeln, bis nichts mehr von ihr übrig ist. Ihre bisherige Funktion als Spitzeninstitut der Bundesländer-Volksbanken hat die Volksbank Wien-Baden übernommen.

Der Volksbanken-Sektor selbst ist indes mit einem Großumbau beschäftigt, der seine Ertragskraft steigern und ihn kapitalmarktfähig machen soll. Geplant ist, die Zahl der Volksbanken von 41 auf acht größere Institute radikal zu schrumpfen. Das soll Ertrags- und Kostensynergien bringen. Zielgröße für die künftigen Jahresgewinne im Sektor sind 200 Millionen Euro. "Das muss darstellbar sein", sagt Stephan Koren, der fast drei Jahre ÖVAG-Boss war und nun als Chef der Immigon amtiert.

Dass der Volksbanken-Verbund seine Restrukturierungsmaßnahmen quasi "verschärfen" musste, war die Reaktion darauf, dass die ÖVAG im Vorjahr beim Bankenstresstest der EZB durchfiel und der Bund nicht mehr bereit war, das neue Kapitalloch von 856 Millionen Euro mit Steuergeldern zu stopfen. Geht es nach Koren, sollte die "Dauerkrise der vergangenen sieben Jahre" mit der jetzigen Lösung überwunden sein.

"Wir sind ausfinanziert"

In Summe hat die Republik 1,35 Milliarden Euro in die ÖVAG gepumpt. Der größte Teil davon ist für sie nach zwei Kapitalschnitten unwiederbringlich weg. Rechnen kann der Bund nur noch mit einem Betrag von 300 Millionen Euro, die von der Volksbankengruppe aufgrund einer expliziten Verpflichtung bis 2023 zurückzuzahlen sind.

Dass beim weiteren Asset-Abbau in der Immigon noch Staatsgeld notwendig wird, schließt Koren aus. "Wir sind ausfinanziert." Der schlimmste Fall sei, dass am Schluss gar kein Geld übrigbleibe. Somit darf der Bund auch bei der Immigon noch auf Rückflüsse hoffen. An der Abbaufirma (7,1 Milliarden Euro Bilanzsumme, 75 Mitarbeiter) hält er direkt und indirekt die Mehrheit. Geplant ist, die letzten Assets (darunter etwa das Fondgeschäft, das Inlandsleasing und das Factoring) bis Ende 2017 zu verwerten.

Koren und seine Vorstandskollegen Rainer Borns und Michael Mendel wollen zumindest noch für die nächsten Monate an Bord der Immigon bleiben: "Da gibt es für einen Dreiervorstand noch viel zu tun." Ihre berufliche Zukunft sehen die drei Banker nach Abarbeitung der "großen Themen" aber woanders, bis zum Ende der Immigon wollen sie deshalb keinesfalls ausharren.

Den Grund für den Niedergang der ÖVAG sieht Koren in der sehr spät begonnenen und daher umso rasanteren Expansion (Übernahme der Investkredit/Kommunalkredit und Akquisitionen in Osteuropa). Die Systeme in der Bank, vor allem aber das Eigenkapital hätten mit diesem Expansionstempo nicht Schritt gehalten, so Koren. "Das war schon eine ziemlich explosive Mischung."