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Digital Worker sind zufrieden

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
fotolia/opolja

In Österreichs Digitalbranche ist die Stimmung gut. Die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen kennt man auch hier.


Wien. Der Job macht Spaß, das Arbeitsklima passt, die Bezahlung ist in Ordnung wenn heimische Digital Worker ihren Arbeitsalltag beschreiben, wird so mancher Branchenfremder blass vor Neid.

Bereits zum zweiten Mal hat das Marktforschungsinstitut MindTake Research im Auftrag des Frauennetzwerks Digitalista die Lage der österreichischen Digital-Branche beleuchtet. Mehr als 500 Befragte aus dem Online-Bereich - von Social Media Management bis zu Design und Entwicklung - gaben Auskunft darüber, wie ihre Branche tickt. "Wie auch unsere Studie im vergangenen Jahr gezeigt hat, ist die Digital-Branche generell eine sehr glückliche", freute sich Elisabeth Oberndorfer, Obfrau von Digitalista, anlässlich der Präsentation der Studie. Die Gründe dafür sind vielfältig. "Fast drei Viertel der Befragten haben angegeben, stolz auf ihren Beruf zu sein. Das ist mit Sicherheit ein wesentlicher Aspekt für Zufriedenheit im Job", erläutert Martina Neidhart, Studienleiterin bei MindTake Research: "Auch die Tatsache, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten in ihrem Job voll und ganz entfalten können, trägt wesentlich zur Zufriedenheit bei."

Karriere-Bremse

Auffallend ist: Um sich in der Arbeit wohlzufühlen, ist für 98 Prozent der Frauen und 88 Prozent der Männer ein gutes Arbeitsklima die Bedingung Nummer eins. Ein hohes Gehalt rangiert im Wohlfühl-Ranking hingegen bei 60 Prozent der Männer und 65 Prozent der Frauen erst an letzter Stelle. Überhaupt scheint der Stellenwert der Karriere eine zunehmend geringere Rolle zu spielen. Nur mehr 48 Prozent der Befragten - das sind acht Prozent weniger als 2014 - gaben an, Karriere sei für sie wichtig beziehungsweise außerordentlich wichtig, während 61 Prozent lieber den hohen Wert der Freizeit loben. "Das ist ein Trend, der sich seit einiger Zeit in etlichen Karriere-Umfragen widerspiegelt, und nun auch die Digital-Branche erreicht hat", bestätigt Martina Neidhart. "Für Arbeitgeber wird es in den nächsten Jahren noch wichtiger, dafür auch entsprechende Angebote zu entwickeln."

Aber auch die Digitalbranche existiert nicht völlig abgehoben von der österreichischen Arbeitsmarkt-Realität. So geben 74 Prozent der weiblichen und 43 Prozent der männlichen Digitalarbeiter an, Männer würden auch hier die besseren Karrierechancen haben. 43 Prozent der Frauen sehen die Familienplanung als größten Karriere-Hemmschuh, bei den Männern tun das nur 31 Prozent.

Zugleich betont eine überwältigende Mehrheit (88 Prozent) der Frauen den hohen Stellenwert, den berufliche Anerkennung für sie hat. "Frauen erachten die Anerkennung im beruflichen Umfeld als besonders wichtig, um von Erfolg im Job sprechen zu können. Ein Punkt, an dem man vielleicht ansetzen könnte, um das Selbstbewusstsein langsam zu steigern und der Karriere auf die Sprünge zu helfen", glaubt Neidhart. "Denn die Studie zeigt auch, dass besonders Frauen ihrer Karriere oft selbst im Weg stehen, weil sie es sich schlicht und ergreifend nicht zutrauen."

Gender Pay Gap

In punkto Bezahlung ist die Digital-Branche überwiegend zufrieden: 54 Prozent der Befragten geben an, angemessen zu verdienen, 17 Prozent finden, dass sie gut verdienen und nur 28 Prozent verdienen nach eigenem Gefühl zu wenig. Derzeit beträgt das durchschnittliche Bruttogehalt von Frauen die Vollzeit arbeiten 2860 Euro, das der Männer hingegen 3340 Euro; ein Gender Pay Gap, der den weiblichen Digital Worker durchaus bewusst ist: So sagen 35 Prozent der Frauen, dass sie weniger als ihre männlichen Kollegen in gleicher oder ähnlicher Position im Unternehmen verdienen, aber nur 16 Prozent der Männer schließen sich dieser Aussage an.

Liegt die Ursache für den Gehaltsunterschied vielleicht an der Geschlechterverteilung innerhalb der Branche? "Es trifft zu, dass in den ,technischen‘ Bereichen mehr Männer tätig sind, während der Social Media Bereich, Creative, Strategie und Konzeption sowie Content Management hingegen weiblich besetzt sind", sagt Martina Neidhart. "Auf das Einkommen hat das aber keinen wesentlichen Einfluss: Männer und Frauen verdienen jeweils gleichviel oder wenig." Tatsache ist jedoch, dass Jobs im unteren Gehaltsbereich häufiger von Frauen, gut bezahlte Stellen hingegen etwas häufiger von Männern besetzt werden.

"Ein überraschendes Ergebnis der Studie war aber, dass Frauen nun öfter nach einer Beförderung und nach einer Gehaltserhöhung gefragt haben", sagt Oberndorfer, und meint abschließend: "Das ist besonders erfreulich, da es zeigt, dass Frauen dem auch in der Digitalbranche herrschenden Gender Pay Gap entgegen wirken. Und es zahlt sich aus! Die Mehrheit von ihnen wurde tatsächlich befördert oder hat die geforderte Gehaltserhöhung bekommen."