
Wien. (apa/reu/kill) An einer Krebs-Immuntherapie zum Schlucken forscht das Wiener Biotech-Unternehmen Apeiron Biologics gemeinsam mit der deutschen Pharma-Forschungsfirma Evotec seit zwei Jahren. Nun haben die beiden Unternehmen den französischen Pharmakonzern Sanofi als Partner an Bord geholt. Dieser möchte mehr als 200 Millionen Euro für die Erreichung von Meilensteinen zahlen. Außerdem winken erhebliche Forschungszahlungen in den nächsten zwei Jahren und Umsatzbeteiligungen, wenn Medikamente aus der Kooperation vermarktet werden.
Penninger: "Game-Changer"
in der Krebstherapie
"Diese neuen Medikamente sind ein kompletter ,Game-Changer‘ in der Krebstherapie. Wir sehen Daten, die bisher unvorstellbar waren", sagte Spitzenforscher Josef Penninger zur Krebs-Immuntherapie bei der Präsentation der Zusammenarbeit am Montag in Wien. Der Chef des Instituts für Molekulare Biotechnologie in Wien (Imba) hat Apeiron Biologics 2006 gegründet.
Das Konzept erklärt Apeiron-Biologics-Vorstandsvorsitzender Hans Loibner wie folgt: "Wir würden gerne niedermolekulare (synthetisch herstellbare, kleine) Wirkstoffe entwickeln, die dem Immunsystem bestimmte Eigenschaften geben." Die Wirkstoffe sollen bei Krebspatienten bestimmte Immunzellen stärker aktiv gegen die bösartigen Zellen machen. Apeiron und Evotec etablierten ein Screeningsystem, mit dem eine Wirkstoffbibliothek von 100.000 Substanzen auf einen verstärkenden Effekt auf Immunzellen durchsucht wurde. Mit dem Projekt APN411 wurden einige Wirkstoffkandidaten entdeckt.
Entscheidend ist auch, dass es sich um kleine und im industriellen Maßstab sehr gut herstellbare Wirkstoffe handelt. Der Traum, wie Loibner sagte: Der Patient hätte bei Erfolg das Krebs-Immuntherapeutikum auf dem Nachtkästchen zur Einnahme in Pillen- oder Tablettenform.
Derzeit befindet sich das Projekt in einer frühen, präklinischen Phase (Labor). Nun sei es geglückt, eine Brücke zwischen der akademischen Forschung und der Forschung der pharmazeutischen Welt zu schaffen, so Evotec-Vorstandsvorsitzender Werner Lanthaler. Gemeinsam mit Sanofi wird ein eigenes 25-köpfiges Forscherteam etabliert. Dazu kommen interne Arbeitsgruppen von Sanofi. Damit sollen die Arbeiten vorangetrieben werden, auch für klinische Studien an Patienten.