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Reisebüros leiden unter Beratungsdiebstahl

Von Sophia Killinger

Wirtschaft
Corbis

Im Reisebüro beraten lassen, woanders buchen: Ruefa und TUI überlegen, eine Gebühr für individuelle Urlaubsangebote einzuführen.


Wien. Mehr als eine Stunde dauerte die Beratung im Reisebüro für eine Thailand-Rundreise mit anschließendem Badeaufenthalt - doch schließlich wird woanders gebucht, wo es günstiger ist. Nicht nur Einzelhändler, etwa Elektro- und Elektronikgeschäfte, haben mit Beratungsdiebstahl zu kämpfen. "Wenn Kunden sich im Reisebüro beraten lassen und woanders buchen, ist das ein Problem", sagt Kathrin Limpel, Sprecherin des Reisekonzerns TUI in Österreich. Nun überlegen die Branchengrößen TUI und Ruefa, sich mit einer Beratungsgebühr zu wehren.

Konkrete Pläne gibt es bei beiden Unternehmen zwar noch nicht. Doch das Problem wird immer drängender: Immer öfter hätten Mitarbeiter zwar Arbeitsaufwand mit der Zusammenstellung einer Reise, aber die Buchung erfolge woanders, sagt Birgit Reitbauer, Sprecherin der Ruefa-Mutter Verkehrsbüro Group. Ein Einführungsdatum und eine Höhe für eine Beratungsgebühr gibt es noch nicht. Die Summe werde auf jeden Fall höher als zehn Euro sein, sagt Verkehrsbüro-Generaldirektor Harald Nograsek.

Buchen die Kunden die Reise, würde die Beratungsgebühr gestrichen werden. Dann würde nur die Buchungsgebühr verrechnet werden, die es bereits jetzt gibt: Bei Ruefa sind meist 18 Euro für Erwachsene und 6 Euro je Kind, jedoch maximal 42 Euro an Buchungsgebühr fällig. TUI verrechnet 40 Euro pro Buchung - unabhängig von der Personenanzahl.

Für Pauschalreisen soll jedenfalls keine Beratungsgebühr anfallen, wird sowohl von Ruefa als auch von TUI betont. Überlegt wird die Gebühr für das Zusammenstellen eines individuellen Urlaubsangebots aus Bausteinen wie Rundreise, Hotel und Flügen, mit dem Mitarbeiter nach Angaben der beiden Firmen oft einige Stunden lang beschäftigt sind.

Kuba holt als Fernreiseziel im Winter deutlich auf

Für die Wintersaison können Urlauber generell mit gesunkenen Reisepreisen rechnen, sagt Reitbauer. Ferndestinationen wie Afrika, Argentinien oder Peru wurden günstiger. Um 15 Prozent gestiegen seien hingegen im Jahresabstand die Preise für Kuba. Das Urlaubsland wird bei den Österreichern immer beliebter und liegt für den kommenden Winter nach Umsatz in den Ruefa-Reisebüros auf Platz zwei, nach Platz sieben im Jahr zuvor. Aufgrund der bevorstehenden Amerikanisierung durch die Annäherung zwischen Kuba und den USA wollen viele zuvor noch das typisch kubanische Flair erleben. Das spürt auch TUI: "Beliebte Reisetermine, etwa um Weihnachten, sowie Kuba-Rundreisen sind sehr schnell ausgebucht", so Limpel.

Auch Thailand befindet sich bei beiden Unternehmen unter den drei beliebtesten Fernreisedestinationen der Österreicher im Winter, die Nummer eins bleiben die Malediven. Insgesamt legen die Fernreiseziele bei den Buchungen zu, heißt es von Ruefa.

Die beliebtesten Flugreiseziele der Österreicher im Winter bleiben Spanien - hier vor allem die Kanaren - sowie Ägypten, das nach den Unruhen aufgrund seines guten Preis-/Leistungsverhältnisses wieder aufholen kann.

In der Sommersaison 2015 hat Spanien bei TUI mehr Buchungen verzeichnet und profitierte erneut von politischen Unsicherheiten in anderen Destinationen. "Das Last-Minute-Geschäft im Sommer war schwächer", sagt Helga Freund, die ab Oktober Mitglied im Verkehrsbüro-Vorstand ist. Schuld waren demnach Hitzewelle, Griechenland-Verunsicherung und Türkei-IS-Problematik.