VW hat in den USA Abgastests manipuliert. Als Folge drohen nicht nur Milliardenstrafen, sondern ein kaum zu beziffernder Imageverlust.
Ein VW-Sprecher räumte am Sonntag auf Nachfrage ein, dass die Manipulationen in den USA stattgefunden haben. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn selbst hatte sich zuvor in einer Erklärung zu dem Fall geäußert. Direkt zugegeben hatte er die Vorwürfe der EPA aber nicht. "Die Geschehnisse haben für uns im Vorstand und für mich ganz persönlich höchste Priorität", hieß es . Winterkorn verspricht eine umfassende Kooperation mit den US-Behörden.
Dabei wollte der Manager nach dem hässlichen Ringen an der VW-Spitze zur Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt vergangene Woche endlich Aufbruchsstimmung verbreiten. Doch am Freitag beendete die US-Umweltbehörde EPA jäh den Traum von der Rückkehr zur Normalität. Die Behörde wirft dem Autobauer vor, die Ermittlung von Abgaswerten seiner Dieselfahrzeuge manipuliert zu haben.
VW habe eine spezielle Software eingesetzt, um die Messung des Schadstoffausstoßes zu manipulieren, teilte die EPA am Freitag in Washington mit. Das ermögliche, das Abgas-Kontrollsystem nur bei offiziellen Emissionstests zu aktivieren - und damit bessere Messwerte zu liefern als sie im Alltag erreicht würden. Der Vorwurf wiegt schwer, am Ende geht es aus Sicht des EPA um Betrug. "Solche Mittel zu benutzen, um die Klimaschutzstandards zu umgehen, ist illegal und eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit", sagte EPA-Vertreterin Cynthia Giles.
Nun dürften wohl auch in Europa die Abgastests zu überprüft werden.
Fast eine halbe Million Autos sind betroffen, im schlimmsten Fall drohen Zahlungen von mehr als 18 Mrd. Dollar (16 Mrd. Euro). Für den Konzern könnte sich die Affäre zu einem ziemlich teuren Albtraum auswachsen. Und der könnte dem Ansehen der deutschen Vorzeigeindustrie insgesamt erhebliche Dellen zufügen.
Schaden für die Branche
Das Verfahren sei bedrohlich, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Das Ausmaß sei derzeit nicht absehbar. "Fest steht: es wird teuer", sagte Dudenhöffer. Schon die angedrohten Strafen sind herb: Im schlimmsten Fall drohen Strafen von bis zu 37.500 Dollar (32.800 Euro) pro Auto. Da bisher rund 482.000 Fahrzeuge betroffen sind, summieren sich die theoretisch möglichen Bußgelder auf mehr als 18 Mrd. Dollar - selbst für VW enorm viel Geld. Ob es dazu am Ende wirklich kommt, ist freilich offen.
Doch es geht nicht nur ums Geld. Für die gesamte deutsche Autobranche richte der Skandal enormen Flurschaden an, sagt Dudenhöffer. Die übrigen Autobauer kommentieren die Probleme ihres Rivalen nicht. Eine Werbeveranstaltung für die Branche sei das ganze aber nicht, heißt es bei der Konkurrenz hinter vorgehaltener Hand. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte am Sonntag , es sei zu früh, um die Sache zu bewerten. "Ich weiß viel zu wenig über den Fall, um zunächst mal beurteilen zu können, wie gerechtfertigt der Vorwurf Volkswagen gegenüber ist und ob wir zu hundert Prozent und in jeder Betrachtungsweise davor völlig sicher sein können."