Wolfsburg/Washington. Im Zusammenhang mit Abgas-Manipulationen hat Volkswagen den Verkauf einiger Diesel-Fahrzeuge in den USA gestoppt. US-Autohändler seien angewiesen worden, bestimmte Wagen des Modelljahres 2015 zurückzuhalten, sagte ein VW-Vertreter am Sonntag. Die Zahl der betroffenen Fahrzeuge nannte er nicht.

VW hatte zuvor Abgas-Manipulationen in den USA zugegeben, die eine Milliarden-Strafe nach sich ziehen könnten. Konzern-Chef Martin Winterkorn kündigte eine externe Untersuchung der Vorgänge an. Die US-Umweltschutzbehörde EPA wirft VW vor, bei knapp 500.000 Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorschriften mit Hilfe einer Software vorsätzlich umgangen zu haben.

Dudenhöffer fordert Rücktritt Winterkorns

Nun legt auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen dem Konzernchef Martin Winterkorn einen Rücktritt nahe. Als direkter Verantwortlicher für Forschung und Entwicklung habe der Vorstandsvorsitzende entweder von den Manipulationen gewusst oder sei ahnungslos und habe seinen Geschäftsbereich nicht im Griff, sagte Dudenhöffer der Frankfurter Rundschau.

"In beiden Fällen würde ich sagen, dass Winterkorn an der Konzernspitze nicht mehr tragbar ist", so der Autoexperte zur "FR". Der "Westdeutschen Allgemeinen" (WAZ) sagte er: "Jeder Politiker könnte bei einer solchen Angelegenheit nicht in seinem Amt bleiben."

"Umfassende Softwaremogelei"

Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Deutschen Bundestag, die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn, erklärte, eine "so umfassende Softwaremogelei" müsse mit dem Wissen der Führung in Wolfsburg passiert sein. "Alles andere würde mich wundern." Ihrer Auffassung nach könnten auch noch andere Automarken im Ringen um die Einhaltung von Abgasvorschriften in Europa und den USA bei Manipulationen erwischt werden. Sie würde sich darüber "nicht wundern".

Dudenhöffer schloss in der FR nicht aus, dass auch hiesige Modelle mit der Software ausgestattet sein könnten. "Wenn ein Weltkonzern auf einem so wichtigen Markt wie dem nordamerikanischen die Werte manipuliert, dann sollte dringend überprüft werden, ob das nicht auch bei uns geschehen ist", sagte Dudenhöffer der Zeitung. Vorsätzlich falsche Herstellerangaben in umwelt- und gesundheitspolitisch sensiblen Bereichen müssten in Deutschland strafrechtlich verfolgt werden, forderte er. "Der Justiz- und der Umweltminister müssen gemeinsam dafür sorgen, dass solche Praktiken unter das Strafrecht fallen." Bisher seien nur zivilrechtliche Klagen möglich.

Der Skandal ist für VW laut Dudenhöffer eine "Imagekatastrophe par exellence". Der Konzern hat nach eigenen Angaben inzwischen eine externe Untersuchung in Auftrag gegeben. Winterkorn äußerte am Sonntag zudem sein Bedauern, "dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben".