Wien. (kle) Sie wollten mehr, aber ihre Rechnung ist nicht aufgegangen. Im Übernahmepoker um die Casinos Austria hatten die tschechischen Milliardäre Karel Komarek und Jiri Smejc nach ihrem jüngsten Einstieg bei dem Glücksspielkonzern darauf gespitzt, ihrem österreichischen Rivalen Novomatic einen diesem bereits zugesagten Casinos-Anteil noch abspenstig zu machen. Die Staatsholding Öbib (vormals ÖIAG), mit knapp einem Drittel der Anteile Kernaktionärin der Casinos, spielte dabei allerdings nicht mit. Am Montag legte sie in einer Sonderhauptversammlung gegen das Ansinnen der beiden Tschechen ein Veto ein.

Die Öbib schob damit der Übertragung des 16,8-prozentigen Casinos-Anteils der MTB-Privatstiftung von Maria Theresia Bablik in den Einflussbereich von Komarek und Smejc einen Riegel vor. Stattdessen gab die Staatsholding grünes Licht für die Übertragung dieses Anteils an den niederösterreichischen Glücksspielriesen Novomatic, der nach seinen Aktienaufkäufen nun direkt und indirekt 39,5 Prozent an den Casinos hält (zumindest auf dem Papier, weil unter anderem noch die Genehmigung der Wettbewerbshüter aussteht).

Novomatic ist größter Aktionär

Nach der Hauptversammlung am Montag sieht die Aktionärsstruktur der Casinos jetzt folgendermaßen aus: Die Öbib ist unverändert mit 33,2 Prozent beteiligt, die Medial Beteiligungs GmbH mit 38,2 Prozent und Novomatic mit direkt gehaltenen 16,8 Prozent. Der Rest gehört Stiftungen und Privatpersonen. Über die Medial hält Novomatic indirekt aber weitere 22,7 Prozent an den Casinos Austria, weshalb unter dem Strich die bereits erwähnten 39,5 Prozent ihrem Besitz zuzurechnen sind. Wie berichtet, hatten die Uniqa-Versicherung und der Mühlenkonzern Leipnik-Lundenburger, beides Unternehmen aus dem Raiffeisenimperium, im Sommer ihre Anteile an der Casinos-Aktionärin Medial (jeweils gut 29,6 Prozent) an die Niederösterreicher verkauft.

Nicht ins Geschäft kam Novomatic allerdings mit der Donau Versicherung, einer weiteren Miteigentümerin der Medial. Die zur Vienna Insurance Group gehörende Versicherungsgesellschaft veräußerte ihre Anteile an der Medial, die sie über die Came Holding hielt (ebenfalls mehr als 29,6 Prozent), den in der Glücksspielbranche im Ausland bereits tätigen Oligarchen Komarek und Smejc.

Tschechen: "Bleiben am Ball"

Komarek und Smejc sind über die von ihnen erworbene Came Holding durchgerechnet mit 11,3 Prozent an den Casinos beteiligt. Als Miteigentümer des rot-weiß-roten Glücksspielunternehmens wollten sie von ihrem Vorkaufsrecht, das für alle Casinos-Aktionäre gegenseitig gilt, Gebrauch machen und in einem weiteren Schritt die von der MTB-Privatstiftung gehaltenen Casinos-Anteile Novomatic vor der Nase wegschnappen. Theoretisch hätten sie sich dann über ihre Vorkaufsrechte die gesamte Medial einverleiben können und damit am Ende die Mehrheit an den Casinos Austria.

Die Öbib hat das mit ihrer Entscheidung vom Montag unterbunden. Zuvor soll Finanzminister Hans Jörg Schelling den über den Kauf der Came erfolgten Casinos-Einstieg der Tschechen Gerüchten zufolge als "unfreundlichen Akt" bezeichnet haben. Komarek und Smejc werden Verbindungen zum griechischen Reeder Dimitris Melissanidis nachgesagt. Dieser hat in seinem Heimatland ein Verfahren wegen Treibstoffschmuggels und zudem Geldwäscheermittlungen am Hals. Komarek und Smejc hatten zuletzt jedoch betont, dass Melissanidis nicht Teil ihres Casinos-Konsortiums sei.

Den Beschluss in der gestrigen Casinos-Hauptversammlung, ihnen keine weiteren Casinos-Anteile zu überlassen, wollen die beiden Milliardäre nicht akzeptieren. "Wir bleiben am Ball", ließen sie noch am Montag über einen Sprecher ausrichten. Sie orten einen Gesetzesbruch und wollen nun rechtliche Optionen prüfen.

Für ihre Entscheidung in der Aktionärsversammlung hatte sich die Öbib ein Gutachten erstellen lassen. Dieses habe "signifikante Rechtsunsicherheiten" im Fall einer Übertragung der von der MTB gehaltenen Casinos-Aktien an die Came aufgezeigt - mit womöglich jahrelangen Rechtsstreitigkeiten. "Die notwendige Neuaufstellung der Casinos Austria könnte dadurch über mehrere Jahre blockiert werden", sagte Öbib-Chefin Martha Oberndorfer. Deshalb habe die Öbib von ihrem in der Satzung verankerten Recht Gebrauch gemacht, diesen Deal aus wichtigen Gründen abzulehnen.