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Bawag sieht Geldschatulle für Zukäufe gut gefüllt

Von Karl Leban

Wirtschaft

Bankchef Haynes prüft derzeit eine Reihe von Akquisitionsobjekten.


Wien. Bei der Bawag schnurrt derzeit das Geschäft. In den ersten drei Quartalen verdiente die Wiener Bank, die von den US-Fonds Cerberus und Golden Tree kontrolliert wird, unter dem Strich 320 Millionen Euro und damit um 22 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Höheren Erträgen stehen rückläufige Kosten - vor allem im Bereich Kreditrisikovorsorge - gegenüber.

Ihren Plan, das für das Gesamtjahr ursprünglich gesteckte Ergebnisziel von mehr als 400 Millionen Euro zu übertreffen, hat die Bawag am Dienstag bekräftigt. In welcher Höhe der Nettogewinn nun erwartet wird, gab das Management der früheren Gewerkschaftsbank allerdings nicht bekannt.

Für die Bawag hat sich der in den vergangenen Jahren in Angriff genommene Umbau offensichtlich gelohnt. Aktuell gilt die Bank als eine der profitabelsten und kapitalstärksten in Österreich. Per Ende September lag ihr Eigenkapital bei rund 2,7 Milliarden Euro, ihre Kapitalquote bei 14,9 Prozent.

"Historische Möglichkeiten"

Vor diesem Hintergrund spricht Bankchef Byron Haynes von "historischen Möglichkeiten" für das Geschäft der Bawag. Die europäische Bankenlandschaft sei derzeit stark im Umbruch. Stagnierendes Wachstum, niedrige Zinsen, steigende regulatorische Kosten und strukturell ineffiziente Geschäftsmodelle würden die klassischen Bankgeschäftsmodelle unter Druck bringen, so Haynes im Bericht zu den ersten drei Quartalen. Diese Übergangsphase biete "einzigartige Chancen" - und die wolle sein Haus nun nutzen.

Für Akquisitionen im In- und Ausland verfüge die Bawag jedenfalls über ausreichend Geld, um solche Zukäufe zu schultern. Zuletzt hat das Institut bereits zugeschlagen, als es im Oktober von der ÖVAG-Bad-Bank Immigon die Volksbanken Leasing übernahm. Nun prüfe man eine Reihe weiterer Investitionsmöglichkeiten, so Haynes. Zum kolportierten Interesse an einem Kauf der Bank-Austria-Privatkundensparte schweigt der britisch-stämmige Bawag-Chef aber wie bisher: "Kein Kommentar zu Marktgerüchten."

Keine Angaben gibt es von ihm auch zu den Versuchen der Bawag-Haupaktionäre Cerberus und Golden Tree, die Bank zu verkaufen. Den Amerikanern wird nachgesagt, relativ hohe Preisvorstellungen zu haben (die "Wiener Zeitung" berichtete). Von zirka drei Milliarden Euro ist bei Investmentbankern die Rede. Europäischen Interessenten wie der spanischen Banco Santander soll das zu teuer sein. Cerberus & Co. sollen die Fühler daher nach Asien ausgestreckt haben, denn für dortige Investoren kann eine starke Bank mit einer EU-weit gültigen Lizenz durchaus wertvoll sein.

1,6 Millionen Privatkunden

Aktuell hat die Bawag 1,6 Millionen Privatkunden und 481 Filialen, die sie mit der Post betreibt. Ende September beschäftigte die Bank 2565 Mitarbeiter - um fast 340 weniger als ein Jahr zuvor.