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Reiches Vorarlberg, strauchelndes Wien

Von Werner Reisinger

Wirtschaft

Westösterreich laut Statistik Austria bei Wirtschaftsleistung und Einkommen an der Spitze, Burgenländer verdienen mehr.


Wien. Den Vorarlbergern geht es von allen Österreichern am besten - zumindest, was verfügbares Einkommen, Beschäftigung und Gesamtwirtschaftsleistung angeht. Wie aus einem am Montag von der Statistik Austria präsentierten Bericht für das vergangene Jahr hervorgeht, ist das Ländle gleich in mehreren Bereichen Spitzenreiter.

Das nominelle Bruttoregionalprodukt (BRP) wuchs in keinem anderen Bundesland stärker, und zwar um gleich 3,8 Prozent. Grund dafür ist die starke Güterproduktion im westlichsten Bundesland.

Die gute Wirtschaftsentwicklung wirkt sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt aus: Die Beschäftigung in Vorarlberg wuchs 2014 um 1,6 Prozent und rund 3000 Arbeitsplätze. Vor allem in der Metallverarbeitung und im Maschinenbau wurden neue Jobs geschaffen. Erstmals liegen die Vorarlberger auch beim verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen an der Spitze: 23.300 Euro hat dort ein Haushalt pro Jahr zur Verfügung. Verantwortlich dafür sind laut Statistik Austria nicht nur das generell hohe Einkommensniveau, sondern auch die zahlreichen Vorarlberger Pendler, die in der nahen Schweiz arbeiten und verhältnismäßig hohe Einkommen nach Hause bringen.

Steiermark holt auf

Alle neun Bundesländer weisen im Berichtsjahr 2014 nominelle BRP-Zuwächse auf. Nach Vorarlberg wuchs Tirol mit 3,3 Prozent am zweitstärksten, auch beim Pro-Kopf-Einkommen kommt Tirol auf den zweiten Platz. Im Gegensatz zu Vorarlberg ist hier aber nicht die Produktion, sondern der Dienstleistungssektor der entscheidende Impulsgeber - dieser wuchs mit 3,9 Prozent österreichweit am stärksten.

Wichtig für die Tiroler Wirtschaft sind laut Statistik Austria Generaldirektor Konrad Pesendorfer und der studienverantwortlichen Volkswirtin Kerstin Gruber vor allem der Bereich Verkehr, die Finanz- und Versicherungsdienstleister, das Grundstücks- und Wohnungswesen sowie wissenschaftliche und technische Dienstleister. Auch dem für Tirol so wichtigen Tourismus geht es nach wie vor gut. Überdurchschnittlich stark wächst die Wirtschaft auch in der Steiermark: Auch hier ist wie in Vorarlberg die Warenproduktion ausschlaggebend für den BRP-Zuwachs von 2,7 Prozent.

Was das BRP pro Kopf angeht, gibt es jedoch ein deutliches Ost-West-Gefälle (siehe Grafik). Zwar erwirtschaftete Wien mit 47.300 Euro je Einwohner die höchste Leistung; Vorarlberg, Tirol, Oberösterreich und vor allem Salzburg liegen jedoch in der Reihung weit vor der Steiermark, Kärnten, Niederösterreich und dem Schlusslicht Burgenland. Bei Letzterem ist vor allem die Einkommensentwicklung interessant: Das Pro-Kopf-Einkommen im strukturschwachen Burgenland lag bisher immer weit hinter dem der übrigen Bundesländer und ist nun im Mittelfeld angesiedelt.

Mäßige Entwicklung in Wien

In Wien sieht die Lage - trotz der hohen nominellen Wirtschaftsleistung pro Kopf - insgesamt nicht besonders rosig aus. 2014 wuchs die Wiener Wirtschaft nur um 1,6 Prozent, deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt von 2 Prozent. Schuld daran ist ein Rückgang der Wertschöpfung im Handel und im Verkehrswesen, der durch ein Plus bei Gastronomie und Tourismus kaum kompensiert werden konnte. Auch gab es in Wien 2014 mit nur einem Prozent den geringsten Zuwachs beim Pro-Kopf-Einkommen, die Bundeshauptstadt liegt damit österreichweit nur mehr an vorletzter Stelle.

Schuld daran ist auch die hohe Teilzeit-Quote: Jeder dritte Wiener hat inzwischen einen Teilzeitjob. Ebenfalls negativ auf das Pro-Kopf-Einkommen wirkten sich die unterdurchschnittlichen Einkommenszuwächse bei den Unselbständigen sowie die starke Bevölkerungsentwicklung aus.