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Bitteres Streichkonzert

Von Karl Leban

Wirtschaft

Mit Filialschließungen, Jobabbau und einem Pensionsdeal will die Bank Austria ihr Privatkundengeschäft fit trimmen.


Wien. Die Bank Austria steht vor einem Großumbau. In spätestens drei Jahren soll ihr defizitäres Filialgeschäft saniert sein und Gewinn abwerfen. Radikale Kostendiät ist beim größten Einzelinstitut des Landes nun angesagt, und das bedeutet, dass in der Sparte mit ihren rund 1,6 Millionen Privatkunden künftig kein Stein auf dem anderen bleibt. So will es die italienische Mutterbank Unicredit. Willibald Cernko, Chef der Bank Austria, hat sich bereits die Ärmel hochgekrempelt.

Geplant ist, die Sach- und Personalkosten bis Anfang 2018 um rund 300 Millionen Euro zu senken, und zwar im Vergleich zum Niveau von 2014 (1,6 Milliarden). Dies soll das Verhältnis der Kosten zum Ertrag (Cost/Income-Ratio) von 80 auf 60 Prozent verbessern, teilte die Bank Austria am Dienstag mit.

Um ihr Filialgeschäft nachhaltig profitabel zu machen, sieht die Bank jedoch keinen anderen Weg, als die Sparte, die immerhin eine Bilanzsumme von rund 25 Milliarden Euro auf die Waage bringt, in großem Stil umzukrempeln. Die Zahl der Filialen, die bereits seit 2013 um knapp 70 reduziert wurde, soll jedenfalls weiter ausgedünnt werden - und das massiv. So sollen von den österreichweit rund 200 Bank-Austria-Filialen in Zukunft nur noch 120 übrig bleiben. Die geplanten Schließungen betreffen vor allem Ballungsräume. Die meisten Standorte hat das aus Zentralsparkasse, Länderbank und Creditanstalt hervorgegangene Geldinstitut in Wien.

Aderlass beim Personal

Wie viele Jobs dem Sparstift zum Opfer fallen, ist indes noch unklar. Cernko sagte am Dienstag lediglich, dass die genaue Zahl von den Reformfortschritten und den Verhandlungen mit dem Betriebsrat abhängig sei. Derzeit hat die Bank Austria rund 3500 Mitarbeiter im Privatkundengeschäft, wobei ein Teil in der Verwaltung tätig ist. In Wiener Finanzkreisen wird damit gerechnet, dass jede dritte Stelle gestrichen wird. In Summe wären das an die 1200 Arbeitsplätze, die wegfallen.

Geht es nach Cernko, soll der Personalabbau "sozialverträglich" erfolgen. Dazu sollen in den kommenden Wochen gemeinsam mit dem Betriebsrat "Lösungen und faire Angebote" erarbeitet werden - "so, wie wir das in der Vergangenheit auch schon gemacht haben".

In einer anderen Frage ist sich das Bankmanagement bereits mit dem Betriebsrat einig. Hier geht es darum, rund 3300 Mitarbeiter mit Altverträgen der Vorgängerinstitute vom betriebseigenen Pensionssystem in das staatliche Pensionssystem (ASVG) zu überführen. Dieser Schritt - eine Punktation zu einer neuen Betriebsvereinbarung ist bereits unterschrieben - ist für Anfang April 2016 geplant. Die Bank verspricht sich davon eine jährliche Kostenentlastung in "zweistelliger Millionenhöhe". Für das Ablösen der bisherigen Ansprüche sind freilich hohe Abschlagszahlungen an die betroffenen 3300 der insgesamt zirka 9200 inländischen Mitarbeiter nötig. Cernko betont jedoch, dass dafür jene 2,1 Milliarden Euro, die an Pensionsrückstellungen gebildet wurden, reichen.

Keine Eingriffe sind indes bei den Verträgen der 6800 Bank-Austria-Pensionisten geplant. Bei allen Beschäftigten mit Altverträgen bleibt auch ein Privileg aus früheren Zeiten bestehen: das Definitivum, der Status der Unkündbarkeit.

Stärkeres Punkten via Internet

Um die Privatkundensparte fit zu trimmen, setzt Cernko neben dem Rückbau des Filialnetzes auch auf den Ausbau des "digitalen Marktplatzes" mit Online-Shop und Online-Filiale (in der aktuell 255 Mitarbeiter tätig sind). Damit soll dem veränderten Kundenverhalten (zunehmendes Internetbanking statt Filialbesuch) stärker Rechnung getragen werden. Standardisiert und vereinfacht werden soll auch das Angebot bei einfachen Bankprodukten (Sparbücher etc.), während bei höherwertigen Bankprodukten (etwa Finanzierungen) geplant ist, das Beratungsangebot zu erweitern. Mittelfristig will die Bank Austria über ihre Filialen und den digitalen Marktplatz auf "gleichwertigen Beratungs- und Verkaufsschienen" unterwegs sein.

Nicht infrage kommt für Cernko, die Kunden der Sparte über höhere Preise und Gebühren an der Sanierung zu beteiligen. Dass man die Kunden nicht extra zur Kassa bitten werde, dafür sorge schon der Wettbewerb.

In der Debatte um die Zukunft des Privatkundengeschäfts galt bei den Mitarbeitern und Vorständen der Bank stets der selbst vorzunehmende Umbau als präferierte Option - nicht der von der Mutter Unicredit ebenfalls ins Spiel gebrachte Verkauf an die Bawag. Ob Cernko für den Fall des Verkaufs mit Rücktritt gedroht habe? "Da zählen Fakten. Ich habe da gar nichts zu drohen", so der Bankchef in seiner Pressekonferenz.