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Schleichendes Filialsterben

Von Karl Leban

Wirtschaft

Online-Banken heizen den Wettbewerb im heimischen Bankensektor massiv an. Große Filialbanken wie die Bank Austria müssen sich der Internet-Konkurrenz mit neuen Konzepten stellen, sonst schwimmen ihnen die Felle davon.


Wien. Die Bank Austria strafft ihr Filialnetz, mit 120 Standorten soll es künftig mehr als ein Drittel weniger geben als jetzt. Damit werden auch viele Jobs wegfallen, voraussichtlich mehr als 1000. Forcieren will die größte Bank in Österreich hingegen ihre Präsenz im Internet. Unter dem Strich sollen durch den Großumbau 300 Millionen Euro eingespart werden, was helfen soll, das defizitäre Privatkundengeschäft nachhaltig zu sanieren.

Ob die geplanten Umstrukturierungsmaßnahmen am Ende Früchte tragen, muss sich allerdings erst weisen. Jedenfalls gibt es unter Branchenkennern auch skeptische Stimmen. Einer, der anonym bleiben will, glaubt sogar, dass das jetzige Umbauprogramm lediglich ein "Zwischenschritt" ist und diesem in weiterer Zukunft noch radikalere Schritte folgen könnten. Möglich wäre dann, dass die Bank Austria ihr Filialnetz de facto aufgibt und nur noch einige wenige, dafür aber große Kundenservicestellen betreibt - neben der abermals erweiterten Filiale im Internet. "Tendenziell wird es wohl in diese Richtung gehen", meint der Bankenexperte.

Online-Banken lockenKunden mit Kampfpreisen

"Das Kundenverhalten und somit auch das klassische Bankgeschäft haben sich durch die Digitalisierung tiefgreifend verändert", betont auch die Bank Austria. Drei Viertel ihrer Kontokunden nutzen bereits Online-Banking, mehr als ein Drittel davon Mobile-Banking (über das Smartphone). Die Nutzung klassischer Dienstleistungen in der Bankfiliale stagniert dagegen oder geht sogar zurück, heißt es bei der Bank Austria. "Wir begreifen diesen Wandel als große Chance", sagt ihr Vorstandsvorsitzender, Willibald Cernko.

Der Bank Austria - aber auch anderen heimischen Universalbanken (Raiffeisen, Erste Bank, Hypos, Volksbanken) - bleibt nichts anderes übrig, als diesen Wandel aktiv mitzutragen. Denn gerade über das Internet sind die Großen der hiesigen Branche immer wieder mit neuen Konkurrenten konfrontiert, die ihnen mit Kampfpreisen Kunden und Marktanteile abjagen wollen, was für massiven Wettbewerb sorgt.

Seit Jahren mischen diese Online-Banken immer kräftiger mit. Bei den Kundenzahlen können sie zumeist auf zweistellige Zuwachsraten verweisen. Da sie mit wenig Personal auskommen und daher ihre Kosten relativ niedrig sind, können sie im Vergleich zu Filialbanken wesentlich bessere Konditionen anbieten - etwa bei Sparprodukten höhere Zinsen und bei Wertpapiertransaktionen niedrigere Gebühren. Auch ihr Angebot ist mittlerweile vielfältig: Zumindest eine Handvoll der am heimischen Markt tätigen Direktbanken eignet sich als vollwertige Alternative zu Filialbanken. Ihr Angebot umfasst alle gängigen Finanzprodukte wie Girokonto, Kreditkarte, Tagesgeld, Festgeld, Wertpapierdepot und auch Finanzierungen.

Zahl der neuenMitbewerber wächst

Die Liste der Online-Banken, die den österreichischen Markt bearbeiten, ist im Laufe der Zeit - seit Mitte der 1990er Jahre - immer länger geworden. Zu den großen Anbietern zählen die ING-Diba Direktbank Austria, die Bawag-Tochter "easybank" und die in Salzburg ansässige "Hello bank!" (vormals direktanlage.at), die der italienische Unicredit-Konzern Ende 2014 an den französischen Finanzriesen BNP Paribas verkauft hat.

Bei "easybank", "Hello bank!" und auch der - zur Raiffeisenlandesbank Oberösterreich gehörenden - Online-Bank "bankdirekt.at" zahlen Kunden, die auf ihrem Girokonto monatliche Zahlungseingänge erhalten, keine Kontoführungsgebühren. Zudem sind Bankomat- und Kreditkarte zum Teil gratis.

Als stark im Aufwind gilt auch die Santander Consumer Bank (Österreich), die mit ihren Sparprodukten aktuell die höchsten Zinssätze anbietet. Sie ist aus der GE Money Bank hervorgegangen, die die spanische Großbank Banco Santander dem US-Konzern General Electric vor sechs Jahren abgekauft hat. Die Santander Consumer Bank ist auf Konsumgüterfinanzierungen spezialisiert, im Osten Österreichs betreibt sie auch Filialen - rund 30.