Wien/Linz Der voestalpine-Stahlkonzern wird im Jahr 2030 in Österreich nicht mehr wie derzeit fünf Hochöfen betreiben. Dies sagt Voest-Chef Wolfgang Eder in einem Interview im neuen "trend" (vormals "Format"). Über die künftige Anlagenstruktur werde der Konzern wahrscheinlich 2018 entscheiden können. Aktuell betreibt die voestalpine drei Hochöfen in Linz und zwei in Donawitz (Steiermark).
Ob es 2030 noch eine Stahlproduktion in Österreich geben wird? Das hänge von den Rahmensetzungen der Politik ab, so Eder: "Technisch und von der Qualifikation der Menschen her sind wir hier besser als wahrscheinlich irgendwo sonst in Europa in der Lage, weiter Stahl zu erzeugen. Auf Dauer wird das allein aber nicht reichen, fürchte ich."
"Mehr geht dann nicht mehr"
Durch neue Technologien werde die Voest den CO2-Ausstoß in den nächsten Jahren nochmals etwas verringern können - "aber mehr geht dann bis zu Beginn der 2030er-Jahre nicht mehr", so Eder. Da man heute nicht wisse, ob das politisch so akzeptiert werde, "müssen wir auch Szenarien einplanen, die es uns im schlimmsten Fall ermöglichen, ab 2020 jederzeit Stopp sagen zu können". Mit einem solchen Szenario wäre man konfrontiert, wenn nachhaltig Verluste drohten und keine Zukunftsinvestments mehr möglich wären.
Ein Produktionsaufbau in anderen Regionen "wäre die allerletzte Lösung", sagt Eder, angesprochen auf mögliche Alternativen wie eine Abwanderung. "Wir gehen aber doch davon aus, dass die CO2-Problematik inzwischen in Wien, Brüssel und Straßburg hinreichend bekannt ist - und es nicht so weit kommt."
Aus Sicht des Voest-Chefs "wäre es auch absurd, wenn sich die Stahlproduktion beispielsweise von Europa nach China verlagert und damit die weltweite CO2-Belastung noch ansteigt, weil dort pro Tonne Stahl über 50 Prozent CO2 mehr anfällt als im umweltoptimierten Europa. Ein Argument, das von der Politik leider gerne vom Tisch gewischt wird."
Wegen der lahmen Konjunktur und des Rohstoffpreisverfalls hat der Konzern erst kurz vor Weihnachten sein Umsatzziel für 2020 von 20 auf 15 Milliarden Euro gesenkt und ein weiteres Sparpaket angekündigt - über das von 2014 bis 2016/17 laufende im Volumen von 900 Millionen Euro hinaus. Details sollen diesen Jänner folgen, nachdem man über den Jahreswechsel alle Divisionen erneut auf Einsparpotenziale durchchecken wollte.