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Fetter Gewinn zum Abschied vom Osten

Von Karl Leban

Wirtschaft

Bank Austria verdient 1,3 Milliarden - letzte Jahresbilanz in alter Aufstellung. Mutter zieht Osteuropa-Sparte nun nach Mailand ab.


Wien/Mailand. Trotz eines hohen Verlustes im Krisenland Ukraine und kräftig gestiegener Kreditrisikovorsorgen hat die Bank Austria auch 2015 einen Gewinn in Milliardenhöhe eingefahren. Unter dem Strich verdiente die Wiener Tochter des italienischen Finanzriesen Unicredit mehr als 1,3 Milliarden Euro, womit sie ihr Ergebnis aus dem Jahr davor - wenn auch mithilfe von Sondereffekten - knapp behaupten konnte.

Für die Bank Austria ist die am Mittwoch vorgelegte Jahresbilanz 2015 die letzte in ihrer bisherigen Aufstellung. Im Herbst hatte Unicredit ja beschlossen, das Osteuropa-Geschäft im Verlauf des Jahres 2016 von Wien nach Mailand - zur Konzernzentrale - abzuziehen. Damit verliert die Bank Austria ihren größten Wachstumstreiber und Ertragsbringer. Wäre ihr die Osteuropa-Sparte schon 2015 weggefallen, hätte sie wohl nur eine halbe Milliarde Gewinn geschrieben. Und ihre Bilanzsumme hätte 105 bis 110 Milliarden Euro betragen - statt der nun ausgewiesenen 193,6 Milliarden.

"Null Kreditrisiko" im Inland

Kreditvolumen und Kundeneinlagen wuchsen 2015 sowohl in Österreich als auch in Osteuropa. Wegen des anhaltenden Zinstiefs musste die Bank beim Nettozinsertrag aber weitere Abstriche machen. Geprägt war die Bilanz auch von deutlich höheren Kreditrisikokosten. In Summe lagen diese bei gut einer Milliarde Euro - ein Anstieg um fast 29 Prozent. Zusätzliche Vorsorgen gab es vor allem in Kroatien, wo die gesetzlich verordnete Franken-Konvertierung mit 205 Millionen Euro zu Buche schlug und der dortigen Tochter damit rote Zahlen bescherte, aber auch in den beiden rezessionsgebeutelten Märkten Russland und Ukraine. Im Gegensatz zu Osteuropa sprach die Bank Austria am Mittwoch für ihr Kundengeschäft in Österreich von "de facto null Kreditrisiko".

Schuld daran, dass der Gewinn in Osteuropa um rund 40 Prozent auf 604 Millionen Euro schrumpfte, war vor allem ein 367 Millionen Euro schwerer Verlust in der Ukraine. Mittlerweile ist die Ukrsotsbank, die dort tätige Tochter, aber verkauft - an die Alfa Group. Mit Ausnahme Kroatiens und der Ukraine waren 2015 alle übrigen elf osteuropäischen Länder profitabel - auch Russland.

Positive Effekte für die Bank-Austria-Bilanz, die negative kompensierten, hatten unter anderem umfangreiche Immobilienverkäufe. Einen Sonderertrag von 312 Millionen Euro verbuchte das Kreditinstitut auch dadurch, dass es eine Pensionsreserve in Höhe von 1,9 Milliarden Euro aufgelöst hat. Die über Jahre aufgebaute Reserve steht im Zusammenhang mit dem demnächst geplanten Wechsel von 3300 der noch rund 9250 Mitarbeiter in Österreich vom betriebseigenen Pensionssystem ins staatliche ASVG-System. Im Übrigen sinken mit der Auflösung dieser Rückstellungen die Haftungen der Gemeinde Wien für die Bank Austria um 1,9 Milliarden Euro - nach letztverfügbaren Zahlen lag das Haftungsvolumen bei 7,8 Milliarden.

Cernko appelliert an Politik

Der Transfer der Pensionsansprüche in das günstigere ASVG-System gilt als einer der Kernpunkte eines Sparprogramms der Bank. Bis 2018, so die Vorgabe aus Mailand, muss das Institut seine Kosten gegenüber 2014 um rund 300 Millionen Euro zurückfahren. Der gewichtigste operative Brocken ist die Sanierung der Privatkundensparte im Inland, wo ein Großumbau des Filialnetzes ansteht. Mittels Zusammenlegungen hat die Bank die Zahl ihrer Filialen zwar schon im Vorjahr von 216 auf 174 reduziert. Künftig will sie österreichweit aber nur noch mit 120 Filialen auskommen.

Über alle Geschäftsfelder in Österreich und Osteuropa gerechnet hat die Bank Austria 2015 durchschnittlich 52,3 Cent aufgewendet, um einen Euro zu verdienen. International gilt das als guter Wert. An Bankensteuern und Beiträgen für die Fonds zur Bankenabwicklung und Einlagensicherung zahlte die Bank Austria 2015 mit 326 Millionen Euro um 38 Prozent mehr als im Jahr davor. Ihr scheidender Chef, Willibald Cernko, hatte deshalb am Mittwoch noch eine spezielle Botschaft parat: "Die heimische ebenso wie die europäische Politik wird sich entscheiden müssen, ob sie die Kuh weiter melken möchte oder sie schlachten will - beides zugleich wird jedenfalls nicht gehen."