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In der U-Bahn Österreich erleben

Von Rosa Eder-Kornfeld aus Berlin

Wirtschaft
"China ist das neue Japan": Diesem Motto getreu bemühen sich Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und die Chefin der Österreich Werbung, Petra Stolba (l.), auf der Berliner Tourismusbörse vor allem um den chinesischen Markt.
© Harald Paulenz

Gezielte Marketingaktivitäten sollen chinesische Touristen ins Land locken.


Berlin. Palmen, Boote, exotische Klänge und Gesänge, orientalisch gekleidete Menschen. Die weltgrößte Reisemesse, die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin, ließ zum Start des diesjährigen Events ihr Partnerland, die Malediven, mit einer farbenprächtigen Show aufmarschieren.

Am Stand der Österreich Werbung (ÖW) kreischt der Tannenhäher, leise rauscht der Bach. Der Blick schweift über idyllische Berglandschaften. Mit Hörstationen, 360-Grad-Videos, viel Holz und Pflanzen präsentiert die nationale Tourismusorganisation - bis 1988 als "Österreichische Fremdenverkehrswerbung" bekannt - unser Land von einer seiner besten Seiten. Live dabei ist auch Kaiser Franz Josef in Gardeuniform. Er wirbt für Wiens reichhaltiges Kulturangebot.

Auf eine Reise in die österreichische Kultur und Natur werden sich im April die U-Bahn-Passagiere in Peking begeben können. Zwei Züge werden innen und außen völlig mit Werbung beklebt, sagte ÖW-Chefin Petra Stolba am Mittwoch auf der ITB vor Journalisten. Österreich wird auch bei der Luxus-Messe ILTM Asia in Shanghai auftreten. Es ist das erste Mal, dass Österreich in diesem Ausmaß mit anderen europäischen Ländern um die chinesischen Touristen buhlt. Diese sind sehr reisefreudig geworden: In den vergangenen vier Jahren hat sich ihre Anzahl in Europa verdoppelt.

Die Österreich Werbung wurde heuer mit einem Sonderbudget von 4 Millionen Euro ausgestattet, um neue internationale Destinationen zu erschließen. Davon fließen 2 Millionen in die Bearbeitung des chinesischen Marktes. "China ist das neue Japan", sagte auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner in seiner Eigenschaft als Wirtschaftsminister. Die Tourismusbetriebe sollen nun dabei unterstützt werden, in neuen Fernmärkten Fuß zu fassen.

Petra Nocker-Schwarzenbacher, Tourismus-Obfrau in der Wirtschaftskammer, ließ in diesem Zusammenhang Außenminister Sebastian Kurz ihren Dank für die Initiative "Red White Red Carpet" ausrichten. Visa-Verfahren wurden dadurch schneller und einfacher. Die Zahl der Antragsstellen für Visa nach Österreich hat sich zum Wohlgefallen der Fremdenverkehrsbranche seit 2014 weltweit von 243 auf 268 erhöht. Angesichts der Flüchtlingsbewegungen und Terroranschläge und den damit verbundenen Ängsten in weiten Teilen der Bevölkerung gezielt auf das Thema Sicherheit zu setzen, ist nicht der Stil der Österreich Werbung. "Wir machen nicht auf Kosten anderer Länder Werbung", so Stolba. Mit dem aktuellen Schwerpunkt #austriantime will die ÖW vermitteln, dass in Österreich das steigende Bedürfnis nach "Mehr-Zeit-für-mich-Haben" gestillt wird.

TraditionelleHerkunftsmärkte sichern

Im vergangenen Jahr wurden international fast 1,2 Milliarden Ankünfte gezählt - um 50 Millionen mehr als im Jahr davor. Auf Europa entfielen davon 51 Prozent oder 609 Millionen Gäste. Die Welttourismusorganisation UNWTO erwartet für heuer eine Fortsetzung des Wachstumskurses mit einer Zuwachsrate von 4 Prozent.

Vom größer werdenden Kuchen will sich auch Österreich ein Stück abschneiden und die traditionellen Herkunftsmärkte Deutschland, Großbritannien, Italien und Polen stärker ins Visier nehmen. Von den rund 135 Millionen Nächtigungen machten im Vorjahr Inländer 36,4 Millionen und Ausländer 98,8 Millionen aus. Auf die für Österreich wichtigste ausländische Gästegruppe, die Deutschen, entfielen 50 Millionen oder 37 Prozent der Übernachtungen. Die Reiselust der Deutschen werde Umfragen zufolge anhalten, so Stolba. Österreich werde seine Marktanteile halten oder sogar ausbauen können.

Die im Herbst aufgrund der Flüchtlingssituation eingeführten Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Österreich hatten zu Verzögerungen im Reiseverkehr geführt. "Momentan ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Zustände wieder verschlechtern", sagte Mitterlehner. Die Tourismusbetriebe konnten mit der Situation gut umgehen. Laut Nocker-Schwarzenbacher habe es Rückgänge bei Tagesausflüglern und Kurzurlauben gegeben.