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"Ein großes Kompliment"

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Australischer Pensionsfonds IFM will seinen Anteil am Flughafen Wien auf knapp 40 Prozent erhöhen und bietet 100 Euro je Aktie - keine Mehrheitsbeteiligung angestrebt.


Wien. Die geplante Aufstockung des australischen Pensionsfonds IFM beim Flughafen Wien hat der Aktie des österreichischen Unternehmens Auftrieb gegeben. Die Papiere stiegen nach einer Handelsaussetzung am Montagvormittag um fast 17 Prozent auf 96,6 Euro und näherten sich damit dem Angebotspreis von IFM. Die Australier bieten über ihre Tochter Airports Group Europe den Flughafen-Wien-Aktionären 100 Euro je Aktie an. Gegenüber dem Freitag-Schlusskurs ist das ein Aufschlag von knapp 21 Prozent, gegenüber dem Durchschnittskurs der letzten Monate, der üblicherweise als Richtwert für den sogenannten Paketaufschlag angesetzt wird, beträgt das Plus fast 25 Prozent.

Im Zuge eines öffentlichen Angebots will IFM seine Beteiligung von derzeit 29,9 Prozent auf bis zu 39,9 Prozent erhöhen. Nach österreichischem Übernahmerecht wird normalerweise ab einem Anteil von 30 Prozent ein Pflichtangebot für sämtliche Aktien fällig. Nach Angaben des Flughafens Wien gilt das aber nur, wenn IFM über mehr Stimmrechte als die staatlichen Syndikatspartner verfügen würde.

IFM strebt nach Angaben eines Sprechers ohnehin nicht die Mehrheit an dem Unternehmen an. Das Land Niederösterreich und die Stadt Wien halten als Syndikatspartner zusammen 40 Prozent am Flughafen Wien. In Händen der Mitarbeiterstiftung sind zehn Prozent der Anteile, nur gut 20 Prozent sind im Streubesitz.

Per 21. März wird der Flughafen Wien übrigens aus dem Leitindex ATX der Wiener Börse ausscheiden, weil der tägliche Durchschnittsumsatz sowie die Streubesitzkapitalisierung des Unternehmens bei der halbjährlichen Neubewerteung Ende Februar nicht mehr den Top-20-Anforderungen der Wiener Börse entsprachen.

IFM war im Dezember 2014 für gut eine halbe Milliarde Euro beim Flughafen Wien eingestiegen. Damals hatte der Fonds eine weitere Anteilsaufstockung ausgeschlossen. Die nunmehrige Kehrtwende begründete ein IFM-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mit der "hervorragenden Arbeit" des Flughafen-Wien-Managements und der Strategie.

Erst Anfang des Monats hatte - wie berichtet - der Flughafen-Vorstand Rekordzahlen für das Jahr 2015 präsentiert: Der Nettogewinn stieg letztes Jahr um fast 22 Prozent auf 100,4 Millionen Euro. Euro, die Dividende soll von zuletzt 1,65 auf zwei Euro angehoben werden. Rekordzahlen hat es 2015 auch bei den Passagieren gegeben: Trotz "Gegenwinds" durch krisenbedingte Flugausfälle und Streiks bei den Nachbarn stieg die Zahl der abgefertigten Fluggäste auf 22,8 Millionen. Auch heuer ging der Aufwärtstrend bisher weiter: Kumuliert von Jänner bis Februar stieg das Passagieraufkommen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,5 Prozent auf 2,69 Millionen.

"Wir sind über diesen Schritt von IFM überrascht", so Flughafen Wien-Vorstand Günther Ofner in einer Ad-hoc-Meldung Montagfrüh: Man könne ihn derzeit nicht kommentieren, "da uns das Übernahmegesetz die Verpflichtung auferlegt, nach Vorliegen des konkreten Angebots eine detaillierte schriftliche Stellungnahme dahingehend abzugeben, ob wir die Annahme des Angebots empfehlen oder nicht".

Rasinger: "Nicht erfreulichfür die Wiener Börse"

Dass IFM seinen Anteil am Flughafen Wien um bis zu 10 Prozent erhöhen will, stößt bei Kleinanlegervertreter Wilhem Rasinger auf geteiltes Echo. Einerseits sei es zwar "ein großes Kompliment" für die Flughafenführung und ein starkes Zeichen für die Zukunft, andererseits sei es traurig, dass sich österreichische Investoren die Chance entgehen haben lassen.

Für die Wiener Börse sei die Reduktion des Streubesitzes nicht erfreulich. Aber es sei nun einmal so, dass hier Ausländer wieder einmal schneller waren, sagte Rasinger zur APA. Die Flughafen-Wien-Aktien hatten in den letzten drei Jahren um rund 100 Prozent zugelegt, der Vorstand plante deshalb, der Hauptversammlung Ende Mai einen Aktiensplit im Verhältnis 1:4 vorzuschlagen.

Vonseiten der je 20 Prozent der Flughafen-Aktien haltenden Stadt Wien und Land Niederösterreich war bis Redaktionsschluss kein Kommentar verfügbar. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass keiner der beiden seine Anteile reduzieren werde.