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Blut- und Tränenprogramm beschert Raiffeisen erste Früchte

Von Karl Leban

Wirtschaft

RBI kehrt 2015 in die schwarzen Zahlen zurück - Polbank-Verkauf bleibt auf der Agenda.


Wien. Aufatmen im Bankensektor von Raiffeisen: Das Flaggschiff der Gruppe, die auf Osteuropa spezialisierte Raiffeisen Bank International, ist 2015 in ruhigere Gewässer eingefahren. Nach den groben Turbulenzen im Jahr davor, die hohe Abschreibungen in Russland und der Ukraine und damit einen Konzernverlust von 617 Millionen Euro zur Folge hatten, kehrte das börsennotierte Geldinstitut wieder in die Gewinnzone zurück. Unterm Strich schrieb die Wiener Großbank ein positives Konzernergebnis von 379 Millionen Euro.

Trotzdem müssen ihre Eigentümer, allen voran die Mutter Raiffeisen Zentralbank, weiter darben. Denn so wie für 2014 wird es auch für 2015 keine Dividende geben. Selbst für heuer sei es "zum derzeitigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich, dass wir eine Dividende zahlen", sagt RBI-Chef Karl Sevelda, obwohl er auch für 2016 einen Gewinn erwartet.

Der Grund, warum das Bankmanagement die Aktionäre auf einen möglichen weiteren Ausfall der Dividende einstimmt: Bis Ende 2017 will die RBI ihre Kapitaldecke so weit aufgepolstert haben,dass sie bei der von der Bankenaufsicht am strengsten definierten Kapitalquote zumindest zwölf Prozent ausweist. Gewinne sollen daher primär in den Aufbau zusätzlichen Eigenkapitals fließen, um die Bank gegen Risiken besser abzusichern. Bei der geplanten Verbesserung ihrer Kapitalisierung hat die RBI zuletzt Fortschritte gemacht: Per Ende 2015 lag die Kapitalquote bei 11,5 Prozent und damit um eineinhalb Punkte deutlich höher als ein Jahr zuvor.

Bei Schrumpfkur im Plan

Mit Ausnahme Polens, wo der geplante Verkauf der Konzerntochter Polbank ins Stocken geraten ist, sieht sich die RBI bei ihrem Schrumpf- und Sparkurs im Plan. Finanzchef Martin Grüll geht davon aus, dass die angekündigten Restrukturierungskosten von insgesamt 550 Millionen Euro nicht überschritten werden. Der Großteil der Kosten sei für heuer zu erwarten, ein Teil erst für 2017. Mit einem Gewinn im laufenden Jahr wird dennoch gerechnet. Die russische Tochter werde jedoch nicht an 2015 anschließen können, so Sevelda vor Journalisten.

Für die RBI ist die Tochterbank in Russland die mit Abstand größte und wichtigste Ertragsbringerin. Trotz dortiger Rezession warf diese im Vorjahr einen höheren Gewinn von 387 (nach 326) Millionen Euro ab. Positive Ergebnisse kamen im Übrigen von der überwiegenden Mehrheit der osteuropäischen RBI-Märkte.

Im Krisenland Ukraine konnte der Verlust von 290 auf 85 Millionen Euro verkleinert werden. Bei der dortigen Tochterbank Aval hat die RBI nun die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung mit 30 Prozent als Partnerin an Bord. Dass sich der Rauch in der Ukraine etwas verzogen hat, hat damit zu tun, dass dort im Gegensatz zu 2014 deutlich niedrigere Abschreibungen anfielen.

Personalabbau ist bei der RBI unterdessen auch weiterhin angesagt - etwa in Polen und der Ukraine und selbst in der Konzernzentrale in Wien. Im vergangenen Jahr hat die Bank ihre Mitarbeiterzahl um knapp 2900 auf rund 51.500 zurückgefahren.

Polen-Rückzugsplan aufrecht

Ein großer Schritt beim noch laufenden Umbau des Konzerns wäre der Verkauf der Polen-Tochter Polbank, der ursprünglich bis Anfang 2016 erfolgen sollte. Sevelda will sich jedoch nicht unter Druck setzen lassen: "Ein Verkauf ist nicht einfach über die Bühne zu bringen - aber verschleudern werden wir sie deswegen nicht." Grundsätzlich halte die RBI an ihren Verkaufsplänen fest. Nicht ausgeschlossen sei aber auch, dass es in den nächsten Monaten bis Jahren zu keinem Verkauf komme.

Bisher stockt der Polbank-Verkauf wegen des Milliarden-Portfolios an Franken-Krediten, für die Polens Regierung einen Zwangsumtausch in Zloty erwägt, was mögliche Käufer abschreckt, weil sie das teuer zu stehen käme. Die RBI will ihre Tochter deshalb nun ohne dieses Portfolio veräußern.