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Ja zu Banken-Arbeitsstiftung

Von Karl Leban

Wirtschaft

Banken-KV-Verhandlungen nach längerem Tauziehen abgeschlossen: Gehaltsplus von 1,24 Prozent.


Wien. Seit Mittwochfrüh ist das alljährliche Pokern um höhere Gehälter im Bankensektor zu Ende. Knapp eineinhalb Monate hat es gedauert, um zu einem Ergebnis zu kommen: In der vierten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen einigten sich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auf eine Anhebung der Gehälter um 0,7 Prozent plus einen Fixbetrag von 15 Euro. Im Durchschnitt bekommen die rund 75.000 Beschäftigten der Bankenbranche somit um 1,24 Prozent mehr Geld, wie es hieß. Die Erhöhungen gelten ab 1. April 2016.

Ursprünglich hatten die Arbeitgeber angeboten, die Gehälter um 0,8 Prozent zuzüglich sechs Euro anzuheben. Doch damit waren sie bei den Arbeitnehmern auf heftigen Widerstand gestoßen. Dieses Angebot, so deren Argument, decke sich nicht mit den hohen Gewinnen von 3,7 Milliarden Euro, die der Bankensektor im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftet habe. Man verlange einen Anteil an den Gewinnen. In der Folge war es Mitte März in allen Landeshauptstädten zu Protesten von Bankangestellten und Betriebsräten gekommen, weil die Arbeitgeberseite vorerst noch auf stur geschaltet hatte.

Erhöhung der Gehälter liegt über der Inflationsrate

Ihrerseits hatte die Arbeitnehmerseite ursprünglich eine Erhöhung der Gehälter um 1,8 Prozent gefordert und dann auf 1,4 Prozent reduziert. In Abstimmung mit den Arbeitgebern sind es am Ende nun 1,24 Prozent geworden. Diese Erhöhung liegt über der Inflationsrate des Vorjahres von 0,9 Prozent. Mit der Forderung nach Abgeltung der Inflation sowie einem Plus drauf waren die Arbeitnehmer ebenfalls in die KV-Verhandlungen gegangen.

Geeinigt haben sich beide Seiten auch auf Gespräche über eine Arbeitsstiftung für Bankangestellte, die aufgrund anstehender Restrukturierungen und Filialschließungen künftig ihren Job verlieren. Der Generalsekretär des Bankenverbandes, Gerald Resch, hält es für "durchaus realistisch", dass noch heuer ein brauchbares Modell ins Leben gerufen wird, wie er zur "Wiener Zeitung" sagte.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte die Bankengewerkschaft. Sie drängt auf eine Branchenstiftung, wie es sie in der Elektroindustrie oder seit Mitte der 80er Jahre in der Stahlbranche bereits gibt. Bei solchen Stiftungen geht es im Wesentlichen um Umschulungen von Arbeitnehmern, die von Personalabbau betroffen sind.

Bei den österreichischen Banken sind seit der globalen Finanzkrise 2008 bereits mehr als 5000 Jobs dem Rotstift zum Opfer gefallen. Die Branche hat ihren Strukturwandel aber noch längst nicht abgeschlossen. Weitere, noch tiefere Einschnitte stehen bevor - etwa bei der Bank Austria, Raiffeisen und den Volksbanken. Alles in allem könnten dadurch nach Einschätzung von Branchenexperten in den nächsten vier bis fünf Jahren bis zu 25.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das Problem dabei: Bankmitarbeiter, deren Stelle wegrationalisiert wird, finden in ihrer Branche kaum mehr einen neuen Job.

Gespräche zu Stiftung starten im zweiten Quartal

Um das Projekt einer Arbeitsstiftung in Gang zu bringen, soll nun eine sozialpartnerschaftliche Expertengruppe eingesetzt werden. Die Gespräche über ein geeignetes Modell sollen laut Resch noch in der ersten Jahreshälfte aufgenommen werden.

Vorerst offen ist freilich, ob es in Zukunft eine Stiftung für die gesamte Bankenbranche gibt oder für jeden der fünf Sektoren (Raiffeisen, Sparkassen, Hypos, Volksbanken, Verband der Banken und Bankiers) eine eigene Arbeitsstiftung. Ganz neu ist das Thema für die heimischen Finanzinstitute jedenfalls nicht: Einzelne freiwillige Arbeitsstiftungen gibt es bereits - etwa von der Erste Bank, der Bawag und der Hypo Tirol.