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Algen, Fische und smarte Farmer

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
Schweinefleisch in Bio-Qualität von "glücklichen" Tieren ist nach wie vor ein Nischenprodukt.
© Fotolia/Kadmy

Der Klima- und Energiefonds hat erstmals landwirtschaftliche Öko-Start-ups ausgezeichnet.


Wien. Eine Pilzzucht auf Kaffeesud, ein hippes Getränk aus Algen, eine Symbiose aus Fischzucht und Gemüseanbau - an ökologischen Business-Ideen herrscht in der heimischen Agrarbranche wahrlich kein Mangel. Tatkräftige Hilfe für innovative Farmer gibt es nun bei der greenstart-Initiative des Klima- und Energiefonds.

In Kooperation mit dem Umweltministerium wurden soeben die zehn erfolgversprechendsten Öko-Start-ups ausgezeichnet. Neben den Kategorien Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Mobilität ist erstmals auch der Bereich Landwirtschaft vertreten. "Wie bereits bei der ersten Ausschreibung ist auch diesmal eine große Bandbreite an interessanten Einreichungen eingegangen", freut sich Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

Die zehn Finalisten erhalten in den nächsten Monaten neben einem Preisgeld von je 6000 Euro auch ein individuelles Coaching. Dabei werden Business-Pläne erstellt und weiterentwickelt. Im Herbst werden dann jene drei "greenstarter" gekürt, die zur Umsetzung ihres Business-Plans je 15.000 Euro Starthilfe erhalten. Aus der Neo-Kategorie Landwirtschaft schafften es gleich fünf Start-ups unter die Top Ten.

So plant das Öko-Start-up "frischfisch" den Bau und Betrieb einer sogenannten Aquaponic-Anlage in Salzburg. Dabei werden Gemüse und Fische in einem geschlossenen Kreislaufsystem gezüchtet, indem die Synergien zwischen Pflanzen, Tieren und Wasser effizient genutzt werden. Künstliche Dünger für Pflanzen oder Medikamente für die Fischzucht sind dabei überflüssig. Eine Farm in der Größe von 1500 Quadratmetern kann jährlich 50 Tonnen Fisch und fünf Tonnen Tomaten, Gurken oder Salate produzieren. Ein weiterer Vorteil ist die Nähe des Produktionsbetriebs zum Konsumenten. "Gerade bei Fisch und Gemüse sind Ultralokalität und damit besonders kurze Transportwege ein maßgeblicher Qualitäts- und Frischefaktor", betonen die "frischfisch"-Gründer Michael Hrobath und Gunter Pira.

Wiener Schwammerl

Auch "Hut & Stiel" steht für den Trend zur Stadt-Landwirtschaft. Kern des Projektes ist die Zucht von Speisepilzen auf Kaffeesud. Dieser wird via Lastenfahrrad von Wiener Kaffeehäusern, Restaurants etc. eingesammelt und in einem Altbaukeller zu Pilzsubstrat weiterverarbeitet. Die frisch geernteten Pilze werden per Rad ausgeliefert und auf Märkten verkauft. Kurze Transportwege garantieren auch hier höchste Qualität und Frische.

Auch Algen sollten regelmäßig auf unserem Speiseplan stehen. Der Grund: Sie wachsen ressourcenschonend, sind nährstoffreich und gesund. "So effizient wie Algen wächst keine Landpflanze oder Proteinlieferant wie Fisch und Fleisch", betonen die Macherinnen des Algengetränks "Helga", Renate Steger, Ute Petritsch und Anneliese Niederl-Schmidinger. "Mit ‚Helga‘ möchten wir den Menschen die Möglichkeit geben, Algen auf eine wohlschmeckende Art zu sich zu nehmen", erklärt das Trio. Der hippe Algen-Trunk soll zunächst als Marke in Deutschland, Österreich und in der Schweiz aufgebaut und im gehobenen Lebensmittelhandel und der Gastronomie positioniert werden.

Landwirtschaft 5.0

Die Abhängigkeit landwirtschaftlicher Betriebe von fossilen Energieträgern zu reduzieren und ein energieautarkes, kreislauforientiertes Wirtschaften zu ermöglichen, ist das Ziel der Geschäftsidee "Smart Farm - Landwirtschaft 5.0". Das Unternehmen bietet dazu nicht nur Beratungs- und Planungsdienstleistungen an, auch das Projektmanagement samt Einreichung von Unterlagen bei Behörden und der Ausarbeitung von Finanzierungsformen sowie umfassende Wartungsdienstleistungen gehören zum "Smart Farm"-Paket.

Gründer Harald Pinter: "Motivation ist, Landwirtschaftsbetriebe zu befähigen, von externen, nicht regionalen Ressourcen unabhängig zu werden. Neben den ökologischen Vorteilen wird so auch die ökonomische Basis der Betriebe gestärkt."

Bio-Schweinefleisch

Schweinefleisch in Bio-Qualität ist nach wie vor ein Nischenprodukt. Das Start-up-Unternehmen "nahgenuss" will den Bio-Landwirten nun mit einem Vermittlungsportal helfen, ihre Schweine direkt an die Verbraucher zu bringen. Bis zu vier Konsumenten sollen via "nahegenuss"-Portal gemeinsam ein ganzes Schwein kaufen können. Erst dann lässt es der Landwirt von einer regionalen Fleischerei schlachten.