Wien. Richter Wolfgang Etl hat in der Neuauflage des Telekom 1-Prozesses rund um eine Kursmanipulation im Jahr 2004 den damaligen Telekom Austria-Finanzchef Stefano Colombo in Erklärungsnot gebracht. Er konnte nicht begründen, warum der mitangeklagte Broker Johann Wanovits auf ein Okay von ihm für einen Aktienkauf wartete, obwohl der Broker auf eigenen Rechnung und eigenes Risiko Aktien gekauft hatte.
Offen blieb auch, warum Wanovits in weiterer Folge von einem Mitangeklagten Telekom-Prokuristen mehrere hunderttausend Euro in einem Papiersackerl am Wiener Naschmarkt übergeben wurde, wenn er durch den Aktienkauf auf eigene Verantwortung ohnehin einen Kursgewinn zu erwarten hatte - und es keine Beauftragung für den Kauf gab.
Der Italiener Colombo berichtete heute beim Prozessstart im Wiener Straflandesgericht davon, dass ein wichtiger Telekom-Mitarbeiter, der mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen vernehmungsunfähig ist und auch in anderen Telekom-Prozessen eine zentrale Rolle spielte, vom Kronzeugen "mit Wein drogiert" wurde, um gefügig zu sein. Er, Colombo, wiederum habe gegen die "Sklaverei" der Banken gekämpft. Denn in Österreich würden sich nur drei Banken den Finanzmarkt aufteilen.
Colombo gab dann noch einen Einblick in das Leben eines ausländischen Managers in Österreich: "Das erste Wort das ich in Österreich gehört habe, war Gutachten."