Wien. Bis 2020 will der börsennotierte Linzer Stahltechnologiekonzern Voestalpine seine Umsätze in Nordamerika verdreifachen. Als treibende Kraft gilt ein so gut wie schlüsselfertiges Eisenschwamm-Werk im US-Bundesstaat Texas. Umwelttechnologisch gelte es als "Musterbetrieb", betonte US-Botschafterin Alexa Wesner am Donnerstag in Wien.

Die Voestalpine hat sich das Werk in der texanischen Hafenstadt Corpus Christi 550 Millionen Euro kosten lassen. Der Testlauf eines Teils der Anlage ist bereits gestartet. Das erste Schiff mit Eisenerz aus Brasilien zur Weiterverarbeitung soll Ende April einlaufen. Bis zum Herbst soll die Anlage hochgefahren sein.

Mit ihr will das Unternehmen 2017/18 zwei Millionen Tonnen Eisenpellets produzieren, die dann in die Welt und nach Österreich zur Weiterverarbeitung verschifft werden. In die Anlage integriert ist ein eigener Verladehafen. In Corpus Christi entstehen dadurch 150 Arbeitsplätze für US-Amerikaner, die von Österreichern geschult werden.

Betriebskosten in Österreich deutlich höher


Wäre die Anlage in Österreich gebaut worden, wären die Betriebskosten laut Voestalpine-Chef Wolfgang Eder jährlich um 200 Millionen Euro höher. Erdgas sei in Österreich dreimal so teuer wie in den USA, so die schon in der Vergangenheit geäußerten Argumente Eders. Das Corpus-Christi-Werk soll die Kosten in der Stahlerzeugung deutlich drosseln.

Der Nordamerika-Umsatz der Voestalpine machte im Geschäftsjahr 2014/15 (per Ende März) neun Prozent des Gesamtumsatzes aus. Bis 2020 soll er auf 20 Prozent anwachsen und etwa drei Milliarden Euro betragen. Eder erwartet, dass der lukrierte Umsatz in der EU bis dahin im Gegenzug von aktuell 73 auf rund 60 Prozent sinkt. Angesichts der lahmenden Weltwirtschaft und des Verfalls der Rohstoffpreise musste die Voestalpine ihre strategischen Umsatzziele für 2020 von ursprünglich 20 auf 15 Milliarden Euro korrigieren.

In den USA setzt der ehemalige Stahlriese auf die Bereiche Automobil, Eisenbahn und Luftfahrt. Eder versteht das einst staatliche Paradeunternehmen mittlerweile als Technologiegüterkonzern. Weniger als 30 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet die Voestalpine heute noch durch reine Stahlproduktion.

Derzeit hat der Konzern 64 Standorte und rund 3000 Mitarbeiter in Nordamerika. Die Anteile der nordamerikanischen Anleger an dem Unternehmen betragen rund 13 Prozent.

500 Gesellschaften erzielen


540 Millionen Euro Gewinn


Insgesamt beschäftigt die Voestalpine rund 47.500 Mitarbeiter, davon die Hälfte im Ausland. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2014/15 belief sich auf 11,2 Milliarden Euro. Der Konzern erzielte mit etwa 500 Gesellschaften und Standorten in mehr als 50 Ländern unter dem Strich einen Gewinn von fast 540 Millionen Euro.