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Kommt die Bankomatgebühr?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Erste Bank und Sparkassen könnten das Eis brechen - sie diskutieren bereits.


Wien. Sollte eine Gebühr für Geldbehebungen am Bankomaten auch in Österreich zur Realität werden, wäre der Aufschrei unter den Konsumenten wohl groß. Branchenexperten geben freilich zu bedenken, dass für die Banken kein Weg an einer solchen Gebühr vorbeiführt. Zumal die Erträge der heimischen Institute zinsbedingt eher bescheiden seien und die Bankenaufsicht seit Jahren darauf dränge, die Profitabilität zu erhöhen - auch mit Blick auf eine damit einhergehende bessere Ausstattung mit Eigenkapital.

Eine Bankomatgebühr wäre jedenfalls eine neue Einnahmequelle. Sie einzuführen, wird in Teilen der Branche bereits sondiert. Die Sparkassen etwa haben am Donnerstag bestätigt, Überlegungen in diese Richtung anzustellen. "Wir führen eine Debatte", so Verbandschef Gerhard Fabisch. Entschieden sei aber noch nichts.

"Wir wissen, dass auch in anderen Bankengruppen darüber diskutiert wird", sagte Fabisch in der Jahrespressekonferenz des Österreichischen Sparkassenverbandes. Absprachen mit anderen Geldinstituten außerhalb des eigenen Sektors schloss er aber aus. Dies sei "komplett undenkbar".

Bis wann die Sparkassen und ihr Spitzeninstitut, die Erste Bank, eine Entscheidung treffen, und in welcher Form Geldabhebungen am Bankomaten künftig bepreist werden könnten, wollte Fabisch nicht sagen. Nur soviel: Es sei ein "offenes Spiel", nichts sei ausgeschlossen. Nachsatz von Thomas Uher, Chef der Erste Bank: "Wenn wir glauben, dass es richtig ist, werden wir es tun - wenn nicht, dann nicht."

"So großzügig sindBanken sonst nirgends"

Dass es hierzulande bisher noch keine Bankomatgebühr gibt, stößt im Ausland auf Erstaunen. "Österreich ist hier weltweit eine Ausnahme, so großzügig sind Banken sonst nirgends", sagte Fitch-Bankenanalyst Patrick Rioual kürzlich in den "Salzburger Nachrichten". Es gebe sogar deutsche Kunden, die extra Konten in Österreich eröffnen würden, um kostenlos am anderen Ende der Welt Geld beheben zu können. "Das wird aufhören", ist sich Rioual sicher. Falls das Zinstief noch länger anhalten sollte, sei die Einführung von Bankomatgebühren nur eine Frage der Zeit.

Vor sieben Jahren war das Thema bei den Banken kurzfristig bereits auf der Agenda. Damals ließen die Raiffeisenlandesbank Tirol und mit ihr zehn andere Tiroler Raiffeisenbanken einen Testballon starten. Für jede Geldbehebung bei Bankomaten einer fremden Bank stellten sie ihren Kunden 60 Cent in Rechnung. Ihr Argument: Kunden, die bei fremden Instituten Geld beheben, verursachen Kosten zu Lasten ihrer Hausbank, da diese den Fremdbanken ein Entgelt zahlen muss.

Nach großen Protesten bliesen Tirols Giebelkreuzer ihren Vorstoß aber rasch wieder ab. Zumindest bei Raiffeisen will man seither nichts mehr von einer Bankomatgebühr wissen. "Das ist in Österreich eine heilige Kuh und darum kein Thema", sagte Karl Sevelda, Chef der Raiffeisen Bank International, erst unlängst. Offiziell hieß es am Donnerstag auch bei der Bank Austria, dass Bankomatgebühren "derzeit kein Thema" seien. Der Chef der Oberbank, Franz Gasselsberger, sieht darin ebenfalls kein Heil: "Wahrscheinlich wäre der Ärger darüber höher als der Ertrag."

Für die Branche gilt der Bankomatendienst allerdings als durchaus teure Angelegenheit. Wie es bei den Banken heißt, fallen bei jedem Automaten jährlich Kosten von vielen tausend Euro an - etwa für das Warten, Befüllen und Versichern, aber auch durch Abschreibungen.

"Jede Bank muss selbst wissen,wo sie den Hebel ansetzt"

Wie wahrscheinlich Bankomatgebühren in Österreich sind, will der Geschäftsführer der Bankensparte in der Wirtschaftskammer, Franz Rudorfer, nicht sagen. "Das kann ich nicht mit ,Ja‘ oder ,Nein‘ beantworten - jede Bank muss selbst wissen, wo sie den Hebel ansetzt", meint Rudorfer unter Hinweis auf die hohen Kosten und den nicht minder hohen Ertragsdruck in der Branche.