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Starthilfe für Österreichs Biotech-Szene

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
Forscher im Labor: Österreich spielt bei der Entwicklung von Impfstoffen und Pharmazeutika gegen lebensbedrohende Krankheiten international eine große Rolle.
© fotolia/Jolopes

Die neue "Pharmig Biotech Plattform" will zur Interessenvertretung für Biotech-Start-ups werden.


Wien. Die Biotechnologie gilt Zukunftsbranche. Ein Indiz dafür: Die Zahl der Biotech-Unternehmen in Österreich ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Gab es im Jahr 2010 lediglich 77 Unternehmen in dieser Sparte, waren es 2014 bereits 116.

"Die Biotech-Branche in Österreich ist eine sehr junge Branche. Die Unternehmen in diesem Bereich sind im Durchschnitt sieben Jahre alt", schildert Peter Richter, Sprecher des Verbands der pharmazeutischen Industrie (Pharmig), die Dynamik. Trotz des "zarten" Alters sei es der Branche gelungen, zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor heranzuwachsen. Die Gründe dafür: Österreich verfügt über ausgezeichnete akademische Einrichtungen, gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und nicht zuletzt über eine aktive Förderlandschaft.

Allerdings stellen hohe administrative und regulatorische Hürden und die Finanzierung der Biotech-Forschung heimische Jungunternehmer auch vor große Herausforderungen.

Zugang zu internationalen Investoren fördern

"Die Förderlandschaft bietet zwar eine gute Basis für Initial-Förderung, die Überbrückungsfinanzierung in die nächste Entwicklungsphase gestaltet sich jedoch für Jungunternehmen schwierig, ebenso die Kommunikation zu potentiellen Investoren", sagt Richter. "Daher muss der Zugang zu Investoren im internationalen Umfeld mehr gefördert werden." Aus diesem Grund lädt die Pharmig Start-ups aus der Biotech-Szene und Pharmaunternehmen ein, über die neu geschaffene "Pharmig Biotech Plattform" schnell und einfach in Kontakt zu treten.

"Schon jetzt bestehen unterschiedliche institutionalisierte und informelle Ebenen der Kontaktaufnahme, wobei die meisten Vereinigungen technisch- oder infrastrukturell getrieben sind. Hier übernehmen zum Beispiel die Life-Science-Cluster eine wichtige Aufgabe", so Richter. "Die neue Biotech-Plattform legt hingegen einen klaren Fokus auf pharmarelevante Themenstellungen." Sie will nicht nur den Wissenstransfer erleichtern und Kooperationsmöglichkeiten ausloten, sondern auch Unterstützung bei regulatorischen Angelegenheiten anbieten. Karl Altenhuber, geschäftsführender Gesellschafter des Biotech-Start-ups epsilon 3, war wesentlich am Zustandekommen der Plattform beteiligt. Sein Unternehmen unterstützt seit dem Jahr 2013 Partnerschaften auf dem Weg zur Medikamentenentwicklung. "Wir haben die neue Plattform in der Pharmig eingerichtet, weil diese die pharmazeutische Industrie in Österreich repräsentiert. So bekommen Jungunternehmer aus der Biotech-Szene eine Interessenvertretung und werden auch auf operativer Ebene beraten."

Österreichische Firmen gehören zur Weltklasse

Das Umfeld für neue Life-Science-Unternehmen ist jedenfalls gut. "Die österreichische Biotech-Branche ist im europäischen Vergleich sehr gut positioniert", betont Richter. "Wien und Umgebung entwickeln sich derzeit zu innovationsstarken Zentren und zählen innerhalb Europas zu den Top 15 der 150 europäischen Regionen bei Patentanmeldungen." Gemessen am Umsatz sind sechs Prozent der europäischen Biotech-Unternehmen in Österreich konzentriert. "Mit 21 Prozent des Umsatzes investiert die heimische Biotech-Branche viel in Forschung und Entwicklung. Bei der Entwicklung von Impfstoffen und pharmazeutischen Wirkstoffen gegen lebensbedrohende Krankheiten befindet sich Österreich international betrachtet im Spitzenfeld", lobt Richter.

Dass österreichische Unternehmen zur Weltklasse gehören, zeigt das Beispiel des Wiener Biotechnologie-Start-ups Apeiron. 2010 konnte ein Kooperations-Vertrag für die Lizenzierung neuer Therapeutika unter anderem zur Behandlung des akuten Lungenversagens (ARDS), mit dem internationalen Pharma-Unternehmen GlaxoSmithKline abgeschlossen werden. Das Unternehmen AFFiRiS ist wiederum mit Impfstoffen gegen Alzheimer, Parkinson und Diabetes erfolgreich. So wurden 2012 erstmals weltweit die ersten klinischen Forschungen für einen Impfstoff gegen Parkinson gelauncht.

Die neue Plattform will ausdrücklich nicht als Konkurrenz zu bestehenden Netzwerken wie etwa dem Austria Wirtschaftsservice (AWS) oder der Life Science Austria (LISA) verstanden werden. Karl Altenhuber betont: "Im Gegenteil, wir möchten mit unserer Plattform verstärkt darüber informieren, welche Angebote und Leistungen es auf dem Biotech-Sektor in Österreich gibt."