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Großumbau bei Raiffeisen

Von Karl Leban

Wirtschaft

RZB und RBI prüfen Fusion, neues Spitzeninstitut könnte sich leichter Kapital verschaffen.


Wien. An der Börse kann die Ankündigung eines Fusionsprojekts Investoren auch verunsichern. Bei der Raiffeisen Bank International (RBI), die nun ein Zusammengehen mit ihrer Mutter, der Raiffeisen Zentralbank (RZB), prüft, war das am Mittwoch offenbar der Fall. Der Kurs der RBI-Aktie stürzte regelrecht ab - im Handelsverlauf um bis zu 10,5 Prozent auf ein Tagestief von 12,13 Euro.

Bei der Raiffeisen-Fusion - intern trägt das Projekt den Namen "R2" - ist vieles noch unklar. Details gibt es vorerst keine. Der Zusammenschluss wird jetzt einmal geprüft. Innerhalb von sechs Monaten soll die Prüfung jedoch beendet sein, damit allfällige Umsetzungsbeschlüsse noch in diesem Jahr gefasst werden können, wie beide Banken Dienstagabend mitteilten. Fällt die Entscheidung für eine Fusion, wäre diese rückwirkend zum 30. Juni 2016 wirksam.

RBI wäre neues Leitinstitut

An der Börsennotiz der RBI würde die mögliche Fusion nichts ändern, hieß es bei den Giebelkreuzern. Für die RZB würde das bedeuten, dass ihre Tochter das aufnehmende Institut wäre. Die RZB wäre dann Geschichte - und die RBI das neue Spitzeninstitut des österreichischen Raiffeisen-Bankensektors.

An der RBI hält die RZB derzeit 60,7 Prozent der Anteile. Im Fall einer Fusion wären die Aktionäre der RZB, im Wesentlichen also die Raiffeisenlandesbanken, direkt an der RBI beteiligt. Der Anteil der RBI-Streubesitzaktionäre - aktuell bei 39,3 Prozent - würde freilich sinken. Aber nicht dramatisch, wie es bei Raiffeisen hieß. Jedenfalls würde eine Fusion im Rahmen einer Kapitalerhöhung bei der RBI erfolgen. Für die in der RBI einzubringenden RZB-Assets (darunter etwa Beteiligungen an Uniqa und Spezialinstituten wie Bausparkasse, Leasing oder Kapitalanlagegesellschaft) würde dann mit neuen RBI-Aktien "bezahlt". Cash würde somit keines fließen. Klar ist allerdings, dass jetzt auf beiden Seiten Bewertungsgutachten erstellt werden.

Mit Blick auf die mögliche Fusion sprach RBI-Chef Karl Sevelda am Mittwoch von Vorteilen für die Kapitalisierung, von Kosteneinsparungen durch das Heben von Synergien sowie von strafferen Entscheidungsstrukturen. Zudem seien die EZB-Aufseher an einer Vereinfachung der "nicht unkomplizierten Struktur unserer Bankengruppe" interessiert, so Sevelda. In Sachen Basel III entspräche man den Erwartungen der Bankenaufsicht weit mehr als bisher, ergänzte RZB-Chef Walter Rothensteiner laut "Raiffeisen Zeitung". Zum anderen "würden wir die Kapitalaufnahmefähigkeit unseres Spitzeninstituts deutlich verbessern".

In Wien hat die RBI derzeit zirka 1800 Beschäftigte, in der Gruppe mit dem Osteuropa-Netzwerk sind es mehr als 51.700 Mitarbeiter. Die RZB selbst beschäftigt als Holding nur 235 Personen.