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Der Bauer als Unternehmer

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Seit zwei Jahren kein freier Tag: Jungbäuerin Antonia Krenn bei der Ziegenfütterung.
© Ziegenhof Mandl

WU-Studie über die Nöte und Strategien landwirtschaftlicher Familienbetriebe.


Wien. Aufhören oder g’scheit machen: Vor dieser Entscheidung standen vor vier Jahren der Niederösterreicher Michael Mandl und seine Lebensgefährtin Antonia Krenn. Sie entschieden sich für Letzteres und beschlossen, den Ziegenhof von Mandls Eltern zu übernehmen, auszubauen und professionell zu führen.

2014 gewannen die Junglandwirte für ihr Projekt den mit 6000 Euro dotierten Innovationspreis der österreichischen Jungbauernschaft für vorbildliche bäuerliche Betriebsführung. Heute produzieren an die 140 Ziegen in Lichtenegg in der Buckligen Welt täglich zwischen 300 und 400 Liter Milch, die zu Joghurt, Aufstrichen Frischkäserollen und Käsebällchen verarbeitet werden. An der Erweiterung der Produktpalette wird gearbeitet. Antonia Krenn hat "einiges in der Pipeline", erzählt sie im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Geplant ist auch ein Ab-Hof-Laden. Es mangelt also nicht an Ideen für die Weiterentwicklung des Betriebes, in dem bereits fünf Mitarbeiter - alle aus der Umgebung, wie Krenn betont -, beschäftigt sind.

Erfolgreich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten

Das derzeitige wirtschaftliche Umfeld ist für die Landwirtschaft nicht gerade günstig. So ist etwa der konventionelle Erzeugermilchpreis in den vergangenen zwei Jahren um 30 Prozent eingebrochen, auch Witterungsschäden setzen den Bauern zu.

Die Wirtschaftsuniversität Wien hat für eine Studie rund 1000 niederösterreichische landwirtschaftliche Familienbetriebe in Niederösterreich zu ihrer wirtschaftlichen Situation und zur Regelung der Nachfolge befragt. In der Altersgruppe 55plus können demnach rund 35 Prozent der Befragten noch nicht abschätzen, ob der Betrieb von der nächsten Generation weitergeführt wird. Rund 15 Prozent wissen schon, dass der Betrieb nicht fortgeführt wird. Die beiden häufigsten Gründe dafür sind die nicht gesicherte wirtschaftliche Überlebensfähigkeit des Betriebes und das fehlende Interesse der Kinder.

"Für rund 48 Prozent ist es gerade noch möglich, den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten, für rund 11 Prozent ist selbst das kritisch", sagt Hermann Frank, Leiter des Forschungsinstituts für Familienunternehmen an der WU. Finanzielle Mittel für größere Investitionen haben lediglich 8,6 Prozent der Befragten.

Sehr erfolgreiche Betriebe unterscheiden sich von weniger erfolgreichen unter anderem durch höhere Marktorientierung, Veränderungsbereitschaft und mehr Innovationsmaßnahmen. Außerdem spielt auch die emotionale Komponente eine Rolle. Der Familienzusammenhalt und die Identifikation mit dem Betrieb ist in erfolgreichen landwirtschaftlichen Unternehmen höher als in den weniger erfolgreichen.

Antonia Krenn und ihr Lebensgefährte identifizieren sich voll und ganz mit ihrem Bio-Ziegenhof. "Da hängt unser Herz dran. Wir leben das, was wir verkaufen." Auch wenn sie schon seit zwei Jahren keinen freien Tag mehr hatten.