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Einkauf direkt am Bauernhof

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
© elxeneize/Fotolia

Die Direktvermarktung ist ein wichtiges Standbein für Österreichs Bauern. Die rechtlichen Rahmenbedingungen werden jedoch immer schwieriger.


Wien. Ob Massentierhaltung oder pestizidbelastetes Gemüse - die fragwürdigen Produktionsbedingungen der konventionellen Lebensmittelindustrie sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Da verwundert es wenig, dass die Österreicher vermehrt zu biologischen Nahrungsmitteln greifen. Und nicht nur das. "Die Konsumenten wollen nicht nur wissen, woher ihre Lebensmittel kommen, sondern auch von wem und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden. Also kaufen sie immer häufiger direkt beim Bauern", erklärt Markus Leithner, Sprecher des Verbands Bio Austria. Um diesen Trend zu unterstützen, hat Bio Austria - mit 12.500 Mitgliedern der größte Bio-Verband Europas - die Online-Plattform www.biomaps.at eingerichtet, auf der Konsumenten regional nach bäuerlichen Produzenten und Produkten suchen können.

"Wir möchten damit Konsumenten und Landwirtschaft österreichweit zusammenführen. Denn der direkte Austausch ist heute wichtiger denn je, um die Vorzüge der bäuerlichen Familienbetriebe und unserer Produkte zu kommunizieren", sagt Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio Austria. Die Konsumenten ersparen sich durch "Biomaps" mühsame Eigenrecherchen, und für die bäuerlichen Produzenten ergibt sich ein zusätzlicher Vertriebskanal. Eine willkommene Erleichterung, denn die Direktvermarktung ist mehr denn je ein hartes Geschäft.

Standbein Direktvermarktung

Der Produktionswert in der Direktvermarktung betrug 2014 insgesamt 169 Millionen Euro, davon entfallen ein Viertel auf Heurige oder Buschenschanken und drei Viertel auf die Direktvermarktung. 36.000 Betriebe, das sind 27 Prozent aller heimischen Landwirte, vermarkten einen Teil ihrer Produkte derzeit selbst und erwirtschaften so durchschnittlich 34 Prozent ihres landwirtschaftlichen Einkommens. Bei den Biobetrieben ist sogar jeder dritte Biobauer auch Direktvermarkter. Ab Hof verkauft werden sowohl Urprodukte wie Obst, Gemüse, Eier und Milch als auch Verarbeitungserzeugnisse wie etwa Fleisch, Säfte und Marmeladen.

"Rund die Hälfte der Ab-Hof-Lieferanten erwirtschaften etwa 50 Prozent ihres Einkommens als sogenannte Intensiv-Direktvermarkter", erläutert Martina Ortner, Referentin für Direktvermarktung in der Landwirtschaftskammer Österreich. Während seit dem Jahr 2010 der Anteil der extensiven Direktvermarkter zurückgegangen ist, hat sich der Anteil dieser Intensiv-Direktvermarkter auf mittlerweile 13 Prozent erhöht. "Man kann sagen, die Direktvermarktung wird zunehmend g’scheit oder gar nicht gemacht", schildert Ortner den Trend zur Professionalisierung. Dabei bedeutet der Verkauf ab Hof oder auf dem Bauernmarkt in erster Linie eine hohe Arbeitsbelastung.

"Die Direktvermarktung findet ja zusätzlich zur landwirtschaftlichen Produktion statt", sagt Ortner. "Und neben der Verarbeitung muss man sich auch um Kennzeichnung, Marketing, und Kundenbetreuung kümmern." Dazu kommt, dass das Sortiment der heimischen Direktvermarkter äußerst vielfältig ist und meist auf mehreren Vertriebsschienen an den Käufer gebracht wird: ab Hof, auf Märkten oder durch Zustellung etwa an die Gastronomie und den Einzelhandel. "Daneben präsentieren sich viele im Internet, zum Teil auch mit Webshops. Alle diese Vertriebswege erfordern enorm viel Zeit, Können und Aufwand", gibt Ortner zu bedenken.

Viele Hürden

Zugleich werden die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Direktvermarktung immer schwieriger. "Die Hygienebestimmungen sind bei den bäuerlichen Betrieben gut umgesetzt", betont Ortner. "Gleiches gilt auch für die Allergenkennzeichnung, wobei der Schulungsaufwand hier enorm war. Einige tausend Betriebe wurden geschult und für den weiteren Bedarf wurde eine Online-Schulung erstellt."

Massiv betroffen sind die bäuerlichen Direktvermarkter von der neuen Registrierkassenpflicht. "Hier ist problematisch, dass die meisten Direktvermarkter in mehreren Vertriebsformen tätig sind und somit mehrere Endgeräte brauchen", klagt Ortner. Dass immer mehr Konsumenten direkt beim Produzenten einkaufen wollen, belegt unter anderem die wachsende Zahl von Einkaufsgemeinschaften in ganz Österreich. Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder dieser "Foodcoops" leisten damit einen bewussten Beitrag zum Erhalt einer biologischen, regionalen, und kleinstrukturierten Landwirtschaft. Bestellt wird direkt bei umliegenden Bauernhöfen, die Foodcoop-Mitglieder kümmern sich selbst um Verteilung und Abrechnung.

"Das Geld fließt direkt an die Landwirte", weiß Markus Leithner. "Und gleichzeitig werden die Betriebe, die oft zeitlich überlastet sind, durch dieses System entlastet." Die Wirtschaftskammer Österreich betrachtet diesen Trend allerdings mit Argwohn und fordert nun die Einführung eines Gewerbescheins für Lebensmittelkooperativen. Für Landwirtschaftskammer und Bauernverbände ist das nicht nachvollziehbar.

"Die engagierten Konsumenten ‚handeln‘ nicht im Sinne eines Handelsgewerbes, sondern sie kümmern sich um die Beschaffung ihrer eigenen Lebensmittel", hält Martina Ortner dagegen. "Daher lehnen wir die Forderung nach einem Gewerbeschein ab, denn das würde für die meisten dieser Foodcoops das Ende bedeuten."