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Baustelle Volksbanken

Von Karl Leban

Wirtschaft

Fusionskarussell dreht sich noch bis Juli 2017 - Sektor will bald wieder kapitalmarktfähig sein.


Wien. Noch zehn Fusionen, dann ist der Großumbau im Volksbankensektor de facto fertig. Gegen Ende Juli 2017 soll es damit so weit sein. Alles in allem soll es dann nur noch acht Volksbanken geben, eine pro Bundesland (ausgenommen das Burgenland, das Wien in Zukunft ganz untersteht). Von größeren regionalen Geldinstituten verspricht sich der lange Zeit schwer kränkelnde Volksbankensektor eine wesentlich höhere Schlagkraft, was Erträge und Kapitalausstattung betrifft.

Mit Blick auf ihre Zielstruktur hat die Bankengruppe das Fusionskarussell im vergangenen Jahr jedenfalls kräftig in Schwung gebracht. Hat es ursprünglich rund 60 Volksbanken in den Bundesländern gegeben, sind es nach einer Reihe bereits erfolgter Zusammenschlüsse laut jetzigem Stand 18, wie Wolfgang Layr, Sprecher der Volksbank Wien, des neuen Spitzeninstituts der Volksbanken, auf Anfrage mitteilt.

Die nächste Fusion werde dieses Wochenende umgesetzt - und zwar in Tirol. Sie betrifft die VB Landeck, deren Geschäft auf die Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz verschmolzen wird. Wie in Kärnten und der Steiermark wird für die Volksbanker das Fusionsthema vorerst dann auch in Tirol abgehakt sein. Detail am Rande: Im "Ländle" gab es dieses Thema nie, weil die Volksbank Vorarlberg in der bisherigen Zusammensetzung bestehen bleibt.

Filial- und Stellenabbau

Indes geht es in den übrigen Bundesländern in den nächsten Monaten Schlag auf Schlag, ist aus dem Volksbankensektor zu hören. Im November sollen die VB Niederösterreich-Süd und die VB Südburgenland durch Fusion in der Volksbank Wien aufgehen, die dafür die Weichen erst vor wenigen Tagen in einer außerordentlichen Hauptversammlung gestellt hat. Damit wird der "Fusionsreigen" auch in Wien abgeschlossen sein.

Die meisten Zusammenschlüsse - jeweils drei - stehen noch in Niederösterreich und Salzburg an. So sollen auf die neue Volksbank Niederösterreich, die ihren Sitz in St. Pölten hat, im Oktober die VB Ötscherland und die VB Enns-St. Valentin verschmolzen werden - und im Juni 2017 die Waldviertler Volksbank Horn. Daneben ist im Sektor geplant, dass im kommenden Monat die VB Oberndorf und im Juli 2017 die VB Bad Goisern und die VB Steirisches Salzkammergut Teil der Volksbank Salzburg mit Sitz in der Landeshauptstadt werden.

Eine der letzten Fusionen wird auch die der VB Bad Hall in Oberösterreich sein. Dem Vernehmen nach bringt dieses Geldhaus sein Geschäft bei der neuen Volksbank Oberösterreich, deren Sitz in Wels ist, im Mai 2017 ein.

Wie berichtet, hat die Problembank ÖVAG, das frühere Leitinstitut der Volksbanken, vor mehr als einem Jahr einen radikalen Schritt gesetzt, indem es sich vom Sektor abspaltete. Im Zuge der Umwandlung von einer Bank in eine Abbaueinheit namens Immigon hat die ÖVAG ihre Steuerungsaufgaben der Volksbank Wien übertragen. Diese steht nun an der Spitze eines Verbundkonzerns, unter dessen Dach sich die Volksbanken zu Fusionen verpflichteten.

Am Ende dieses Prozesses soll es eben nur noch acht Bundesländerinstitute geben (plus zwei Spezialbanken), wobei der Fokus auf das Österreich-Geschäft mit Privatkunden sowie Klein- und Mittelbetrieben gerichtet ist. Der Umbau des Sektors wird damit aber noch nicht endgültig abgeschlossen sein. Denn nach den Bankenfusionen sollen bis 2020 noch zirka 700 der insgesamt rund 4200 Jobs abgebaut und die Zahl der Filialen von zuletzt knapp unter 450 auf 350 reduziert werden.

Bis dahin wollen die Volksbanken das Kosten-Ertrags-Verhältnis von bisher 80 auf 60 Prozent verbessert haben. Das würde die Profite deutlich hinaufhebeln. Die Kapitalmarktfähigkeit des Sektors - also das Imstandesein, sich wieder über den Kapitalmarkt refinanzieren zu können - ist laut VB-Wien-Sprecher Layr für 2017 angepeilt.

Staatsgeld früher retour?

Hat der Staat in die ÖVAG einst 1,25 Milliarden Euro gepumpt, so sind davon nach hohen Verlusten nur noch rund 300 Millionen Euro übrig. Diesen Betrag müssen die Volksbanken bis 2023 zurückzahlen. Nach dem Verkauf der Start-Bausparkasse und der Immobank an die Bawag sieht der Sektor nun aber mehr finanziellen Spielraum. Sofern die Finanzmarktaufsicht ihr Okay gibt, will er noch heuer damit beginnen, einen Teil des Staatsgeldes zurückzuzahlen. Zur Gänze retourniert haben will er es nun bis 2020.