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Und jährlich grüßt die Herbstlohnrunde

Von Petra Tempfer

Wirtschaft

Am Montag präsentieren die Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie ihre Forderungen und läuten die Herbstlohnrunde ein. Der Fachverband klagt über eine stagnierende Branche und wünscht sich einen "moderaten" KV-Abschluss.


Wien. Traditionell gelten die Abschlüsse in der Metallindustrie als richtungsweisend für alle anderen Arbeitnehmer in Österreich. Das ist vermutlich mit ein Grund, warum die jährliche Metaller-Herbstlohnrunde zum medialen Fixpunkt geworden ist. Im Vorjahr schien die Situation tatsächlich kurz zu eskalieren: Die Arbeitgeberseite - der Fachverband der Maschinen- und Metallwaren- und Gießereiindustrie (FMMGI) -hatte die ersten Kollektivvertragsverhandlungen abgebrochen, die Betriebsräte drohten mit Streik. Schließlich einigte man sich doch noch, und zwar auf eine KV-Erhöhung von 1,5 Prozent bei einer Inflationsrate von 0,9 Prozent.

Die heurige Herbstlohnrunde startet am kommenden Montag mit der Übergabe der Forderungen der 120.000 Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie an die Arbeitgeber. Insgesamt geht es in der Metaller-KV-Runde um rund 185.000 Beschäftigte. Ausgangsbasis ist eine Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von diesmal 0,8 Prozent.

Konkrete Zahlen diesmal schon am ersten Tag

Dieses Jahr will die Gewerkschaft aber offenbar kräftiger zugreifen. "Die Wirtschaftsdaten ergeben einen soliden Aufwärtstrend", sagten die Verhandlungsleiter Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Rudi Wagner (GPA-djp) in einer Aussendung. Zuletzt hatte das Wifo für heuer ein reales BIP-Wachstum von 1,7 Prozent prognostiziert, auf das auch die Arbeiterkammer verwies und eine faire Lohnerhöhung sowie ein Ende der unbezahlten Überstunden forderte. Laut "Presse" soll unter den Gewerkschaftern hinter vorgehaltener Hand von einer KV-Erhöhung von zwei bis drei Prozent die Rede gewesen sein. Auf Nachfrage der "Wiener Zeitung" will sich zwar noch keine der Gewerkschaften auf einen konkreten Prozentsatz festlegen - anders als in der Vergangenheit soll dieser aber schon bei der ersten Verhandlungsrunde am Montag genannt werden, so die Pro-Ge.

Der FMMGI sieht den Wirtschaftstrend für seine Branche allerdings anders. Er wünsche sich einen "moderaten" KV-Abschluss, sagte Obmann Christian Knill am Mittwoch, weil die Branche stagniere. Zudem sei der Ausblick wegen der Russlandkrise und des Brexit nicht rosig. Bis zu 80 Prozent der Produktion gingen in den Export, hinter der chemischen Industrie sei die Maschinen- und Metallwarenindustrie der größte Exporteur nach Großbritannien, das gerade von der Brexit-Diskussion erschüttert wird. Das Russland-Embargo wiederum habe die Exporte in dieses Land halbiert. Die Türkei-Krise treffe die Branche indes kaum. Die hohen Lohnabschlüsse der vergangenen Jahre belasteten die Branche ebenfalls sehr.

Diese zahle schon jetzt die höchsten Mindestgehälter. Der Mindestlohn liege bei 1750 Euro brutto. Ein Angestellter verdient laut Knill durchschnittlich 4285 Euro brutto im Monat, bei einem Arbeiter seien es 2973 Euro. Zum Vergleich: Im Handel liegt der Mindestlohn bei 1500 Euro und im Hotel- und Gastgewerbe bei 1400 Euro. "Jeder Euro, den wir mehr zahlen, kostet den Arbeitgeber 1,92 Euro", so Knill.

Einigung zur Arbeitszeitflexibilisierung im Juni

Das Thema Arbeitszeitflexibilisierung wurde indes schon im Vorfeld der Herbstlohnrunde abgepuffert. Daher werde es kein "Kernpunkt" der KV-Verhandlungen sein, hieß es von Knill und Pro-Ge. Im Juni einigten sich die Sozialpartner auf ein Zeitkontenmodell, das am 1. Juli in Kraft treten wird. Für die Anwendung ist eine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat notwendig, zu diesem Zweck werden die Betriebe laut FMMGI bereits geschult. Die Kernpunkte betreffen die Verteilung der Arbeitszeit: Innerhalb eines Rahmens kann die Normalarbeitszeit in einem bestimmten Durchrechnungszeitraum (bis zu 52 Wochen) flexibel so verteilt werden, dass sie im Durchschnitt 38,5 Stunden pro Woche nicht überschreitet. Zusätzliche Arbeit muss angekündigt werden. Arbeitnehmer können Zeitguthaben über Jahre ansammeln. Wirtschaftskammer und Gewerkschaften wollen nun die Evaluierung dieses neuen Modells abwarten, bevor sie das Thema neu aufgreifen, heißt es.