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Zwischen Facharbeitermangel und Nachfolgezwist

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
© industrieblick /Fotolia

Österreichs Familienbetriebe fordern Lohnnebenkosten-Senkung und weniger Regulierung.


Wien. Familienunternehmen gelten als Motor und Rückgrat der heimischen Wirtschaft, und ihre Befindlichkeit sagt viel über den Zustand des Wirtschaftsstandortes aus. Folgt man den Ergebnissen des aktuellen Stimmungs-Barometers, das jährlich vom Verband European Family Business (EFB) und dem Unternehmensberater KPMG erstellt wird, ist die Stimmung derzeit recht gut.

"Unsere Familienunternehmen gehen trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage entschlossen ihren Weg, wachsen und sind international aktiv", sagt KPMG-Experte Yann-Georg Hansa. Tatsächlich zeigt die Umfrage, dass österreichische Familienbetriebe derzeit zuversichtlich sind. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der befragten Unternehmen sind hinsichtlich ihrer zukünftigen Entwicklung optimistisch. Österreich liegt damit in etwa gleichauf mit dem europäischen Durchschnitt von 72 Prozent. Zum Vergleich: 2014 gaben nur knapp 60 Prozent an, positiv in die Zukunft zu blicken.

Gute Geschäfteim Ausland

Für den Family-Business-Barometer wurden 959 Familienunternehmen aus 23 europäischen Ländern, darunter 42 familiengeführte Betriebe aus Österreich, auch zu harten Unternehmens-Kennzahlen befragt. Zwei Drittel der heimischen Betriebe konnten ihren Umsatz in den vergangenen zwölf Monaten steigern, ein Viertel konnte ihn stabilisieren, nur sieben Prozent verzeichneten einen Rückgang. Die österreichischen Betriebe erzielen damit deutlich bessere Ergebnisse als der europäische Durchschnitt: Dort konnte nur die Hälfte der Betriebe in Familienbesitz den Umsatz erhöhen, 16 Prozent verzeichneten Verluste.

Das Ergebnis wird von den heimischen Unternehmen vor allem auf das optimierte Produkt- und Dienstleistungsportfolio, die hohe Nachfrage und eine offensive Vertriebsstrategie zurückgeführt. So sind 83 Prozent von ihnen auch im Ausland tätig, wobei zwei Drittel ihre Export-Aktivitäten im vergangenen Jahr weiter intensiviert haben. Die Beobachtung der internationalen politischen Situation gewinnt für die Unternehmen zunehmend an Bedeutung.

Aber auch im Inland sehen sich die Familienbetriebe mit einigen Herausforderungen konfrontiert: So gaben 57 Prozent der Befragten an, dass die Suche nach Fachpersonal schwieriger sei als früher. Fehlende Ausbildung und sinkende Attraktivität des Wirtschaftsstandortes werden als Ursachen ausgemacht. Eine alarmierende Entwicklung, denn 2013 war das Anwerben der besten Arbeitskräfte noch nicht einmal unter den Top 5 der Herausforderungen zu finden. Zu schaffen machen den Familienunternehmen auch die zunehmende Konkurrenzsituation (40 Prozent) sowie sinkende Rentabilität und steigende Lohnnebenkosten (je 36 Prozent). Um den Unternehmenserfolg nachhaltig zu steigern, wünschen sich daher zwei Drittel der Betriebe eine Lohnebenkostensenkung. Im europäischen Raum ist das lediglich bei 29 Prozent der Befragten ein Thema.

Weitere Wünsche sind weniger Regulierung am Arbeitsmarkt und weniger Bürokratie. Weitgehende Zufriedenheit herrscht hingegen hinsichtlich der heimischen Infrastruktur. Nur zwei Prozent wünschen sich einen Ausbau, während zwölf Prozent der europäischen Familienbetriebe hier Optimierungsbedarf sehen.

Nach den wesentlichen Erfolgsfaktoren befragt, nennen 84 Prozent der österreichischen Familienbetriebe den Austausch zwischen den Generationen. Zugleich bereiten der jüngeren Generation angespannte Familienverhältnisse und ein gewisser Zwang zur Firmen-Übernahme Sorgen. 40 Prozent der Jüngeren sehen hier potenzielle Konflikte.

Externe Manager stark indie Führung eingebunden

In 88 Prozent der österreichischen Familienbetriebe sind schon jetzt externe Manager mit Führungsaufgaben betraut. Tatsächlich steht das Thema Firmenübergabe für viele Unternehmen derzeit ganz oben auf der Agenda: Laut EFB werden zehn Prozent der österreichischen Familienunternehmen die Führung im Lauf des kommenden Jahres an die nächste Generation und 14 Prozent an einen Geschäftsführer außerhalb der Familie übergeben.