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Gutes Leben auch mit Trump?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Voestalpine hat in den USA viel vor: Künftiger US-Präsident "wird Wirtschaft nicht schwächen".


Wien. Die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten lässt Wolfgang Eder kalt. Der Chef des weltweit tätigen Linzer Stahltechnologiekonzerns Voestalpine rechnet nicht mit einer schrumpfenden Wirtschaft in den USA. Eder geht davon aus, "dass sich Rationalität und Vernunft durchsetzen", wie er am Mittwoch bei der Präsentation der Halbjahresbilanz erklärte. Außerdem habe Trump angekündigt, dass er das Wachstum in den USA - die Kurve ist schon länger eher flach - ankurbeln wolle. In diesem Fall werde auch die Voestalpine davon profitieren.

Zuletzt hat der Konzern massiv in neue Werke in den Vereinigten Staaten investiert - unter anderem auch deshalb, weil dort Energie wesentlich günstiger ist als in Europa. Erst vor wenigen Wochen hat die Voestalpine im US-Bundesstaat Texas eine Fabrik für die Produktion von Eisenschwamm, einem Vormaterial für die Stahlerzeugung, offiziell in Betrieb genommen. Das Werk wird derzeit hochgefahren und gilt mit weit mehr als einer halben Milliarde Euro als die bisher größte Investition des Unternehmens im Ausland. Daneben steckt die Voestalpine derzeit viele Millionen in den Ausbau eines Autoteile-Werks im Bundesstaat Georgia sowie in einen neuen Automotive-Standort im Bundesstaat Alabama.

Hohe Wachstumsziele für USA

"Wer immer Präsident wird, wird die Wirtschaft nicht schwächen", ist Eder mit Blick auf Trump überzeugt. Zumal die USA "ihre politische und militärische Macht aus der Wirtschaft schöpfen".

Darum glaubt Eder auch nicht, dass es, wie von Trump im Wahlkampf angekündigt, zu einer protektionistischen Abschottung des US-amerikanischen Marktes kommen wird. "Kaum eine Wirtschaft profitiert so vom Freihandel wie die USA", gibt der Stahlmanager zu bedenken.

Im Übrigen sind die USA für die Voestalpine der mit Abstand größte Markt in der Nafta-Region, zu der auch Kanada und Mexiko gehören. Für die Zukunft hat sich das Unternehmen dort ehrgeizige Wachstumsziele gesetzt. Bis 2020 sollen die Umsätze in der Nafta-Region, wo die Voestalpine insgesamt 64 Standorte und rund 3000 Beschäftigte hat, von 1,2 auf drei Milliarden Euro gehebelt werden. Als wichtigster Treiber sind die USA definiert, auf die zuletzt ein Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro entfiel, was knapp einem Zehntel des Konzernumsatzes entspricht.

Aber auch in Mexiko wollen die Voestler ihre Geschäfte vorantreiben - vor allem in der Autozuliefersparte. Für Eder ist das Land "einer der wichtigsten Zukunftsmärkte in Amerika - so etwas wie das neue Detroit". Der Konzern will den großen Autobauern auch dorthin folgen und in den nächsten zwölf bis 18 Monaten in der Fertigung von Autoteilen Fuß fassen. Noch heuer soll entschieden werden, ob dies über den Zukauf einer Firma oder über den Bau eines eigenen Werkes erfolgt.

Halbjahresgewinn rückläufig

Daneben will die Voestalpine allenfalls auch im Inland investieren. Passen die Rahmenbedingungen, soll am steirischen Standort Kapfenberg ein neues Edelstahlwerk errichtet werden - für 250 bis 300 Millionen Euro. Eine finale Entscheidung soll es im zweiten Halbjahr 2017 geben.

Unterdessen hat die Voestalpine in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2016/17 (per Ende März) deutlich weniger Gewinn gemacht (siehe Grafik). Dennoch hofft Eder, im weiteren Verlauf aufholen und das Vorjahresergebnis wie geplant erreichen zu können. Der Öl- und Gassektor sei zwar nach wie vor"extrem schwierig", dafür profitiere der Stahlbereich. Autoindustrie, Flugzeugbau und Konsumgüterindustrie seien auf anhaltend hohem Niveau.