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Arbeitsklima-Index kommt aus historischem Tief heraus

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen.


Wien. Beschäftigte in der Reinigungsbranche, am Bau oder im Textilbereich sind derzeit mit ihrer Arbeitssituation am wenigsten frieden. Wer in der Schönheits- oder Gesundheitspflege, als Kindergartenpädagoge/-pädagogin oder in einem Büro ohne Kundenkontakt arbeitet, ist hingegen mit seinem Job zufriedener als der Durchschnitt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des "Arbeitsklima-Index" der Arbeiterkammer Oberösterreich. Das größte Minus in der Arbeitszufriedenheit verzeichnen Sozialwissenschaftler, Unternehmensberater und Lagerarbeiter.

Den Index gibt es seit 19 Jahren, und er gibt Auskunft über die subjektive Einschätzung der in Lohnarbeit stehenden Bevölkerung. Rund 4000 Personen werden dafür befragt. Nach einem Tiefstand von 105 Punkten im Frühjahr 2016 (nur vom Frühjahr 1997 bis zum Herbst 1998 lag er niedriger), hat sich der Index wieder erholt und liegt jetzt bei 107 Punkten - was gar nicht so schlecht ist, findet Josef Kalliauer, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich. Das Einkommen, die Aufstiegsmöglichkeiten und der Umgang im Betrieb werden besser bewertet als noch im Frühjahr.

Kalliauer warnte am Freitag vor Journalisten davor, den Standort Österreich schlecht zu reden. "Das dämpft die Stimmung unter den Arbeitnehmern, aber auch bei den Unternehmen." Der Arbeitsklima-Index, der längerfristige Entwicklungen aufzeige, sollte für Führungskräfte in bestimmten Branchen ein Anstoß sein, die Situation im eigenen Betrieb zu beobachten und zu überlegen, "ob man nicht gegensteuert". Denn sonst, so Kalliauer, könnten sie als Arbeitgeber an Attraktivität verlieren.

Es sollte zu bedenken geben, dass die Arbeitszufriedenheit der unter 26-Jährigen in den vergangenen zwei Jahren deutlich gesunken ist. Sie rechnen sich heute auch deutlich weniger Arbeitsmarktchancen aus als früher.

Immer weniger Beschäftigte haben einen Betriebsrat

Immer weniger Beschäftigte gaben an, einen Betriebsrat zu haben. Derzeit sind es 49 Prozent, vor zehn Jahren waren es noch 63 Prozent. In der öffentlichen Verwaltung haben 90 Prozent eine Belegschaftsvertretung, in der Industrie und im Gewerbe sind es immerhin noch 61 Prozent. Im Transportwesen und im Handel haben nur jeweils knapp 30 Prozent einen Betriebsrat, im Tourismus nur 14 Prozent.

"Leider gibt es immer noch Betriebe, die sich mehr vor dem Betriebsrat fürchten als vor den Mitbewerbern", bedauert Kalliauer. Die Wirkung einer Arbeitnehmervertretung werde unterschätzt, betont er. Von den Problemfällen, denen sich die AK Oberösterreich annehme, kommen über 80 Prozent aus Betrieben ohne Belegschaftsvertretung. Das Recht auf einen Betriebsrat besteht ab fünf Mitarbeitern.