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Das Comeback des wankenden Holzriesen

Von Thomas Pressberger

Wirtschaft

Vor drei Jahren galt Mayr Melnhof Holz als Sorgenkind der Holzbranche. Vorstand Richard Stralz hat das Traditionsunternehmen in kurzer Zeit zurück auf den Erfolgspfad geführt.


Leoben. Der steirische Holzkonzern Mayr Melnhof Holding AG hat vor wenigen Jahren noch Verluste in Millionenhöhe geschrieben, 2014 gelang der Turnaround und seit spätestens heuer steht fest, dass das Unternehmen nachhaltig saniert ist. 2015 lag der Umsatz bei 560 Millionen Euro und der Vorsteuergewinn bei 36,8 Millionen Euro, rund 50 Prozent höher als im Jahr davor. "Wir haben uns auf profitable Geschäfte konzentriert, ein striktes Kostenmanagement gefahren und die Bereiche Rohstoffe und Mitarbeiter kritisch bearbeitet", sagt Mayr-Melnhof-Holz-Vorstandsvorsitzender Richard Stralz, unter dessen Führung die Restrukturierung gelungen ist.

Rund- und Schnittholz machen bei Mayr Melnhof einen großen Teil der Betriebsleistung aus. Hier wurden Optimierungen vorgenommen, um den Materialverbrauch zu verbessern, sprich mehr Schnittholz aus einem Baum zu holen. "Wir haben auch das Einkaufsmarketing verbessert und verstärkt bei sägewerksnahen Lieferanten eingekauft", sagt Stralz.

Unprofitable Geschäfte wurden zurückgefahren, Produkte aus einigen Märkten zurückgenommen. Für 2016 rechnet Stralz mit etwas weniger Umsatz, dafür aber mehr Gewinn. Grund dafür ist der Verkauf des Werkes im oberösterreichischen Frankenmarkt. Auch wurde das Werk im steirischen Kalwang mit dem 20 Kilometer entfernten Standort in Gaishorn zusammengelegt. Die Restrukturierung konnte Stralz bereits im Vorjahr und damit früher als geplant beenden. "Wir waren im Businessplan besser, als mit den Banken vereinbart. Wir sind jetzt wieder normaler Firmenkunde."

Auch die Probleme mit dem niedrigen Eigenkapital und den hohen Bankverbindlichkeiten hätten sich entspannt. 2014 lag die Eigenkapitalquote bei zwölf Prozent, heuer sind es mehr als 25 Prozent. Die Bankverbindlichkeiten haben sich von 179 Millionen Euro auf unter 150 Millionen Euro reduziert. Für das Geschäftsjahr 2017 ist Stralz optimistisch. "Der Umsatz wird höher als 2016 sein und es wird sich auch der Ertrag verbessern."

Markt in Europa stabil

Der Schnittholzmarkt werde unter Druck bleiben - vor allem in der Levante gebe es starke Nachfragerückgänge. Europa sei stabil, Österreich und Deutschland liefen gut, Italien habe die Talsohle durchschritten und Spanien sich erholt. Größtes Wachstum gibt es in in Asien, das soll auch so bleiben. Beim Brettschichtholz und Brettsperrholz soll die Nachfrage in der D-A-CH-Region und in Italien hoch bleiben.

Die positive Entwicklung, die Mayr Melnhof Holz in den vergangenen drei Jahren durchlaufen hat, reicht Stralz aber noch nicht. "Wir sind noch nicht damit fertig, Potenziale zu heben." Nach der Restrukturierung strebt er jetzt die Vollauslastung aller Kapazitäten an. Bis 2017/18 wird autonomes Wachstum über diesen Weg allerdings erschöpft sein, weshalb er auch an Investitionen auf der grünen Wiese oder Akquisitionen denkt. "Bis 2020 werden wir eine größere Neuinvestition oder Beteiligung machen. Wir sind einer der größten Holzindustriekonzerne, wollen das bleiben und uns nach vorne arbeiten", sagt Stralz.

Investitionen in Technologie

Bereits heuer wurden 40 Millionen Euro in die technologische Verbesserung der eigenen Anlagen investiert, nächstes Jahr wird es eben so viel sein. Mayr Melnhof Holz betreibt drei Säge- und drei Weiterverarbeitungswerke in Österreich, Deutschland, Tschechien und Russland. "Damit sind wir richtig aufgestellt", sagt Stralz.

Bundesforste zu teuer

Weniger zufrieden ist er mit den Margen. "Die Rundholzpreise sind hoch, die Schnittholzpreise niedrig, das heißt, die Margen sind unter Druck." Bei Weiterverarbeitungsprodukten konnte er Preiserhöhungen durchsetzen und damit die Gewinnspanne "etwas reparieren". Diese Preisqualität sollte Anfang 2017 halten, womit man auf einem akzeptablen, wenn auch nicht erfreulichem Niveau sei.

Vom ehemaligen Minderheitseigentümer, den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf), bezieht Mayr Melnhof derzeit "keinen Festmeter" Holz. Allerdings nicht, weil man spinnefeind wäre, sondern weil die Preisgestaltung der Bundesforste für Stralz derzeit "nicht marktkonform" sondern "signifikant zu hoch" sei. "Zu diesen Preisen können wir nicht gewinnbringend verkaufen." Die Lieferbeziehungen wurden im Vorjahr beendet.

Alleiniger Eigentümer der Mayr Melnhof Holz Holding AG ist Franz Mayr-Melnhof-Saurau, der 100 Prozent über die F. Mayr-Melnhof-Saurau Industrie Holding GmbH hält. Er musste 2013 bei der Restrukturierungvereinbarung mit den Banken Kapital zuschießen, danach jedoch nicht mehr. Mayr Melnhof Holz zahlte bereits 2014 wieder eine Dividende aus, 2015 und 2016 ebenfalls.

Das Unternehmen ist in den Bereichen Schnittholz und Weiterverarbeitung, etwa Brettschicht- und Brettsperrholz, tätig und beschäftigt rund 1600 Mitarbeiter, knapp zehn Prozent weniger als vor zwei Jahren. Die Zahl soll 2017 stabil bleiben. Die Holzbranche insgesamt leidet nach wie vor unter Überkapazitäten in der Säge- sowie in der Weiterverarbeitungsindustrie - ausgenommen ist nur der Bereich Brettsperrholz. Zwar ist die Marktentwicklung im Bereich Weiterverarbeitung positiv, doch nicht in dem Umfang, dass Überkapazitäten ausgefüllt werden. Im Bereich Schnittholz ist mit einer Konsolidierung zu rechnen, in den kommenden zehn Jahren wird mit Zusammenschlüssen von Sägewerken gerechnet.

Nach drei Jahren Umsatzrückgängen zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab. 2015 ist die österreichische Holzindustrie um 4,8 Prozent gewachsen und setzte 7,49 Milliarden Euro um. Auch für heuer wird ein leichtes Plus erwartet. Zu den größten Playern in Österreich zählen neben Mayr Melnhof Holz der finnisch-schwedische Konzern Stora Enso sowie die heimischen Player Binderholz und die Pfeifer Group aus Tirol, Hasslacher aus Kärnten und die Holzindustrie Schweighofer.