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Taskforce USA der Voestalpine

Von Reinhard Göweil

Wirtschaft

In den USA, Kanada und Mexiko will der Technologiekonzern den Umsatz bis 2020 mehr als verdoppeln. Geht das mit Trump?


Wien. US-Präsident Donald Trump stellte das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) zur Disposition. Es umschließt die USA, Kanada, Mexiko. Für den Technologiekonzern Voestalpine Grund genug, im Unternehmen eine "Task Force USA" einzurichten, um die handelspolitischen Entwicklungen genau verfolgen zu können. "Der Nafta-Raum ist für uns nach wie vor eine große Wachstumschance", sagte Voestalpine-Chef Wolfgang Eder am Dienstagabend vor Journalisten. So ist geplant, den Umsatz von derzeit 1,2 Milliarden Euro bis 2020 auf drei Milliarden zu steigern - vor allem im automotiven Bereich. "Die USA sind natürlich wichtig für uns. Wir haben dort 2300 Mitarbeiter, und 14 Prozent unserer Aktionäre kommen aus den USA", so Eder.

14 Prozent Aktienkapitalaus USA

Die große Frage lautet: Wenn Trump seine Ankündigung wahr macht, Strafzölle von 35 Prozent etwa auf Autoimporte einzuheben, wird dies wohl nicht ohne Gegenmaßnahmen der betroffenen Staaten abgehen. Hier kommt das eben fertiggestellte Werk in Texas ins Spiel. Dort werden jährlich zwei Millionen Tonnen sogenannte Eisenschwämme hergestellt. 800.000 Tonnen davon sind für die Weiterverarbeitung im Stammwerk Linz vorgesehen. Sollte also ein Handelskrieg ausbrechen und die EU ihrerseits Zölle auf US-Waren einheben, "müssten wir versuchen, die gesamte Produktion zu verkaufen, und nichts nach Europa zu liefern", sagte Eder. Die in Linz durch diese Eisenschwämme ermöglichte Kostensenkung wäre - für die Dauer solcher Maßnahmen - dahin. Es geht dabei um jährlich mindestens 40 Millionen Euro. Da diese hochqualitativen Eisenschwämme die CO2-Emission in Linz und Donawitz um über sechs Prozent senken, müsste auch hier justiert werden.

Zu den Kostensteigerungen beim Werk in Texas sagte Eder, dass diese ständig kommuniziert worden seien. Da das Werk auf Dollarbasis errichtet wurde und der Konzern ausreichend Umsatz im Dollarraum mache, gebe es auch kein auf die Bilanz durchschlagendes Währungsrisiko. Eine jüngste Analyse kam zum Schluss, dass für das laufende Geschäftsjahr keine Auswirkungen zu erwarten sind, die Gewinnerwartung dürfte erfüllt werden. Die Kostensteigerungen betrugen ein Drittel, von 742 auf zirka eine Milliarde Dollar. "Das Wetter, gestiegene Baukosten durch den Bauboom im Umfeld des Werkes und ein neues Lagerkonzept", so beschrieb Eder die Gründe für die gestiegenen Kosten. Diese höheren Kosten seien in den vergangenen Jahresabschlüssen bereits verdaut, die Bauzeit lag bei zweieinhalb Jahren. Die FMA prüft. Am Mittwoch lag die Aktie der Voestalpine knapp zwei Prozent im Plus bei etwa 40 Euro.

Daneben betreibt die Voest in den USA sieben Weichen-Werke sowie Zulieferunternehmen für die Autoindustrie. Eder: "Wir folgen der europäischen Automobilindustrie in den nordamerikanischen Raum." Die US-Autoindustrie steht hier noch vor einem Aufholprozess. Europäische Zulieferer von der Qualität der Voestalpine fassen bei GM, Chrysler, Ford schwer Fuß, selbst wenn sie in den USA produzieren. In Europa erwartet Eder heuer eine gute Entwicklung, wenn es keine politischen Verwerfungen auf internationaler Ebene gibt. "Die europäische Wirtschaft ist viel stärker als allgemein angenommen", sagte Eder. "Das wird nur nicht gesehen, da sich jeder Staat in den Statistiken sehen will. Die
EU ist im Stahlbereich weltweit Nummer 2."