Wien/Linz. Es sind hohe Ziele, die sich die Industriestaaten beim Klimagipfel in Paris gesteckt haben und die vor allem die Industrie vor eine sehr schwierige Aufgabe stellen. Bis 2030 sollen Industriebetriebe nämlich um 40 Prozent weniger CO2 emittieren als im Vergleichsjahr 1990. Bis 2050 sollen es sogar 80 Prozent weniger sein. Nur wie die Reduktion erreicht wird, das weiß noch niemand so recht. "Wir haben die entsprechende Technologie noch nicht", sagte Wolfgang Eder, Chef des Stahlkonzerns Voestalpine, am Dienstag vor Journalisten in Wien. In den kommenden Jahren soll sich das ändern.

EU fördert Pilotprojekt

Die Großkonzerne Verbund, Voestalpine und Siemens haben sich zusammengeschlossen und wollen in den kommenden vier Jahren an der Entwicklung der notwendigen Technologie zur Reduktion der Treibhausemissionen arbeiten. Im Rahmen des Projekts "H2Future" soll zwischen den Hochöfen der Voest in Linz eine Wasserstoff-Elektrolyseanlage entstehen. In den kommenden vier Jahren will man dort den Einsatz von Wasserstoff als Industriegas sowie den Einsatz der Anlage am Regelenergiemarkt testen. Ebenfalls an der Forschung beteiligt sind die Verbund-Tochter APG und die wissenschaftlichen Partner K1-MET und ECN.

"Das kann ein Generationswechsel auch im metallurgischen Prozess werden", meinte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber bei der Projektpräsentation. Aber: "Wir brauchen Zeit", so Eder. Bis die Technologie ausgereift ist und im Normalbetrieb angewendet werden kann, könnten 15 bis 20 Jahre vergehen, meint er.

Das ambitionierte Projekt ist mit rund 18 Millionen Euro dotiert. Zwölf Millionen davon kommen von der Europäischen Kommission. Die restlichen sechs Millionen tragen Verbund, Siemens und Voest zu gleichen Teilen.

"Das ist eines unserer Flaggschiff-Projekte", sagte Bart Biebuyck von der EU-Kommission. "Es wird weltweit verfolgt, was nun hier in Österreich entwickelt wird." Die Fördermittel dafür kommen aus dem EU-Programm Horizon 2020.

Die Technologie für das ambitionierte Projekt liefert Siemens: In Linz soll die weltweit größte und eine der ersten Elektrolyseanlagen auf Basis der sogenannten Protonen-Austausch-Membran-Technologie entstehen.

Einfacher gesagt: Diese Technologie wandelt Strom in Wasserstoff um. Dieser wiederum ermöglicht es, große Energiemengen aufzunehmen und zu speichern. In Deutschland betreibt Siemens schon rund 20 ähnliche, kleine Elektrolysewerke, der erzeugte Wasserstoff kann als Treibstoff für Autos oder bei der Stromerzeugung eingesetzt werden.