Wien. (kle) Mehrere Bauunternehmen stehen im Verdacht illegaler Preisabsprachen bei Aufträgen der öffentlichen Hand. Laut "Standard" und "Kurier" soll es sich um 20 Firmen handeln. Namentlich bekannt sind von diesen bisher aber nur zwei: die Strabag, der größte österreichische Baukonzern, und die Porr, der zweitgrößte hiesige Branchen-Player. Die Aktienkurse beider Unternehmen gerieten am Freitag stark unter Druck.

Der Verdacht auf Preisabsprachen soll sich unter anderem auf ein Bauprojekt auf der A9, der Pyhrn-Autobahn, richten. Laut Medien sind Aufträge mit einem Gesamtwert von 100 Millionen Euro betroffen. Behördlich ermittelt wird seit Mittwoch, wobei an mehreren Firmenstandorten Razzien durchgeführt wurden. "Es besteht der begründete Verdacht, dass Unternehmen Preise abgesprochen haben", erklärte die Bundeswettbewerbsbehörde, ohne Namen und Details bekanntzugeben. Saftige Strafen drohen.

"Massive Vorwürfe"


Verkehrsminister Jörg Leichtfried sprach von "massiven Vorwürfen, die im Raum stehen". "Alle Fakten müssen jetzt auf den Tisch. Wir müssen solchen Methoden einen Riegel vorschieben", so der SPÖ-Minister, der möglichen Betrug an den Steuerzahlern ortet.

Die entsprechenden Ermittlungen führt das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) im Auftrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSta). Wie die BWB gab auch die WKSta keine Details zu den Ermittlungen und Razzien bekannt. Die Frage, wo, welche und wie viele Baufirmen betroffen sind, ließ der zuständige Staatsanwalt am Freitag unbeantwortet. Der Austria Presse Agentur bestätigte er nur: "Wir haben im Rahmen eines unserer Ermittlungsverfahren Hausdurchsuchungen an mehreren Standorten durchgeführt." Und: "Weitere Informationen kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht geben."

Auch Porr und Strabag hielten sich mit konkreten Aussagen zurück. Beide Konzerne haben eine interne Untersuchung eingeleitet. Wie sie betonten, wolle man vollumfänglich mit den Behörden kooperieren. Indes berichtete der "Kurier" unter Berufung auf eine Stellungnahme der Porr, dass am Mittwoch an vier Teerag-Asdag- und Porr-Standorten Hausdurchsuchungen durchgeführt worden seien. Die Strabag wiederum bestätigte Razzien, die ebenfalls am Mittwoch "in unseren Niederlassungen in Wien und Spittal an der Drau stattgefunden haben".

Talfahrt an der Börse

Der Kurs der Porr-Aktie rutschte am Freitag tief ab. Im Handelsverlauf gab er um bis zu 10,7 Prozent auf 29,20 Euro (Tagestief) nach, ehe er sich dann wieder etwas erholte. Mit dem Strabag-Aktienkurs ging es ebenfalls kräftig bergab: um bis zu 7,7 Prozent auf 34,80 Euro (Tagestief). Auch dieses Minus grenzte sich später ein.

Mit der jetzigen Causa werden Erinnerungen an den Wiener Baukartell-Prozess vor fast 16 Jahren wach. Neun Manager mehrerer großer Baufirmen waren damals als "Organe eines Kartells" wegen gesetzlich nicht vorgesehener Bieterabsprachen vom Gericht schuldig gesprochen worden. Sie fassten Geld- und bedingte Haftstrafen aus. Unabhängig davon wurden die betroffenen Baufirmen zu den im Kartellgesetz vorgesehenen Geldbußen verdonnert. Den Baukartellprozess hatte der Grüne Peter Pilz ins Rollen gebracht.