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Post-Chef sagt Nein zur Politik

Von Thomas Pressberger

Wirtschaft

Vorstandsvorsitzender Pölzl sieht die Türkei trotz politischer Turbulenzen als Wachstumsmarkt.


Wien. Georg Pölzl hat noch keinen Anruf aus der Politik bekommen. Als Wirtschaftsminister sei er nicht im Gespräch, sagte der Post-Chef am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. "Das wäre nichts für mich, ich bin als Manager besser aufgehoben", so Pölzl. Er sehe aber mit Wohlwollen, dass die Zahl der Menschen in der Politik, die gestalten wollen, steige.

Wünsche an die Politik gebe es, doch seien diese nicht neu. "Programme muss man sich nicht ausdenken, es liegt alles auf dem Tisch", sagt Pölzl. Themen seien unter anderem Bildung, Steuerreform und kalte Progression, man müsse nur noch aktiv werden. Die Nationalratswahl im Herbst bringe der Post fünf Millionen Euro. Pölzl hofft dennoch, dass es keine drei Wahlgänge gebe.

Die Post selber sieht er gut aufgestellt. 2016 und das erste Quartal 2017 seien gut verlaufen. Digitalisierung bleibe eines der Hauptthemen. Das Briefgeschäft ist rückläufig, das Paketgeschäft wächst dank des wachsenden Online-Handels, der Umsatz beträgt allerdings erst 20 Prozent des Briefgeschäfts. Der E-Brief entwickelt sich über den Erwartungen, nach neun Wochen nehmen rund 100.000 Empfänger das Angebot in Anspruch. "Es gibt großes Interesse von privaten Kunden. Wir wollen aber auch die Behördenpost", sagt Pölzl. Per E-Mail könne man diese nicht verschicken, da diese nicht sicher genug seien, wie die Cyberattacken vom Wochenende belegten.

Am Türkei-Engagement will Pölzl festhalten. "Ich halte die Türkei nach wie vor für ein spannendes Land." Sie zeige ein gutes Wachstum und habe Entwicklungschancen. Im Streit um eine Aufstockung der Anteile bei dem türkischen Paketzusteller Aras Kargo erwartet Pölzl noch heuer Bewegung. "Wir sind in Gesprächen, mehr kann ich nicht sagen." Das Problem sei kein politisches, es handle sich um einen Konflikt mit einem Familienmitglied der Eigentümerfamilie, mit zwei anderen sei man auf einer Linie.

Mit dem Start der hauseigenen Online-Handelsplattform Shöpping.at ist Pölzl zufrieden. Nach weniger als eineinhalb Monaten habe man 80 Händler und 57.000 Artikel, bis Jahresende sollen es 200 Händler und zwei Millionen Artikel sein. Shöpping.at soll in der Handelslandschaft in zwei bis drei Jahren relevant werden.

Neue Geschäftsfelder nötig

Das Festhalten am Türkei-Engagement ist für Bernd Maurer, Chefanalyst der Raiffeisen Centrobank, ein logischer Schritt. "In Österreich ist es für die Post schwer, den Umsatz stabil zu halten." Daher müsse man neue Geschäftsfelder suchen. Die Türkei sei mit Hinblick auf den Nahen Osten ein interessanter Logistikmarkt. Wirtschaftlich biete das Land nach wie vor Chancen.

Der Eintritt der Deutschen Post in den österreichischen Paketmarkt im September 2015 verschärfe zwar den Wettbewerb, auf der letzten Meile sei die Post aber effizienter aufgestellt, sagt ein Experte der Investmentbank Kepler Cheuvreux. Gefährlich werde es erst, wenn der weltgrößte Online-Händler Amazon in den Direktvertrieb einsteige. Die Online-Plattform Shöpping.at könne sich etablieren, wenn sie genügend Frequenz bekomme und eine rasche Zustellung zuwege bringe. Es stehe eine innovative Truppe dahinter, die Chance sei da.

Die Österreichische Post steigerte im ersten Quartal 2017 das Vorsteuerergebnis um 6,7 Prozent auf 54,2 Millionen Euro, beim Umsatz gab es ein Minus von 17,6 Prozent auf 488,7 Millionen Euro, was am Verkauf der deutschen Logistiktochter Trans-o-flex lag.