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Hellö und Goodbye

Von Karl Leban

Wirtschaft
© ÖBB/Marek Knopp

Die ÖBB ziehen sich nach knapp einem Jahr aus dem Fernbusmarkt wieder zurück: Hellö wird an Flixbus verkauft.


Wien. Offenbar war der Einstieg in den Fernbusmarkt doch ein zu verlustreiches Abenteuer, oder er wäre es geworden. Darum ziehen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) nun - nicht einmal ein Jahr nach dem Start ihres Fernbusunternehmens Hellö - die Notbremse. Wie die Staatsbahn am Montag ankündigte, wird Hellö an den deutschen Mitbewerber Flixbus verkauft. Das Projekt einer eigenen Fernbussparte im Konzern war noch unter ÖBB-Chef Christian Kern initiiert worden, bevor dieser im Mai 2016 in die Politik wechselte und zum Bundeskanzler avancierte.

Welchen Preis die ÖBB für Hellö lukrieren, ist unklar. Über ihn sei beiderseits Sillschweigen vereinbart worden, hieß es. Verkauft würden jedenfalls die Marke, das Streckennetz, das aktuell 25 Reiseziele in sechs Ländern Europas umfasst, Know-how sowie insgesamt 28 Busse, wie ein ÖBB-Sprecher sagte. Da Flixbus keine eigenen Busse hat und ausschließlich über Partnerfirmen tätig ist, übernimmt das österreichische Busunternehmen Blaguss den operativen Betrieb der Hellö-Linien.

ÖBB: Arbeitsplätzeder 70 Buslenker gesichert

Zu den Gründen für den Verkauf sagte der ÖBB-Sprecher der "Wiener Zeitung", dass bei Hellö nach Anfangsverlusten ursprünglich ab dem Jahr 2020 Gewinne geplant gewesen seien. Doch inzwischen sei es aus Sicht des ÖBB-Managements "nicht mehr möglich, dieses Ziel zu erreichen". Der Fernbusmarkt habe sich nämlich seit dem Eintritt von Hellö "deutlich verändert", so der Sprecher. Gekennzeichnet sei der Markt vor allem von niedrigen Ticketpreisen und starker Konsolidierung, mehrere Marktteilnehmer hätten den Markt verlassen oder seien übernommen worden. Angesichts dieses Umfelds habe man davon ausgehen müssen, "dass die von den ÖBB angestrebten Ticketpreise in absehbarer Zeit nicht durchsetzbar sind". Hellö war zunächst ja mit Kampfpreisen in den Fernbusmarkt eingestiegen.

Der Verkauf von Hellö soll bis Ende Juli abgeschlossen sein. Wasdie Arbeitsplätze der rund 70 Buslenker betrifft, so seien diese gesichert, wie der ÖBB-Sprecher weiter erklärte. Die Lenker hätten demnach die Wahl, in Zukunft entweder für Blaguss zu arbeiten oder für ihren bisherigen Arbeitgeber, den ÖBB-Postbus.

Geplant ist, dass die bestehenden Hellö-Linien mit 1. August in das europaweite Flixbus-Netz eingegliedert werden. Flixbus gilt als Europas größtes Fernbusnetz, mit der jetzigen Akquisition wird das Angebot auf insgesamt rund 1000 Destinationen in 22 Ländern anwachsen. "Wir freuen uns auf viele neue Kunden", kommentierte Flixbus-Gründer und -Geschäftsführer Jochen Engert die Übernahme. Zum einen kämen mit Hellö zusätzliche Kapazitäten auf beliebten Strecken zum Einsatz, zum anderen werde das Flixbus-Netz um neue Verbindungen und mehr Ziele im In- und Ausland erweitert.

Flixbus im Fernbusverkehrein Riese in Europa

Flixbus, im Jahr 2011 unter dem Namen "GoBus" gegründet, startete unter dem jetzigen Namen im Februar 2013 im Zuge der Liberalisierung des Fernbusverkehrs zunächst in Deutschland. Im Sommer 2014 erweiterte das in München ansässige Unternehmen erstmals sein Fernbusnetz in Richtung Österreich - zusammen mit Blaguss als Partner - und vor Kurzem in Richtung Osteuropa. 2016 beförderte Flixbus in Österreich nach eigenen Angaben rund 2,7 Millionen Reisende. In Deutschland hält das Unternehmen nach der Übernahme der Rivalen Postbus und Megabus rund 90 Prozent Marktanteil im Fernbusgeschäft.

Flixbus bildet ein Markendach sowohl für Linien anderer Busunternehmen als auch für eigene Fernbuslinien. Die Fahrtabwicklung erfolgt über lokale mittelständische Busfirmen. Einige Strecken werden über ein dem Codesharing vergleichbares Verfahren von anderen Anbietern ins eigene Buchungssystem übernommen. Im Herbst 2016 wurde bekannt, dass Flixbus unter seiner Flagge rund 1000 Busse fahren lässt.

Tickets für Hellö sind ab 1. Juni auch über Flixbus buchbar. Alle Hellö-Tickets bleiben weiter gültig. Ab 1. August können Flixbus-Tickets direkt und auch über die Mobilitäts-App "wegfinder.at" gekauft werden.