"Ich kann in der derzeitigen Phase nicht konkreter werden, aber die Kammerreform zwingt uns, genauer auf unsere Strukturen zu schauen und Effizienzpotenzial zu finden", sagt AWO-Chef Walter Koren. Die Idee, die AWO mit der WKÖ-Abteilung im Außenministerium zusammenzuführen, will Koren weder bestätigen noch dementieren. Er steht ihr aber grundsätzlich skeptisch gegenüber.
"Ein Einheitsbrei wäre nicht gut. Man sollte die Stärken der einzelnen Außenhandelsstellen dort belassen, wo sie am besten aufgehoben sind. Außerdem würde die Wirtschaftskammer damit ein super Asset aufgeben", sagt der AWO-Leiter, der seine Abteilung in den vergangenen 15 Jahren zu einer gut organisierten Servicestelle für österreichische Unternehmen aufgebaut hat.
Bis Jahresende erhält die AWO sogar weitere Zuständigkeiten: 35 der bisherigen Außenstellen werden zu sogenannten Innovationscentern umgewandelt, die Erkenntnisse der internationalen Spitzenforschung nach Österreich bringen sollen. Geplant sind Kooperationen mit renommierten Universitäten wie Stanford, MIT oder der ETH Zürich. In der Anfangsphase sollen dafür bis zu drei Millionen Euro aufgebracht werden.
Delegierte werden
zu Diplomaten
Doch bevor investiert wird, muss gespart werden. So versuchen das Außenamt und die AWO schon heute, Parallelstrukturen zu vermeiden: Viele Wirtschaftsdelegierte sind in Botschaften untergebracht, um sich die Miete und die Dienste von Hilfskräften zu teilen, beispielsweise in Kolumbien und Slowenien, demnächst auch in Weißrussland und in Westchina. Umgekehrt gibt es auch Wirtschaftsdelegierte, die repräsentative oder konsularische Aufgaben von Botschaftern übernehmen. Eine solche Lösung gibt es im Baltikum, im Oman, in Venezuela oder Südchina. Auch die Außenwirtschaft des Wirtschaftsministeriums arbeitet bereits heute eng mit der AWO zusammen - insbesondere im Bereich der Exportförderungen.
"Wir sind mit dem Außenamt permanent im Austausch. Ich bin grundsätzlich ein großer Anhänger davon, Synergien zu suchen", sagt Koren. Diese Aufgabe wird aber sein Nachfolger übernehmen müssen, denn Koren tritt mit Jahresende als AWO-Chef zurück und lässt seine Karriere als Wirtschaftsdelegierter in Kalifornien ausklingen. Der Rücktritt habe jedoch nichts mit den Fusionsplänen zu tun, sagt Koren: "In mir ist der Wunsch gewachsen, zum Abschluss noch einmal raus an die Front zu gehen."