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Diesel-Debatte erreicht Leasingbranche

Von Thomas Pressberger

Wirtschaft
© fotolia/Trueffelpix

Sinkende Werte bei Diesel-Pkw können Leasinggesellschaften in Bedrängnis bringen. Diese reagieren mit neuen Produkten.


Wien. Die Diskussion um mögliche Fahrverbote von Dieselfahrzeugen in deutschen Städten macht nicht nur Händler, sondern auch Leasinggesellschaften nervös. Fallende Preise für Neu- und Gebrauchtwagen könnten beide in die Bredouille bringen. "Bei Neuverkäufen gab es im vergangenen Monat einen leichten Rückgang, ob sich das fortsetzt, wissen wir noch nicht", sagt Josef Schirak, Sprecher des Fahrzeugeinzelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich. Man sei derzeit damit beschäftigt dagegen anzutreten, die "Geldvernichtung" durch die Diesel-Diskussion aufzuzeigen und als sinnlos darzustellen. "Wir versuchen, die Politik zu überzeugen, hier nicht Volksvermögen zu vernichten", sagt Schirak. Viele Händler hätten die Befürchtung, dass Diesel-Fahrzeuge dadurch eine Entwertung erfahren und auch der Wiederverkaufspreis unter Druck gerät.

Diesel zu verteufeln sei nicht sinnvoll, da in Österreich 2,75 Millionen Diesel-Pkw auf der Straße seien. Auch wenn ab sofort nur noch E-Autos verkauft würden, würde es zehn Jahre dauern, bis die Selbstzünder verschwunden wären. An der Technologie gebe es kein Vorbeikommen, weil man nur auf Benzin umsteigen könne. E-Autos und Hybridwagen lägen derzeit erst bei einem beziehungsweise 2,5 Prozent Marktanteil, den könne man nicht rasch in die Höhe fahren. Für E-Autos fehle noch die Infrastruktur, Folgekosten wie Akku-Entsorgung seien auch noch nicht geklärt.

Großer Wettbewerb

Auch Leasinggesellschaften könnten unter Druck geraten, wenn sie Fixpreise vereinbart hätten und der Marktwert gesunken sei. Die meisten hätten jedoch Klauseln in den Verträgen, die sie bei massiven und unvorhersehbaren Veränderungen am Markt vor Nachforderungen bewahren. Dennoch müsse jeder einzelne Fall geprüft werden. Die Autohändler selber seien von der Problematik nicht betroffen, weil sie Leasingverträge über ihre Hersteller oder Freileasinggesellschaften anbieten würden. Viel Potenzial nach unten gibt es bei Leasingverträgen und deren Raten nicht, da ein starker Wettbewerb in der Branche stattfinde und sich die Leasinggesellschaften unterbieten würden. "Im Moment gibt’s hier keine Änderungen", sagt Schirak.

Die Eurotax-Eintauschwerte seien leicht gefallen, aber erst der Herbst werde zeigen, wie weit das "Diesel-Bashing" Schaden hinterlassen hat. Ab September laufe das Autogeschäft wieder richtig an, da kämen die neuen Modelle. "Bisher sind nur die ganz Vorsichtigen von Diesel auf Benzin umgestiegen", sagt Schirak. In Österreich sei der Dieselanteil mit 50 Prozent deutlich höher als in anderen Ländern, wie Deutschland mit 30 Prozent. "Das liegt daran, dass die VW-Porsche-Gruppe in Österreich stark ist und dass die Politik vor Jahren zum Umstieg auf Diesel ermuntert hat", sagt Schirak. Dass von der Politik nun gegenteilige Signale kämen, sei absurd, eigentlich müssten sich Betroffene am Staat schadlos halten können.

"Wir können derzeit noch keine Wertminderungen bei Dieselfahrzeugen und damit keine Auswirkung auf den Restwert feststellen", sagt Christian Pesau, Geschäftsführer des Arbeitskreises der Automobilimporteure in der Industriellenvereinigung. Die Nachfrage nach Benzinern wachse zwar stärker, aber auch jene nach Diesel-Fahrzeugen sei nach wie vor steigend. Man müsse nun beobachten, wie sich die politische Diskussion entwickle und welche Nachrüstmöglichkeiten es gebe. Es sei noch nicht klar, ob das Hard- oder Software betreffe und wer die Kosten trage. Betroffen seien Fahrzeuge bis zur Klasse Euro 5, für alte Fahrzeuge würden sich Nachrüstmaßnahmen eher nicht mehr auszahlen. Die Automobilindustrie tue alles, um Fahrverbote in Städten zu verhindern. In Österreich habe sich die Diskussion beruhigt. Bei kleinen Fahrzeugen könne man leichter auf Benziner umsteigen, große Fahrzeuge seien beim Verbrauch besser mit Dieselmotoren unterwegs, meint Pesau.

Ein Grund, warum es noch zu keinem Wertverfall bei Dieselfahrzeugen am Gebrauchtwagenmarkt gekommen ist, liegt laut Renato Eggner, Geschäftsführer der Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement GmbH, darin, dass die Vorteile des Dieselantriebes, wie geringe Betriebskosten, noch immer dominieren. "Damit sich Kunden gegen veränderte Preise am Gebrauchtwagenmarkt absichern, ist es sinnvoll, auf Produkte mit garantierten Restwerten umzusteigen", sagt Eggner. Im Firmenkundenbereich habe das Operating Leasing - eine spezielle Leasingform für Unternehmen, bei der kein Restwertrisiko vorliegt - im Fuhrparkmanagement bereits einen Anteil von mehr als 70 Prozent gegenüber dem Finanzierungsleasing, das kein garantierter Restwert bietet.

Garantierte Restwerte

"Aufgrund der positiven Erfahrung im Firmenkundenbereich planen wir im Herbst die Einführung eines Produktes mit garantierten Restwerten für Konsumenten", sagt Eggner. Ähnlich wie nach der Finanzkrise 2009 erwartet er einen Boom bei Leasingfinanzierungen mit garantierten Restwerten. Über Operating Leasing oder andere Produkte mit garantierten Restwerten sei der Leasingnehmer abgesichert.

"Aufgabe der Leasinggesellschaft ist es, seine Gebrauchtwagenvermarktung zu professionalisieren und vorausschauend realistische Restwerte zu kalkulieren", sagt Eggner. Leider werde bei dem Thema Wertminderung sehr viel vermischt und verallgemeinert. "So ist beispielsweise bei möglichen regionalen oder temporären Fahrverboten immer die Rede von Dieselfahrzeugen mit der Abgasnorm EU5 und schlechter. Fahrzeuge, die der aktuellen Abgasnorm EU6 entsprechen, sind davon nicht betroffen." Da geleaste Fahrzeuge immer jünger seien als das Durchschnittsfahrzeug, kann er sich auch eine steigende Nachfrage am Gebrauchtwagenmarkt nach diesen Fahrzeugen vorstellen, die ja den neueren Abgasnormen entsprechen würden.