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"Drei" kauft Tele2 und fordert die Nummer 1 heraus

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Mit der Übernahme entsteht Österreichs größter alternativer Telekom-Betreiber.


Wien. Mit der Übernahme von Tele2, der Nummer 2 bei Festnetz-Businesskunden, durch den Mobilfunker Hutchison Drei Austria entsteht Österreichs größter alternativer Telekom-Betreiber. "Alternativ" sind alle Anbieter neben dem ehemaligen Monopolisten und Marktführer A1 Telekom Austria, der nun mit härterer Konkurrenz rechnen muss.

Drei kämpft gemeinsam mit T-Mobile Austria um den zweiten Platz am heimischen Mobilfunkmarkt. Nun strebe man die Marktführerschaft an, sagte Drei-CEO Jan Trionow am Freitag in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, nachdem am Morgen die Verträge unterzeichnet worden waren. Sein Unternehmen hat durch den Zukauf nun über 1500 Mitarbeiter (1300 eigene plus 235 von Tele2), die einen Umsatz von rund 900 Millionen Euro - 772 Millionen kommen von Drei, 122 Millionen von Tele2 - erzielen. Über vier Millionen Anschlüsse würden nach dem Merger gemeinsam betreut. Mit einer Abdeckung von 98 Prozent hat Drei nach Eigenangaben das dichteste LTE-Netz in Österreich.

Der Anteil der Geschäftskundenumsätze am Gesamtumsatz von Drei steigt durch die Übernahme von 12 auf 22 Prozent, rechnete Trionow vor. Mittelfristig wolle das Unternehmen mehr als ein Viertel der Umsätze im Business-Segment erzielen, sagte er.

Der Weg von Onezu Drei

Hutchison Drei Austria hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Sie beginnt am 26. Oktober 1998, als Handybetreiber One in Österreich an den Start ging. "Wir wollen dafür sorgen, dass das Handy zum Massenprodukt wird", sagte damals Lars Reichelt, Sales-Manager von Connect Austria, dem dritten heimischen Mobilfunkbetreiber neben A1, Tochter der staatlichen Post & Telekom Austria AG und dem Anbieter max.mobil (vormals "Ö Call", später T-Mobile Austria), hinter dem anfänglich ein Konsortium um Siemens Österreich, die Deutsche Telekom-Tochter DeTeMobil und die Bawag stand.

Den Zuschlag für die vierte Mobilfunkkonzession erhielt 1999 Tele.ring ("Weg mit dem Speck!"), ein Gemeinschaftsunternehmen aus Mannesmann, Citykom, Verbund und ÖBB, das 2005 von T-Mobile übernommen wurde. Im Jahr 2003 stieg schließlich der internationale Mischkonzern Hutchison Whampoa (Hongkong) mit "Drei" in den Markt ein. One wurde 2008 von der France Telekom gekauft und in Orange umbenannt. Mit der Übernahme durch Hutchison Drei Austria im Jahr 2013 war Orange auch schnell wieder Geschichte.

Tele2 ist schon etwas älter. 1993 gründete der schwedische Medienunternehmer Jan Stenbeck die Tele2 AB. 1999 erfolgte der Markteintritt von Tele2 in Österreich. 2004 übernahm Tele2 die 1995 von den österreichischen Landesenergieversorgern gegründete UTA Telekom AG, womit der größte alternative Kommunikations-Komplettanbieter im Internet und Festnetz entstand. 2011 kaufte Tele2 den Internet-Serviceprovider Silver Server, den Oskar Obereder und sein Partner Jens Grumbach 1994 in Wien aus der Taufe gehoben hatten.

Die in neun europäischen Ländern tätige Tele2-Gruppe notiert seit 1996 an der Börse, erzielte 2016 einen Umsatz von 2,9 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 550 Millionen Euro.

Marke Tele2 verschwindetvom Markt

Nach der Übernahme durch Drei wird die Marke Tele2 "aus dem Markt gezogen", sagte Trionow. Für die Mobilfunkkunden von Tele2, die über das Netz von T-Mobile Austria telefonieren, ändert sich vorläufig nichts.

"Heute ist ein historischer Tag", betonte Trionow. Durch die Übernahme von Tele2 schließe Drei seine letzten Angebotslücken und rücke damit nicht nur bei Privat-, sondern auch bei Geschäftskunden noch näher an A1 heran. Für Großunternehmen sei der neue Anbieter "die einzige echte Alternative zum ehemaligen Monopolisten". Für die privaten Haushalte würde sichergestellt, dass es auch in Zukunft einen österreichweiten Preis- und Angebotswettbewerb im Festnetz geben werde. Man wolle das erfolgreiche Geschäftsmodell von Tele2 fortführen.

Drei zahlt 95 Millionen Euro für Tele2, wobei zehn Millionen Euro davon vom Erfolg desIntegrationsprozesses abhängen. Drei geht davon aus, dass die österreichischen Wettbewerbsbehörden die Transaktion genehmigen werden und dass der Zusammenschluss noch in diesem Jahr erfolgen wird.

Bedeutung des Mobilfunks ungebrochen

Laut der Regulierungsbehörde RTR kamen im Vorjahr 87,7 Prozent der Gesprächsminuten in Österreich aus dem Mobilnetz, auf den rund 64,5 Prozent der vier Milliarden Euro Gesamtumsatz im Telekomsektor entfielen. Das mobile Up- und Download-Datenvolumen stieg um 90 Prozent auf über 570.000 Terabyte.

Auffallend war der Rückgang bei gesendeten SMS um rund 18 Prozent auf rund drei Milliarden. Damit setzte sich ein langjähriger rückläufiger Trend fort. Laut RTR kann dies vor allem durch die verbreitete Nutzung von Instant-Messaging-Services wie WhatsApp oder Facebook Messenger erklärt werden.